George Wesley Bellows
Bei amerikanischer Malerei nach 1945 riss Europa überrascht und bewundernd die Augen auf. Jedoch dazu wäre schon Jahrzehnte vorher, bei der „Ashcan School“, Grund genug dafür vorhanden gewesen.
Liebe Leute, dass eine Kunstrichtung oder Gruppe von der Kritik durch einen Begriff verhöhnt oder verspottet wurde passierte nicht selten. Einige Male etablierte sich die Bezeichnung, welche abwertend gemeint war, später zu einem Stilbegriff, der bis heute aktuell ist. So erging es den Impressionisten, den Fauvisten und eben auch der Ash Can Group.
Dieser damals nicht sehr schmeichelhafte Name bezeichnete eine Gruppe von 8 New Yorker Künstlern die sich dem Realismus des Alltagslebens zuwandten. Bis dahin waren diese Themen nicht abbildungswert und die meisten anderen amerikanischen Maler fanden ihre Themen in der Pionierzeit.
Zu den Gründungsmitgliedern der „Ash Can School“ wurden auch noch Künstler aus dem Umfeld dieser 8 Maler dazugerechnet. In diesem Einflussbereich war, auf Grund der Motivwahl, auch der Protagonist dieses Beitrags:
George Wesley Bellows. 1882 in Columbus, Ohio geboren, studierte er ebendort englische Literatur. Seine Liebe zur Malerei ließ ihn nach 4 Jahren das Studium abbrechen, da er den Wunsch hatte Illustrator zu werden.
So ging er 1904 nach New York und schrieb sich an der „New York School of Art“ des Malers William Merritt Chase ein wo er, unter anderem, Abendkurse bei Robert Henri belegte. Und dieser Robert Henri war einer der acht Gründer der zuvor genannten Künstlergruppe.
Die Philosophie Henris war sich die Motive im Alltag der Großstadt zu suchen und die dortige Realität zu malen.
Bellows überzeugte diese Sichtweise und Henri wurde für ihn Mentor und Vorbild. Noch dazu entwickelte sich aus dem Lehrer/ Schüler – Verhältnis eine lebenslange Freundschaft der beiden.
Schon nach 5 Jahren hatte sich Bellows einen bekannten Namen erarbeitet und erfuhr viel Beachtung, die 1908 in eine Lehrtätigkeit an der University of Virginia mündete.
Seine Begeisterung für Sport ließ ihn ein Jahr früher seine berühmte und spektakuläre Serie von Bildern über Boxkämpfe beginnen.
Aber auch andere Sportarten, wie Baseball oder Tennis, weckten sein künstlerisches Interesse.
1910 nahm er an einer Ausstellung von „The Eight“ teil, und 1913 war er Mitorganisator der legendären „Armory Show“, wo er ebenfalls mit Werken vertreten war.
Ein großer Teil seiner Bilder entstand in New York wo er bis 1922 mit seiner Frau und den Kindern lebte. Danch übersiedelten sie in ein Haus mit Atelier in Woodstock.
Im Alter von 42 Jahren führte ein Blindarmdurchbruch bei ihm zu einer Bauchfellentzündung, an der er wenig später verstarb.
Ein Jahr später, 1926, würdigte das Metropolitan Museum of Art sein Schaffen mit einer Sonderausstellung.
Das Werk von George Bellows ist sehr vielseitig, aber der Schwerpunkt liegt auf den Großstadtbildern mit teilweise stark bevölkerten Straßenszenen, Menschen bei der Arbeit, aber auch Bars und Gasthäuser sind Schauplätze.
In späteren Jahren erwachte auch ein Interesse an Brücken, Landschaften, Seestücken und festgehaltenen Momenten am Hudson River.
Nach der Geburt seiner Kinder widmete er seine Aufmerksamkeit auch noch dem Porträt.
Während seiner ganzen Karriere arbeitete er aber auch immer wieder als Graphiker und Illustrator für Magazine wie Vanity Fair oder Harper´s Weekly.
Von 1916 an wird die Lithographie zu einem intensiven Betätigungsfeld.
Liebe Leute, in den letzten Jahrzehnten habe ich sehr viele europäische Museen besucht, kann mich aber nicht erinnern dort amerikanische Kunst, die vor 1940 entstanden ist, gesehen zu haben. Entweder war keine vorhanden, oder so spärlich gesät, dass ich es nicht mehr weiß.
Darum ein Aufruf an alle Kuratoren: Eine museale Schau der „Ash Can School und ihres Umfelds“ ist europaweit mehr als überfällig und ihr wäre sicher Erfolg beschieden.
Mit der spärlichen Hoffnung das zu erleben, verbleibt
Kultur Jack!