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Wo die Sonne nicht unterging!

Wo die Sonne nicht unterging!

Wohl einer der bedeutendsten Herrscher der Weltgeschichte, war der Habsburger Karl V. Er war Herzog der Burgundischen Niederlande, der erste König von Spanien, Erzherzog von Österreich, römisch deutscher König und wurde 1530, von Papst Clemens VII, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Auf Grund seines spanischen Thrones, war er auch Herrscher über die Vizekönigreiche Neuspanien und Peru, welche, nicht unbeträchtliche Teile des amerikanischen Kontinents umfassten.
Es ist jedoch auch einleuchtend, dass ein „Reich, in dem die Sonne nie unterging“, nicht frei von Spannungen und Kriegen war. Anlass zur Freude für den Herrscher, waren natürlich Siege, und solche Triumphe waren immer ein Grund, sie künstlerisch festzuhalten.

 

Unser heutiges Kleinod, zeigt uns acht bedeutende Siege des Habsburgers. Der, bis heute, unbekannte Künstler führte sie als Reliefs aus Kirschholz aus. Vier der Tafeln sind quadratisch mit einer Seitenlänge von 13cm. Die restlichen haben rechteckiges, nach oben abgerundetes Format, und messen 25 x 15cm. Ausgeführt wurden die Schnitzereien in Süddeutschland, zwischen 1570 und 1580, nach Arbeiten des Niederländers Dirck Coornhert (1522-1590).

1. Die Gefangennahme König Franz I. von Frankreich in der Schlacht bei Pavia 1525
Ab dem Jahr 1494 begannen die Italienkriege, welche die Vormachtstellung Frankreichs auf der italienischen Halbinsel zum Ziel hatte. Was vorerst wie ein französischer Sieg anmutete, endete mit der Gefangennahme des französischen Königs.

 

2. Der Kampf gegen die Osmanen und der Entsatz von Wien 1529
Nach einem 150 Jahre dauernden Siegeszug durch die Balkanhalbinsel, standen die Osmanen 1529 vor den Toren des „goldenen Apfels“, wie sie Wien damals nannten. Mit ungefähr 100.000 Kämpfern waren sie zahlenmäßig, den 17.000 Verteidigern der Stadt, weit überlegen. Trotz Sturmangriffen und gesprengten Breschen in der Stadtmauer, konnten die Wiener und die Reichstruppen innerhalb, die Angriffe mehrmals abwehren. Die Osmanen mussten wegen Versorgungsengpässen, Wintereinbruch und 20.000 Toten, unverrichteter Dinge abziehen. 1532 wurden die Türken in der Schlacht im Fahrawald vernichtend geschlagen und das Haus Habsburg hatte 150 Jahre lang keine Gefahr von ihnen zu befürchten.

 

3. Die Einnahme von Tunis 1535
Der Tunis-Feldzug hatte die Eroberung der Stadt und die damit verbundenen Zurückdrängung der Osmanen von der nordafrikanischen Küste zum Ziel. Die Überlegenheit der kaiserlichen Truppen, und eine Revolte von 12.000 christlichen Sklaven innerhalb der Stadtmauern, zwangen die moslemischen Truppen, unter ihrem Anführer Khair ad-Din, Tunis aufzugeben. Dieser Sieg verringerte den osmanischen Expansionsdruck auf das Mittelmeer wesentlich.

 

4. Die Eroberung Amerikas 1530
Kriege und Eroberungsfeldzüge haben stets einen Verlierer: die Menschlichkeit. So ist die Eroberung Amerikas, wahrlich kein Ruhmesblatt für Europa. Als Columbus, 1492, amerikanischen Boden betrat, zählte der Kontinent ungefähr 70 Millionen Einwohner. In den folgenden sechzig Jahren, waren 90% der indigenen Bevölkerung durch Kämpfe, aber vor allem durch eingeschleppte Krankheiten, zu Tode gekommen.

 

5.Die kaiserlichen Lager bei Ingolstadt 1546
Von 1546 bis 1547 bekriegten sich der katholische Karl V., und ein Bündnis protestantischer Landesfürsten, welche als Schmalkaldischer Bund bezeichnet wurden. Philipp von Hessen drängte bei Ingolstadt zu einer Entscheidungsschlacht, jedoch Karl nahm die Schlacht nicht an, und seine Soldaten blieben, mit der mächtigen Festung im Rücken, in ihrer Verschanzung. Da sich die Hessen einen Ansturm nicht zutrauten, mussten sie die Belagerung abbrechen.

 

6. Die Unterwerfung des Kurfürsten von Sachsen, nach der Schlacht bei Mühlberg 1547
Mit dem Sieg bei Mühlberg, war der Schmalkaldische Krieg, zugunsten des katholischen Karls entschieden. Um seiner drohenden Hinrichtung zu entgehen, und auch wenige Gebiete Thüringens für seine Erben zu behalten, unterschrieb Johann Friedrich von Sachsen, die Wittenberger Kapitulation.

 

7.Die Unterwerfung der protestantischen Städte 1547
Mit der Unterwerfung der protestantischen Städte, wollte Karl V. wieder den Weg zu einer katholischen Einheitsreligion im Heiligen Römischen Reich ebnen. Die Verordnung dazu, stieß jedoch auf beiden konfessionellen Seiten auf Ablehnung, und der Kaiser musste dieses Ansinnen später wieder aufgeben.

 

8. Die Unterwerfung des Landgrafen von Hessen 1547
Den zweiten Hauptgegner Karls, im Schmalkaldischen Krieg, Landgraf Philipp von Hessen, erwartete das gleiche Schicksal wie Johann Friedrich von Sachsen. Er suchte die Aussöhnung mit Karl, wurde jedoch ebenfalls in Haft genommen, und beide kamen erst 1552 frei.

 

Wie schon eingangs erwähnt, dienten für diese Arbeiten Kupferstiche von Dirk Coornhert, die, an und für sich, einen zeitaufwendigen und genauen Arbeitsprozess bedeuten. Jedoch mit der Herausforderung, diese Werke in hölzerne Reliefs umzusetzen, hat der, leider unbekannte, Schnitzer eine künstlerische Herkulesarbeit bewältigt. Die Ähnlichkeit der Porträtierten, Figuren in Bewegung, kampfbereite Heere, die Topografie der Schauplätze und exakte Abbildung der Flora und Fauna, bezeugen eine meisterliche Handhabung des Werkzeuges. Bei keiner verkürzten Perspektive oder Dreidimensionalität geriet der Meister in Verlegenheit und erfüllte das starre Holz mit Bewegung, Erhabenheit und Leben. Und die Beeindruckung und das Staunen über diese Leistung erhöht sich nochmals, wenn man sich das kleine Format dieser Paneele in Erinnerung ruft.

Foto: © Kultur Jack

 

Liebe Leute, es erfüllt den Betrachter schon mit Bewunderung, wenn er sieht, dass in dieser aufwendigen Arbeit, der Künstler keinen Stich und kein Schnitt falsch gesetzt hat. Ich persönlich, würde nur bevorzugen, wenn die Themen nicht Krieg, Tod und Elend wären.
Euer Kultur Jack!

Beitragsbild: Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !