Seite auswählen

Mechanischer Himmelsglobus

Mechanischer Himmelsglobus

Über die Regentschaft Kaiser Rudolfs II. (1552-1612) sind die Meinungen sehr verschieden. Worüber aber Einhelligkeit herrscht, ist die Position des Habsburgers als Förderer und Mäzen der Künste, und seine Leidenschaft für das Sammeln. Jedoch auch für die Wissenschaften konnte sich der Monarch begeistern und er versuchte Innovationen voranzutreiben. Nur die Besten wurden an den Hof berufen – so war Johannes Kepler (1571-1630) sein Hof-Astronom. Eine geförderte enge Zusammenarbeit zwischen Astronomen, Mathematikern und Uhrmachern mündete in der Schaffung des heutigen Kleinods – den mechanische Himmelsglobus.

 

Insgesamt sind sechs Ausführungen dieses Modells heute bekannt, jedoch das hier gezeigte Wiener Exemplar ist durch seine Farbigkeit der Ausstattung das schmuckvollste. Dominiert wird die Erscheinung durch die Kugel des Globus, die 49 Sternbilder zeigt, an den schräg gestellten Polen befestigt und dennoch drehbar ist.

 

Das tragende Gestell des Globus teilt die Kugel in zwei Hälften und der obere Teil zeigt den jeweils sichtbaren Ausschnitt des Sternenhimmels. Die silberfarbenen Stahlringe zeigen den momentanen Lauf unserer Sonne und des Mondes an. Das Innere der Himmelskugel beherbergt ein Uhrwerk, das auf mehreren Ebenen aufgebaut wurde. Dieses treibt die gesamten Himmelsbewegungen, einen Kalenderring, sowie einen Stunden- und Minutenzeiger an.

 

Dieses, als „Wiener Planetenuhr“ bekannte, Wunderwerk der Feinmechanik wurde aus Kupfer, Silber, Email und schwarz gebeiztem Holz gefertigt. Das innere Werk besteht aus Eisen. 53,8 cm misst die Höhe des Globus und seine Entstehungszeit war um 1583 in Augsburg. Getragen wird die Planetenuhr von Drachen und Klauenfüßen auf einem Holzsockel, der ringsum mit Widderköpfen geschmückt ist.

 

Es rankt sich auch noch eine Historie um dieses Kleinod der Mechanik: Geschaffen wurde es in einer Zusammenarbeit der beiden Uhrmacher Georg Roll (1546-1592) und Johann Reinhold (1550-1596). Roll, der als Unternehmer und Geschäftsmann des Duos galt, verkaufte den Globus 1584 an Kaiser Rudolf II., jedoch ein zweites Exemplar an den Bruder des Kaisers, Erzherzog Ernst (1553-1595). Diese zweite Himmelskugel war jedoch um 300 Thaler teurer als die des Kaisers. Rudolf, in der Meinung, er habe das schlechtere Exemplar bekommen, war darüber derart empört, dass er Roll vom Augsburger Stadtrat ins Gefängnis werfen ließ.

 

Beide Uhren sahen beinahe identisch aus und Roll hatte größte Mühe den Kaiser davon zu überzeugen, dass die Objekte unterschiedlich waren, was ihn wieder in Freiheit setzte. Heute nimmt man an, dass Rudolf und Ernst die beiden Globen tauschten, und dadurch der ursprüngliche des Kaisers, jetzt im Victoria & Albert Museum in London steht.

 

Liebe Leute, auch wenn die beiden Schöpfer der Himmelsgloben Uhrmacher waren, zeigt die Symbiose ihrer Zusammenarbeit, dass der künstlerische Anspruch ihrer Objekte ein sehr hohes Niveau erfüllt.

Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !