
Der Herold – Bote des Königs

Herolde sind in Europa ab dem 12. Jahrhundert nachweisbar. Jedoch welche Aufgaben und Funktionen erfüllte eigentlich ein Herold? Im Mittelalter war der Herold ein Fachmann für das Zeremoniell am Hofe eines Fürsten oder Königs, jedoch einige standen auch im Dienst eines Ordens, einer Kommune oder Adelsgenossenschaft. Um dieses Amt zu erlangen, war vor allem profunde Kenntnisse in der Heraldik, also der Wappenkunde, notwendig.
- Wappenrock für den Herold des Römischen Kaisers 1613, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Wappenrock für den Herold Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, 18. Jhdt. Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Der Herold kündigte bei Turnieren die Teilnehmer an, da sie, in Rüstung oder Harnisch, nur an ihren Wappen oder Fahnen erkennbar waren, und fungierte auch als Schiedsrichter. Um Ähnlichkeiten bei Wappen zu vermeiden, wurde dem Herold, als Spezialisten auf diesem Gebiet, die Aufgabe zuteil, neue zu entwerfen. Alle Wappen waren in Wappenbüchern aufgelistet und wurden um neu Vergebene ergänzt.
- Wappenrock für den Herold des Königs von Böhmen, 17. Jhdt. Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Wappenrock für den Herold der gefürsteten Grafschaft Tirol 1838, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
In Zeiten des Krieges erstellte der Herold die Listen der Ritter, die für den König in die Schlacht ziehen mussten. Während des Kampfes war seine Funktion enorm wichtig, weil er die Zugehörigkeit aller Krieger bestimmen konnte. Nach den Kampfhandlungen hatte er noch die traurige Aufgabe die Verwundeten und Toten zu identifizieren und seinem Herrn zu melden.
- Wappenrock für den Herold des Herzogtums Burgund, 17.Jhdt. Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Wappenrock für den Herold des Herzogtums Brabant 1715, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Vom Wort Herold ist die Bezeichnung Heraldik abgeleitet, welche sich in drei Bereiche gliedert: Die Wappenkunst beschäftigt sich mit Entwürfen neuer Wappen. Die Wappenkunde ist für die Lesart der Wappen zuständig. Im Wappenrecht sind die Regeln festgelegt, wie Wappen zu führen sind und ihr Umgang damit. Die Wappenbücher oder Wappenrollen der Herolde waren in einer speziellen Fachsprache verfasst, die Beschreibungen für Heraldiker erleichterte. Die Anwendung dieser Fachsprache nennt man „Blasonieren“ (französisch: Blason = Wappen).
- Wappenrock für die Markgrafschaft Antwerpen 17. Jhdt. Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Wappenrock für den Herold der Grafschaft Artois, 17. Jhdt. Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Eine zusätzliche Funktion des Herolds in Kriegszeiten war das Überbringen von Botschaften an den Gegner. Deswegen genossen die Inhaber dieses Amtes diplomatische Immunität, waren jedoch an einen Ehrenkodex gebunden, der ihnen das Tragen von Waffen und das Ausspionieren fremder Stellungen untersagte. Damit waren sie die Vorläufer der heutigen Diplomaten und Botschafter.
- Wappenrock für den Herold der Grafschaft Hennegau 1715, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Wappenrock für den Herold Maria Theresias 1742, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Ihre besondere Stellung an Fürstenhöfen erforderte eine entsprechende optische Präsenz. Die eigene Tracht zierte das Wappen ihres Herrn oder Dienstgebers und war als Mantel (Tappert) oder Wappenrock vorgesehen. Um seine diplomatische Immunität zu signalisieren und damit seine sichere Heimkehr zu gewährleisten, trugen Herolde den Heroldstab. Dieses Symbol wurde aus der griechischen Mythologie entlehnt, da es seinen Ursprung im Stab des Götterboten Hermes hatte.
- Heroldstab des Toison d´ Or, 1781, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Stab des Herold der gefürsteten Grafschaft Tirol,1838, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Mit der Verschiedenheit seiner Aufgaben stieg auch das Prestige und die Wichtigkeit des Herold-Amtes. So wurden nach der diplomatischen Immunität noch andere Privilegien verliehen, wie Steuerbefreiungen, das Anrecht auf zerbrochene Rüstungen bei Turnieren, und Lehensgüter. Da der Herold Bote eines Fürsten war, und somit seinen Herrscher repräsentierte, wurde auf sein Erscheinungsbild großen Wert gelegt, und für Wappenrock und Heroldstab sehr erlesene Materialien verwendet.
- Wappenrock für den Herold des Königreichs Lombardo-Venetien 1838, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
- Wappenrock für den Herold des Kaisertums Österreich 1830, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Weltliche Schatzkammer
Mit Änderungen in Kriegstechnik und Waffen setzte mit Ende des Mittelalters der Niedergang des Rittertums ein und das Heroldwesen verlor an Bedeutung. In fast ganz Europa wurden staatliche Heroldsämter geschaffen, die sich danach mit Rangfragen des Adels und neuen Wappen befasste. Mit dem Untergang vieler Monarchien im 20. Jahrhundert, verschwand auch das Amt des Herolds in diesen Ländern. In einigen Königreichen der Gegenwart besteht dieser Berufszweig jedoch nach wie vor, wobei er besonders in England stark institutionalisiert ist.
- Preußische Herolde 1899, Foto: © Hugo Gerhard Ströhl
- Englische Herolde in Windsor 2006, Foto: © cc-by-sa-2.5
Liebe Leute, in fast allen Monarchien der Vergangenheit gab es Ämter, die rein repräsentativen Charakter hatten und somit vielleicht entbehrlich waren. Der Funktion des Herolds kann man jedoch große Wichtigkeit beimessen, denn als Bote des Königs entschied er über den Verlauf der Geschichte mit.
Euer Kultur Jack!