Wir haben die Kunst voll im Griff
Ein österreichisches Museum, welches sich mit der Geschichte des Militärs und Heeres auseinandersetzt, wirbt mit dem Slogan: „Kriege gehören ins Museum!“ – und dort sollten sie auch alle sein. Waffen und reale Gewalt sind Vernichter von Kunst und Kultur und deshalb sind sie für unseren Blog ohne Bedeutung. Jedoch bei einem Rundgang durch die Wiener „Hofjagd- und Rüstkammer“ drängte sich mir der Teil eines Objektes so lange auf, bis er, letztendlich, zu diesem Beitrag führte: Die Griffe von Schwertern, Degen und Säbeln.
Erfreulich ist, für denjenigen dem Kultur am Herzen liegt, dass diese Art von Hieb- und Stichwaffen, bei heutigen kriegerischen Auseinandersetzungen, keine Rolle mehr spielen und wirklich im Museum gelandet sind.
Die ältesten erhaltenen Schwerter datieren in die Mitte des 4. Jahrtausend vor Christus, also aus der Bronzezeit, und wurden in der Türkei gefunden. Die Hauptmerkmale von Klingen haben sich, über tausende von Jahren hinweg, nicht wesentlich verändert, denn das Wichtigste war immer, dass die Form der Funktion folgt. Künstlerische Freiheiten, abgesehen von Inschriften, waren somit begrenzt. Wenige Sonderformen existierten, diese variierten im Zweck der Waffe.
Ganz anders sah es bei den Griffen dieser Waffen aus, obwohl diese ebenfalls immer dem Notwendigen folgten. Die „Parierstange“, der metallene Stab zwischen Hand und Klinge, schützte die Hand vor der eigenen und fremden Klinge. Das „Heft“ war der eigentliche Griff der Waffe. Den „Knauf“ bildete die Kugel am Ende des Schwertes, sollte das Abrutschen der Hand verhindern und diente zur richtigen Gewichtverteilung und Balance gegenüber der Klinge.
Verbunden waren Griff und Klinge meist durch einen „Erl“. Er war eine schmälere Verlängerung der Klinge, die im Griff mündet und mit diesem fixiert wurde. Sehr gebräuchlich war auch die Version, die den „Erl“ durch den gesamten Griff führte und ihn mit dem Knauf verschraubte oder vernietete.
Durchschnittliche Schwerter, oder auch in Kriegszeiten hergestellte Massenware, hatten meist Griffschalen aus Holz, die mit Leder überzogen oder mit Draht umwickelt waren. Bei der Führung der Waffe konnte ein sicherer „Grip“ entscheidend sein.
Die fortschreitenden technischen Entwicklungen veränderten auch die Waffen. Einer Plattenpanzerung konnte ein Schwert nicht sehr viel anhaben und so entwickelten sich die Hiebwaffen zu Stichwaffen, deren Ziel es war zwischen die Platten zu dringen. Damit einhergehend entstanden Rapier und Degen.
Diese Stichwaffen wurden wesentlich leichter in Gewicht und Bedienung, und natürlich auch eleganter. Aber auch der Schutz der Hand fand neue Wege, in Kreuzgefäßen und Körben mit mehrfachen Haupt- und Nebenbügeln. Die neuere, leichtere und elegantere Handhabung verlangte einen besseren Schutz der Finger.
Knauf, Heft und Parierstange wurden zusammenfassend als „Gefäß“ bezeichnet, und solange dieses seinen schützenden Zweck erfüllte, war der künstlerischen Freiheit keine Grenzen gesetzt. Aus Kostengründen wurde bei Massenware für dem Kampf nur auf Funktionalität Wert gelegt. Deshalb haben die hier gezeigten Waffen vermutlich nie kriegerische Kampfhandlungen erlebt.
Mit der Erfindung des Schießpulvers hatten Hieb- und Stichwaffen im Krieg überwiegend ausgedient, jedoch als Rangwaffe für Offiziere und Kavalleristen blieben sie erhalten. Ein Kuriosum war der Trauerdegen, den man für Trauerfälle bei Hofe trug. Er, war schlichter gehalten, das Eisen kaum reflektierend, der Griff mit schwarzem Krepp umwickelt und die Scheide aus schwarzem Leder.
Galanterie- und Beamtendegen schmückten die Erscheinung des Hofadels, von Diplomaten und Beamten, und mit der Zeit trug ihn die gebildete Oberschicht als zierendes Beiwerk. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Degen eine beliebte Waffe bei Duellen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts schmückte der Degen, noch immer, die Ausgangsuniformen von Offizieren. In den USA und Großbritannien ist diese Waffe bis heute ein Teil einiger Paradeuniformen.
In der Gegenwart findet der Degen als Sportwaffe Verwendung, aber auch bei Mensuren von Studentenverbindungen. Die Mensur ist weder Sport noch Duell, sondern, da es auf Freiwilligkeit beruht und bestimmte Sicherheitsvorrichtungen eingehalten werden, rechtlich ungefähr dem Boxen gleichgestellt.
Liebe Leute, es ist schon ein wenig verwunderlich, dass man ein Objekt, das dem Tod und der Vernichtung dient, künstlerisch gestalten ließ und der Betrachter geschaute Schönheit empfindet.
Euer, Kultur Jack!
Beitragsbild: Diamantsäbel (Detail), KHM Verband, Weltliche Schatzkammer Wien