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Winslow Homer und die Liebe zur See

Winslow Homer und die Liebe zur See

Die Malerei des 19. Jahrhunderts erlebte große Umbrüche. Der Realismus löste den Klassizismus ab und wurde selbst vom Impressionismus überflügelt. Viele Länder Europas hatten eigene Kunstszenen, jedoch alle Augen richteten sich auf den Kunstnabel der Welt: Frankreich. Die Europäer waren derart mit den eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dass ein Blick über den Ozean für sie kein Thema war. Amerikanische Künstler waren somit auf unserem Kontinent nicht wirklich existent, und dieses Schicksal teilte auch der Protagonist unseres heutigen Beitrags: WINSLOW HOMER (1836-1910).

 

In Boston geboren, begann Winslow schon früh mit dem Zeichnen und wurde dabei von seinen Eltern unterstützt. Da sein Vaterzwei Jahre lang erfolglos dem Traum vom kalifornischen Goldrausch nachlief, waren die finanziellen Möglichkeiten für ein Studium nicht vorhanden. 1855 kam er jedoch bei einem Lithographen, der sein Talent erkannte und ihm sogar das Lehrgeld erließ, als Zeichner unter.

 

Nach seiner zweijährigen Lehrzeit begann Homer Zeichnungen an verschiedene Zeitungen zu schicken und gewann damit so prominente Auftraggeber wie „Harper´s Weekly“. 1859 zog er nach New York, lebte als freier Zeichner in Greenwich Village und schrieb sich in die National Academy ein. 17 Jahre lang blieben die Zeitungen sein Hauteinnahmequelle.

 

Er nahm Privatunterricht bei Frederic Rondel, der ihn lehrte mit Palette und Pinsel umzugehen. Rasch stellten sich Fortschritte ein und 1865 wurde Homer zum Mitglied der National Academy gewählt. Bei Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs erwirkte er von „Harper´s Weekly“ ein Empfehlungsschreiben, dass ihn als „besonderen Künstler“ in die Lage versetzte sich im Armeegebiet durch die Frontlinien zu bewegen. Für seine Darstellungen des Lebens der Soldaten erhielt er nationalen Anerkennung.

 

Eines seiner Kriegsbilder fand Aufnahme in die Pariser Ausstellung von 1866 und das nahm er zum Anlass diese Stadt zu bereisen. Winslow hatte wenig Kontakt zu Künstlerkollegen, jedoch gestaltete sich der Aufenthalt für sein Wissen über Freilichtmalerei und freie Pinselführung fruchtbar.

 

1874 kam der Künstler erstmals nach Keene Valley in den Adirondack Mountains. Dort hatte sich eine Künstlerkolonie etabliert und Homer fasste eine tiefe Zuneigung zu dieser Gegend. Zwölf Jahre später zählten er und sein Bruder zu den Gründungsmitgliedern des „North Woods Club“ der auf eigenem Grund errichtet wurde. Die Brüder wurden bei Ihren Aufenthalten zu leidenschaftlichen Fliegenfischern, was in den nächsten Jahren zu etlichen Angelreisen führte und Homer zu neuen Motiven verhalf, die er erfolgreich unter, ebenso passionierten, Anglern verkaufen konnte. Die nächste 38 Jahre kam der Künstler immer wieder in die Adirondack Mountains zum Angeln, Malen und Jagen zurück.

 

Seine zweite und letzte Auslandsreise führte den Maler nach England und er ließ sich in Cullercoats, einem Fischerdorf an der Nordsee, nieder. Das anstrengende und einfache Leben der fischenden Einwohner berührte in zutiefst, er blieb eineinhalb Jahre dort, und der Aufenthalt veränderte ihn und seine Kunst.

 

Zurück in den Staaten feierte Homer triumphale Erfolge bei der jährlichen Ausstellung in der National Academy, die sich auch finanziell niederschlugen. Da sein Ruf als Maler nun gefestigt war, zog der Künstler zu seinem Bruder auf die Halbinsel Prouds Neck in Maine.

 

75 Meter vom Meer entfernt ließ sich Homer 1884 eine ehemalige Remise zu einem Atelier umbauen und es wurde bis zu seinem Lebensende der letzte Wohnsitz. Die raue Schönheit der Küste Maines führte seine Malerei endgültig zu den Themen stürmische See, elementare Kräfte der Natur und das Verhältnis des Menschen dazu.

 

Ausstellungstätigkeiten stellte der Künstler ein, er führte ein abgeschottetes Leben mit Kontakt zu seinen Brüdern, er liebte Gartenarbeit und seine Passion Malen, und kaum ein Fremder erlangte Zutritt in seine kleine Welt. Sein Werk erhielt etliche Ehrungen und seine Person wurde als Mitglied in verschiedene Kunstinstitutionen gewählt. Im Jahr 1910 starb der Künstler, im Beisein seiner Brüder, in seinem Atelier in Prouds Neck.

 

Die Kunst Winslow Homers erfährt ihren stärksten Ausdruck in seinen See-Bildern, die an Dramatik,  Wildheit und Schönheit ihresgleichen suchen.
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !