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Furie

Furie

Normalerweise möchte man mit einer Furie wenig, bis gar nichts zu tun haben, jedoch bei unserer hier vorgestellten, sollte man eine Ausnahme machen, denn sie ist eine Kunstschöpfung von hoher Qualität. Jedoch woher kommt eigentlich dieser minder begehrte Titel, der noch dazu in der Frauenwelt etabliert ist?
Die Furien entspringen der griechischen Mythologie, wo sie aber als „Erinnyen“ bezeichnet werden, und sind drei Rache-Göttinnen. Über den mythologischen Ursprung dieser drei Schwestern gibt es verschiedene Quellen – so können sie Kinder von der personifizierten Erde „Gaia“ und dem Gott der Dunkelheit „Skotos“ sein, eine andere Version spricht aber die Elternschaft auch „Hades“ und „Persephone“ zu.

 

Die Mythologie verleiht jeder der Schwestern aber auch  besondere Eigenschaften:
„Alekto“ ist bei Ihren Rachefeldzügen unablässig.
„Megaira“ verkörpert den neidischen Zorn.
„Tisiphone“ ist diejenige die den ungesühnten Mord rächt und Vergeltung verlangt.
Die Furien, wie sie in der römischen Mythologie bezeichnet werden, fanden Niederschlag in der bildenden Kunst, sowie auch in der Literatur, von Euripides „Orestes“, über Döblins „Berlin Alexanderplatz“ bis zu Max Frischs „Homo Faber“.

 

Unser „Kleinod des Monats“, das die personifizierte Rache darstellt, ist 37 cm hoch und wurde um 1610 in Salzburg aus Elfenbein geschnitzt.

Furie, Foto: © Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Breitbeinig und sicher steht sie auf einem Felsen und lässt ihren Gefühlen freien Lauf, was sie, für ihre Entstehungszeit um 1610, eher einzigartig macht. In der Kunst der Skulptur, waren im Zeitalter des Barocks derart stark dargestellte Emotionen eher eine Seltenheit.

 

Die gesamte Körpersprache drückt Wut und Aggression gegenüber einem unsichtbaren Gegner aus, und auch die weit geöffneten Arme zeugen von Angriff. Der Mund ist weit zum Schrei geöffnet und der Ausdruck des Gesichts verheißt alles andere als Harmonie.

 

Einen besonderen Akzent setzt das Tuch, welches die Schultern der Skulptur umweht. Es gibt der Darstellung eine unvermutete Breitenwirkung, ist in meisterhafte Faltenbildung gesetzt, und wurde derart fein gearbeitet, dass die Enden Fransen simulieren.

 

Generell ist, im Gegensatz zum archaischen Thema, die Ausführung von feinster handwerklicher Technik durchdrungen, wie man Händen, Füßen und dem gelockten Haupt leicht ersehen kann. Auch die leichte Drehung des Körpers verrät den geschulten Meister.

 

Apropos Meister – man weiß so gut wie nichts über die Person, die diese Skulptur geschaffen hat. Wie in solchen Fällen üblich, verlieh man dem Künstler einen Notnamen, der sich an seinen herausragenden Arbeiten orientiert. In diesem Fall liegt auf der Hand, dass er Furienmeister benannt wurde. Zahlreiche seiner Arbeiten befanden sich früher in der Sammlung des Erzbischofs von Salzburg. Daraus wurde geschlossen, dass er selbst in Salzburg tätig war und sich auf Schnitzereien aus Elfenbein spezialisiert hatte.

 

Liebe Leute, das handwerkliche Können dieses Künstlers, seine Auffassung der Gestaltung und Darstellung bei dieser Arbeit, sowie die Feinheit der Ausführung machen es für den Betrachter leicht, auch bei einer Furie, das Eindruck von Schönheit zu empfinden.
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !