
Automat mit Triumph des Bacchus

Wunderwelt der Technik und Mechanik – bis auf den heutigen Tag unterliegt der überwiegende Teil der Menschen dieser Faszination. Ab dem 20. Jahrhundert überschlugen sich die Innovationen auf diesem Gebiet, und trotz der Fülle an Neuerungen werden wir des Staunens nicht müde.
Jedoch die Leidenschaft für bewegte Objekte aus toter Materie fand sich bereits in der Zeit der Renaissance und dem Barock. Passionierte und betuchte Sammler schufen sich umfangreiche Kunst- und Wunderkammern deren Ziel es war, die Welt und ihre Schönheit in möglichst großer Vielfalt und Einheit zu präsentieren.
- Wunderkammer, Foto: © Houghton Library. Harvard University
- Wunderkammer, Foto: © welcomimages.com
Die größte und bedeutendste Sammlung seiner Zeit, die alle anderen in den Schatten stellte, hatte Kaiser Rudolf II. (1552-1612) aus dem Hause Habsburg in seiner Prager Residenz. Zu den begehrtesten Objekten solcher Verdichtungen an Kunst gehörten mechanische Apparate und Automaten, die das natürliche Leben nachahmten. So zählte auch unser heutiges Objekt zu den Kleinoden des Kaisers: Automat mit Triumph des Bacchus.
- Rudolf II. by Guiseppe Arcimboldo, Foto: © LSH 87582
- Triumph des Bacchus, Foto: Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer
Das 53cm lange und 43cm hohe Gefährt aus vergoldetem Silber wurde um das Jahr 1604 vom Goldschmied Silvester II. Eberlin in seiner äußeren Form gefertigt. Mit dem Mechanismus des Wunderwerks wurde Hans Schlottheim beauftragt, der für die raffiniertesten mechanischen Werke seiner Zeit berühmt war.
Da die griechische Mythologie Bacchus auch in einem Ziegengespann darstellt, zeigt uns die wunderbare Goldschmiedearbeit den Gott des Weines, mit einer Traube in der Hand, auf einem Ziegenbock sitzend in ausgelassener Pose. An die Ziege gelehnt sorgt eine musizierende Figur für eine Steigerung der Stimmung. Bunt emaillierte und bemalte Früchte sowie ein Vogel, aber auch die gesamte Ornamentik des Gefährts, zeugen vom Können Silvester Eberlins.
- Foto: © Kultur Jack
- Foto: © Kultur Jack
Gelenkt wird der Wagen von Darstellungen des Hirtengotts Pan, der ein Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock ist. Kleinere Figuren des Hirtengottes mit behuften Beinen flankieren Bacchus zu beiden Seiten der Kutsche. Auch die Speichen der Räder sind sehr aufwendig gestaltet.
- Foto: © Kultur Jack
- Foto: © Kultur Jack
Was war Schlottheims Leistung an diesem Automaten? Das erkennen wir, wenn wir mit einem Schlüssel den Apparat aufziehen. Der Uhrmacher und Maschinenbaumechaniker versah das Objekt mit einem mechanischen Werk, welches die Kutsche über den Tisch fahren ließ. Dazu spielte ein, im Aufsatz verborgenes, Orgelwerk Musik und Teile der Figuren bewegten sich. Die innenliegenden Werke bestehen aus einer Kupferlegierung und Eisen.
- Foto: © Kultur Jack
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Da jedoch keine Beschreibung die anschauliche Wirklichkeit ersetzen kann, sei hier ein kurzes Video des bewegten Automaten beigefügt.
Video Automat Triumph des Bacchus
Liebe Leute, eines ist vielleicht noch wissenswert: Da der Kopf des Ziegenbocks abnehmbar ist, und als Becher verwendet werden kann, ist davon auszugehen, dass der Bacchus Automat als Trinkspiel konzipiert wurde. Somit war dieses Wunderwerk der Technik nicht bloß ein erstaunenswertes Kunstobjekt, sondern trug auch zur Unterhaltung der Gesellschaft bei.
Euer Kultur Jack!
Beitragsbild und Video: Kunsthistorisches Museum Wien, Youtube