Der Orden vom goldenen Vlies
Liebe Leute, eines gleich vorweg: Ich bin kein Freund von verliehenen Auszeichnungen, denn sie machen uns eitel, und wenn wir sie tragen (siehe Opernball) auch noch lächerlich.
Ich bin aber ein großer Fan der Geschichte der Menschheit, und aus diesem Grund schreibe ich heute über den Orden vom goldenen Vlies.
Philipp der Gute, Herzog von Burgund, lehnte, da sie bedingungslose Gefolgschaft bedeutet hätte, die ihm angetragene Verleihung des englischen Hosenbandordens ab, und gründete 1430 seine eigenen Orden, den vom goldenen Vlies.
Er war ein Ritterbund, nach dem Vorbild eines Mönchsorden geführt, und es gab drei Grundbedingungen für die mögliche Aufnahme: männliches Geschlecht, adelig und katholisch. Anfangs gab es 30 Mitglieder und alle waren gleichberechtigt. Nachbesetzungen gab es nur nach dem Tod eines Bundesgenossen. Ziel des Bundes: Schutz der Kirche, Erhaltung des katholischen Glaubens und Wahrung der Ehre des Rittertums.
Durch die Heirat zwischen Maria von Burgund und Maximilian von Österreich und dem Tod von Karl dem Kühnen, Marias Vater, in der Schlacht von Nancy, gelangte der Orden 1477 in das Burgundische Erbe der Habsburger und wurde deren Hausorden.
Als 1700 die spanische Linie der Habsburger ausstarb, teilte sich der Orden in die Zweige der Bourbonen und der österreichischen Linie der Habsburger, und beide Teile sind bis in die Gegenwart erhalten.
Die Mitgliedschaft in diesem Ritterbund war mit etlichen Privilegien bei Hof verbunden. Durch die niedere Anzahl der Beteiligten war die Erlesenheit und Symbolkraft des Ordens enorm und galt als Höhepunkt jeder Karriere
Liebe Leute, so schmucklos, bescheiden und zurückhaltend sich manche habsburgische Herrscher auch portraitieren ließen, das goldene Widderfell hatten sie immer um den Hals hängen.
An den Traditionen des Ordens hat sich im österreichischen Zweig nicht viel verändert. Jährlich am 30. November treffen sich die Mitglieder im Wiener Deutschordenshaus und feiern das Ordensfest der Ritter vom goldenen Vlies. Chef und Souverän des Ordens ist immer das Familienoberhaupt der Habsburger, heute Karl Habsburg Lothringen, der auch die Neuaufnahmen leitet und zelebriert. Österreichische Mitglieder sind, zum Beispiel, der Industrielle Friedrich Mayr-Melnhof und Kardinal Christoph Schönborn (Ordenskaplan). Die Mitgliederzahl ist heute auf 50 beschränkt, und sie kommen aus ganz Europa. Adelige Herkunft ist nicht mehr verpflichtend. Die Rituale und Satzungen des Ordens umgibt eine geheimnisvolle Aura.
Am Aussehen der Auszeichnung hat sich bis heute nichts verändert, ein goldenes Widderfell mit einem blauemaillierten Feuerstein hängt an einer Kette von 31 Gliedern. Die Kette symbolisiert die Mitgliederzahl der Ritter, wobei 2 Glieder den Souverän repräsentieren. Das Widderfell findet seinen Ursprung, mit ziemlicher Sicherheit, in der griechisch–mythologischen Sage vom goldenen Vlies.
Nun ja, liebe Leute, auch wenn ich kein Freund von Auszeichnungen bin, kann ich mich doch der Symbolstärke eines fast 600jährigen Männerordens und der Strahlkraft des kleinen Widderfells nicht ganz entziehen, bekennt
Euer Kultur Jack.