Seite auswählen

Der Trompeterautomat des Erzherzogs

Der Trompeterautomat des Erzherzogs

Die Tätigkeit des Sammelns ist so alt wie die Menschheit selbst. Waren es anfangs Gegenstände, die den Alltag leichter machten, waren es später Dinge, denen man Wert beimaß. So etablierten sich ab der Spätrenaissance in manchen Häusern wohlhabender Bürger und Residenzen mächtiger Potentaten Kuriositätenkabinette und Wunderkammern. War genügend Geld vorhanden, so liebte man es die Wunder der Welt und Kunst in all ihren Facetten zu zeigen. Eine der legendärsten, und die größte ihrer Zeit war die Sammlung des Habsburger Kaisers Rudolf II. (1552-1612) in seiner Prager Residenz. Jedoch eine Zeitgenosse aus der eigenen Familie machte ihm auf diesem Gebiet starke Konkurrenz: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529-1595).

 

Ferdinand war ein gebildeter und kunstsinniger Mensch und man kann ihn heute als Begründer des systematischen Sammlungswesen ansehen. Er ließ an seine Residenz, Schloss Ambras in Innsbruck, ein Unterschloss zur Aufbewahrung und Präsentation seiner Sammlung anbauen, wo sie noch heute besichtigt werden kann. Dieser Umstand bewirkt, dass Ambras das älteste Museum der Welt ist, in dem die Objekte noch an ihrem ursprünglichen Ausstellungsort sind. Der Sammlung des Erzherzogs entstammt auch das heute vorgestellte Kleinod: Der Trompeterautomat.

 

Der Schöpfer des Trompeterautomaten war der Augsburger Uhrmacher und Maschinenbaumechaniker Hans Schlottheim (1546-1625), der durch seine kunstvollen, kostbaren Uhren und Maschinen zu großer Berühmtheit gelangte. Im Laufe seines Lebens erfreute Schlottheim Fürsten und Sammler  mit noch manch anderen beweglichen Apparaten.

 

Der Korpus der hier präsentierten Maschine ist in Form eines niederen Turms gehalten und aus Palisander und Ebenholz gefertigt. Gedrechselte Geländer zieren den, über Nischenskulpturen führenden, Stiegenaufgang und begrenzen die Plattformen, auf denen die Musiker spielen. So wie bei etlichen anderen seiner Arbeiten, hat Schlottheim auch hier seitlich Zeitmesser angebracht.

 

Die zehnköpfige Trompeterformation vereinnahmt, in zwei Gruppen gebildet, die große Plattform des Turms und ist so wie alle Figuren aus vergoldetem Silber gefertigt. Der Aufsatz des Turmes ist dem exotischen, von Obelisken umgebenen, Paukenspieler vorbehalten, der genügend Bewegungsfreiheit besitzt und damit ins Blickzentrum rückt. Gekleidet sind die Musiker in einheitliche goldene Uniformen mit Helmen auf den Köpfen.

 

Wird die raffinierte Mechanik für das Spielwerk in Gang gebracht, setzt sich das Werk aus Eisen in Bewegung und lässt die Trompeter, unabhängig voneinander, ihre mit Fahnen geschmückten Instrumente passend zur Melodie heben und senken. Der Trommler schlägt rhythmusgebend abwechselnd beide Pauken, wobei er seinen Körper nach links und rechts dreht. Die wahre Attraktion ist das Innenleben der Maschine, denn dort arbeiten, auf engstem Raum, Ventile, Blasebalg, Holzscheibe mit Musikinformationen, Federn und Wellen nahtlos zusammen und ermöglichen so, visuell und auditiv, die Illusion eines spielenden Orchesters. Natürlich verlangt ein sich bewegendes Objekt, in der Bewegung gesehen zu werden, und deshalb gibt es hier ein kurzes Video dazu:

 

Video: Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Auch wenn der Automat so manchem Betrachter heutzutage nicht mehr sehr spektakulär erscheinen mag, muss man ihn sich in seiner Entstehungszeit vorstellen. Im Jahre 1582 wurde die 34×36 cm große Maschine mit Staunen und Bewunderung betrachtet und hätte zu den Prunkstücken jeder Sammlung gezählt. Sie konnte, in einer noch weitgehend technologiefreien Welt, das reale Leben imitieren, und solch ein Wunderwerk zu besitzen, erfüllte sogar einen Erzherzog mit Stolz.

 

Euer Kultur Jack!

Eingangsbild: Trompeterautomat, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !