
Schreibzeug mit Tiermotiven

Das Edelmetall Silber wird ungefähr seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. verarbeitet und es fand bei allen großen Völkern des Altertums Verwendung. Im Mittelalter gab es einige Silbervorkommen in Zentraleuropa, jedoch der bedeutendste Silberproduzent war Schwaz in Tirol. Die alten Ägypter nannten es Mondmetall und in der Alchemie stand Silber ebenfalls für den Mond. Zeitweise war es teurer als Gold und sein wirtschaftlicher Niedergang setzte erst mit der Entdeckung Amerikas ein, denn danach brachten die Spanier große Mengen davon aus Lateinamerika. Ist der heutige Preis, im Vergleich zu Gold, eher gering, hat die strahlende Silberfarbe in der künstlerischen Verarbeitung nichts an Faszination eingebüßt.
- 500g Silberbarren aus Trier um 400 v. Chr., Foto: © Chris 73 wikimedia commons
- Silbergefäße 6000-1500 v.Chr., Foto: © Gary Todd, flickr.com
Der Grund für diesen kleinen Exkurs in Silber besteht darin, dass unser heutiges Kleinod des Monats rein aus diesem edlen Metall besteht.
Das Objekt:
- Foto: © Kultur Jack
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Diese silberne Kassette wurde um 1565 in Nürnberg vornehmlich zur Aufbewahrung von Schreibutensilien gefertigt. Zwei Drittel der 22,7cm x 10,2cm großen Schatulle verwahrten in einem großen Fach Schreibgeräte, sowie auch eine Schere, Messer und diverse Werkzeuge zur Papierbearbeitung. Dieses Zubehör wurde zeitgleich hergestellt und ist im Original vorhanden. Das übrige Drittel unterteilt sich in vier quadratische Behältnisse in denen Hilfsmittel, die zum Schreiben unerlässlich sind, verwahrt wurden.
- Foto: © Kultur Jack
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Die Besonderheit dieses Schreibzeugs liegt in der, zur Zeit der Renaissance sehr beliebten, Ausschmückung mit Tiermotiven. Die Oberseite der Kassette zieren Kleinlebewesen, wie Maus oder Frosch, aber auch Insekten und Bewohner des Meeres und sie wurden als Naturabguss hergestellt. Gleichzeitig ergab sich aus den kleinen Tierkörpern auch ein praktischer Zweck, denn sie erleichterten das Öffnen der Behälter.
- Foto: © Kultur Jack
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Der Korpus der Schatulle bezieht sich ebenfalls auf die Natur und ist überreich mit Pflanzen, Lebewesen und Blumen verziert. Dabei wurde eine sehr plastische Darstellungsweise angewandt und mit einer asymmetrischen Anordnung verknüpft, was zu einer sehr naturnahen Darstellung verhalf.
- Foto: © Kultur Jack
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Kunstobjekte, wie diese Kassette für Schreibutensilien, waren in damaliger Zeit sehr oft Gastgeschenke bei Hof oder dem Hochadel um, durch die Exklusivität des Gegenstandes, sich den Empfänger für sein Anliegen gewogen zu machen.
- Foto: © Kultur Jack
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Der Künstler:
Als Schöpfer dieses Kunstwerks wird der, 1508 in Wien geborene, Goldschmied, Kupferstecher und Stempelschneider Wenzel Jamnitzer ausgewiesen. Er war Spross einer mährischen Familie, die 160 Jahre lang das Goldschmiedehandwerk ausübte. 1534 legte er sein Meisterdiplom ab und ließ sich in Nürnberg nieder.
- Wenzel Jamnitzer 1562, Foto: © pictokon.net
- Daphne von Wenzel Jamnitzer 1570. Foto: © P.poschadel
Die Schöpfung von kleinen Tieren und Pflanzen entwickelte sich, im Laufe der Jahre, zu einem Markenzeichen seiner Kunst und er avancierte zum bedeutendsten Goldschmied seiner Zeit.
- Foto: © Kultur Jack
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Jamnitzer wurde immer wieder mit Bestellungen aus dem Hause Habsburg beauftragt. Seine Arbeiten gefielen so sehr, dass vier römische Kaiser (Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II.), in ununterbrochener Reihenfolge den Künstler als Hofgoldschmied mit Aufträgen versehen haben. Ein Teil seines Erfolges war auch seine Abwendung vom damals noch üblichen gotischen Stil in seinem Handwerk, und seiner Neuorientierung an der italienischen Renaissance.
- Foto: © Kultur Jack
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Drei Kinder des Meisters wurden ebenfalls Goldschmiede – er selbst verstarb 1585 in Nürnberg.
- Foto: © Kultur Jack
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Liebe Leute, auch wenn Silber ein wunderbarer Werkstoff für Kunstobjekte ist, bedarf es doch nachhaltiger Pflege, damit der exquisite bläuliche Glanz und Schimmer vorherrschend bleiben. Vernachlässigt man diese Fürsorge verliert das Objekt, durch fleckige Oxydation, schlagartig an Schönheit und macht einen großen Teil der Kunst des Goldschmiedes zunichte.
Euer Kultur Jack!
Beitragsbild: Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer