Ornament ist kein Verbrechen – Alphonse Mucha
Der Jugendstil ist eine der beliebtesten und attraktivsten Kunstrichtungen für Kunstinteressierte auf der ganzen Welt. Im Jahr 1985 wurde für 6 Monate im Wiener „Künstlerhaus“ die Ausstellung „Traum und Wirklichkeit – Wien 1870-1930“ gezeigt. Sie war mit 622.000 Besuchern ein überwältigender Erfolg und ist bis heute die meistbesuchte Ausstellung des „Wien Museum“. Der danach folgenden Präsentation in New York war ein ähnlicher Triumph beschieden.
Eine Verneigung unseres Kuturblogs vor dieser außergewöhnlichen Kunstepoche, möchten wir mit dem Auftritt eines großen Protagonisten der Plakatkunst dieser Zeit vollführen: Alphonse Mucha!
Der Tscheche Alphonse Maria Mucha begann seine Karriere als Autodidakt, hatte aber derart großes Talent, dass er eine Anstellung als Bühnenmaler in Wien erhielt und Ausstattungen für das Ringtheater schuf. Durch den Brand des Ringtheaters verlor er 1881 seine Anstellung, fand jedoch im Grafen Eduard Khuen-Belasi einen Förderer, der ihm ein Studium an der Münchner Akademie finanzierte.
Auf Grund der Weltausstellung 1889 in Paris, zog der Künstler in diese Stadt, lebte von Kleinaufträgen und hatte auch kurzzeitig ein gemeinsames Atelier mit Paul Gauguin.
Den Durchbruch als Künstler schaffte er durch 2 Ereignisse: das Aufkommen des Jugendstils und ein Auftrag. Durch Zufall bekam Alphonse die Möglichkeit für, die damals wohl berühmteste Schauspielerin von Paris, Sarah Bernard ein Plakat für ihr Theaterstück „Gismonda“ zu entwerfen. Das Plakat war so ein Erfolg, dass Kunstliebhaber einen großen Teil der Auflage von den Ausstellungsflächen stahlen. Sarah Bernard war derart begeistert, dass sie mit dem Künstler einen Vertrag über 5 Jahre vereinbarte, der auch Bühnendekorationen und Kostüme beinhaltete.
Der Aufstieg des Malers war kometenhaft, viele große Firmen wollten ihr Unternehmen mit einem Mucha-Plakat bewerben. So avancierte Mucha innerhalb weniger Jahre zu einem der berühmtesten und begehrtesten Plakatkünstler des Fin de Siécle und wurde mit Aufträgen überflutet.
Alphonse hatte seinen Stil gefunden: betörend schöne, langhaarige Frauen, erlesen gekleidet, und pastellfarbene Palette umrahmt von floralen und dekorativen Elementen des Jugendstils und Altertums.
Unter Sammlern sind, bis heute, auch die Serien sehr gesucht, die Mucha entwarf, wie etwa „Die Jahreszeiten“.
Den erfolgreichen Künstler nur als Plakatmaler zu qualifizieren, würde seinem Können bei weitem nicht gerecht werden. Er stattete den österreichischen Pavillon für die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 aus, entwarf Briefmarken, Geldscheine, Aktien und war Buchillustrator und Amateurfotograf.
Ebenso wurde er ein gesuchter Porträtist.
Ab 1898 gab Mucha Zeichenkurse und beschäftigte sich immer wieder mit Buchillustrationen. Den Höhepunkt als Illustrator schuf er mit 134 Lithografien für die französische Märchenerzählung „Ilsée, Princesse de Tripoli“.
Anlässlich eines Besuchs in den Vereinigten Staaten, wurde ihm dort ein triumphaler Empfang bereitet, er blieb 2 Jahre und unterrichtete als Dozent an Kunst-Akademien in New York, Chicago und Philadelphia.
Mit dem Abklingen des Jugendstils und dem Ende des 1. Weltkriegs war es auch mit Alphonse Muchas Höhenflug vorbei; der Maler ging in die Tschechoslowakei zurück und widmete sich in seinem Spätwerk, einer monumentalen Bilderfolge, welche die Geschichte der slawischen Völker zum Inhalt hatte.
Der „Slawische Epos“ besteht aus 20 monumentalen Bildern, die frei von jeglichen ornamentalen und dekorativen Elementen sind, welche bis zu diesem Zeitpunkt sein Markenzeichen waren. Nach der Fertigstellung, 1928, schenkte er diese Bildserie der Stadt Prag.
1939 wurde Mucha, nach dem Einmarsch der Deutschen, von der Gestapo verhaftet, verhört und wieder freigelassen, starb jedoch einige Tage später an einer Lungenentzündung.
Zu den größten Ehrungen, die ihm zu Teil wurden, zählen der 1901 erhaltene Ritterschlag und 1934 die Aufnahme in die französische Ehrenlegion. Prag hat dem Künstler ein eigenes Museum gewidmet und 1989 wurde ein Komet nach ihm benannt.
Allen, die ihre Augen gerne am Jugendstil weiden, hier ein Video mit 111 Werken des Malers
Liebe Leute, der österreichische Architekt Adolf Loos hielt 1910 seinen berühmtesten Vortrag, mit dem Titel „Ornament und Verbrechen“ – im Vorausblick auf die „Moderne“, hat er sicherlich recht gehabt. Jedoch im Rückblick gesehen, kann die Ausstattung des Pariser Juweliers Georges Fouquet, welche Alphonse Mucha entworfen hat, kein Verbrechen gewesen sein,
meint, Euer Kultur Jack!
Copyright Beitragsbild: „The Moon and the Stars“, Plum Leaves