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Nach Westen – Albert Bierstadt

Nach Westen – Albert Bierstadt

Als 1832 die Familie Bierstadt von Solingen in Deutschland nach Massachusetts auswanderte, ahnte niemand, dass einer ihrer Söhne, der zweijährige Albert, zu einem der bedeutendsten amerikanischen Landschaftsmaler seiner Zeit aufsteigen sollte.

 

Über Alberts Jugend ist wenig bekannt, aber da er 1850 eine Laufbahn als Zeichenlehrer einschlug, darf man annehmen, dass Zeichnen und Malen ihn bereits sehr lange beschäftigte. 2 Jahre später aber ging der junge Mann nach Deutschland zurück um beim Cousin seiner Mutter, dem akademischen Maler Johann Peter Hasenclever, eine professionelle Ausbildung zu erhalten.

 

Hasenclever verstarb kurz vor seiner Ankunft, jedoch dessen Malerfreunde unterstützten Albert in seinen Bestrebungen, und so studierte er von 1853-1857 Landschaftsmalerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Von dort unternahm er mit Malerkollegen Studienreisen durch Deutschland, die Schweiz und Italien und es entstanden zahlreiche Skizzen von seinen Eindrücken. Diese Studien setzte er, da er sehr bald seine Freude an großen Formaten entdeckte, im Atelier in Ölbilder um.

 

Nach seiner Rückkehr, 1857, in die Vereinigten Staaten organisierte er Ausstellungen, und mit seinen europäischen Arbeiten fand er sehr rasch Anerkennung. Seine eigentliche Bestimmung verwirklichte sich 1859, als Colonel Frederik W. Lander vom amerikanischen Innenministerium den Auftrag erhielt eine Planwagen-Route nach Kalifornien zu erkunden, und Bierstadt zu Dokumentationszwecken mitgenommen wurde.

 

Die erste Expedition zur Pazifikküste von Lewis und Clark lag bereits 55 Jahre zurück, jedoch war für den Großteil der Bevölkerung die landschaftliche Erscheinung des Westens ein dunkler Fleck. Dies änderte Albert Bierstadt nach seiner Rückkehr von dieser Forschungsreise. Er verwandelte seine Skizzen und Fotos, die Daguerreotypie war bereits erfunden, in monumentale Ölgemälde. Die Einwohner der Ostküste sahen erstmals die Schönheit des Westens mitsamt Lebensweise der Ureinwohner und Albert wurde schlagartig berühmt.

 

Man muss aber auch bedenken, dass der Künstler in europäischer Landschaftsmalerei geschult war, und somit keine exakten Abbildungen des Gesehenen zeigte. Um des stärkeren Effekts willens, wurden die Landschaften mehr komponiert als abgebildet und Albert bevorzugte es, die Dramatik durch extreme Lichtwirkung zu verstärken. Zweifellos verstand er es meisterlich atmosphärische Stimmungen und Gegebenheiten atemberaubend darzustellen. Die Realität wurde, auf Grund beabsichtigter emotionaler Wirkung auf den Betrachter, leicht verändert. Der Maler spielt mit unseren Gefühlen wie ein Magier, denn das gesamte Bild erweckt beim Schauenden den Wunsch, Teil dieser Landschaft und Schönheit zu sein.

 

1863 querte Albert mit Freunden, auch seiner zukünftigen Frau, nochmals das Land, von den Rocky Mountains, über Yosemite Valley und Oregon zum Pazifik.

 

1867 ging es für ihn und seine Frau für zweieinhalb Jahre zurück nach Europa, wo er bereits große Berühmtheit erlangt hatte und ihm wurden hier etliche Ehrungen zuteil, unter anderem die Französische Ehrenlegion und der österreichische Sankt-Stanislaus-Orden.
Von 1871-1873 war Kalifornien der Lebensmittelpunkt für das Ehepaar, von wo aus sie wieder den Westen des Landes und Kanada bereisten. Hunderte von Skizzen die dabei entstanden dienten wieder als Vorlage für seine großformatigen Ölbilder.

 

Als 1882 sein Atelier in Irvington on Hudson, New York bei einem Brand zerstört wurde, zogen sie nach New York City und ließen sich dort endgültig nieder.
Im Zuge der Industrialisierung und des Fortschritts der technischen Entwicklungen richtete sich der Blick der Amerikaner auf eine dynamische, moderne Entfaltung des Lebens und deshalb kamen die Themen seines Werks in den Sog einer sterbenden Zeit und damit aus der Mode. Es ging soweit, dass sein Bild „The last Buffalo“, vom amerikanischen Auswahlkomitee für die Pariser Weltausstellung abgelehnt wurde.

 

Der Tod seiner Frau und andere Schicksalsschläge führten 1995 zum finanziellen Bankrott und der einst gefeierte Künstler starb 1902 in Armut und Einsamkeit in New York City.
Albert Bierstadt geriet schnell in Vergessenheit und aus dieser holte ihn erst wieder die Umweltbewegung der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück ins Licht der Kunstinteressierten. Heute zieren viele Amerikaner, mit kleinen Reproduktionen seiner großformatigen Bilder, in nostalgisch verklärter Weise, wieder ihre Wohnbereiche.

 

Kunstgeschichtlich gesehen zählt man Bierstadt zur Hudson River School, einer Gruppe von Künstlern seiner Zeit, welche die unberührten Schönheiten der amerikanischen Landschaft wiedergaben.

 

Die amerikanische Bedeutung seines Schaffens bezeugt vielleicht die Selbstverständlichkeit, dass zwei seiner Bilder Wände des Kapitols in Washington DC schmücken.
Liebe Leute, nicht der Umstand, dass eines seiner Werke 2014 bei einer Auktion 2,5 Millionen Dollar erzielte, sondern die die Qualität und Schönheit seines Schaffens machen es unserem Kulturblog zur Freude ihn einem interessierten Publikum zu präsentieren.
Bis bald, Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !