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Leonardo da Vinci’s Viola Organista

Leonardo da Vinci’s Viola Organista

Leonardo da Vinci

Wenn wir über Leonardo da Vinci sprechen, fällt uns sofort der Begriff „Genie“ ein, und das zu Recht. Wir kennen zahlreiche Meisterwerke von ihm und ein Kulturblog, wie „Kulturcheck“, ist genau der richtige Platz mehr davon zu präsentieren. Jedoch auch nicht so bekannte Werke, weil genau das die Idee ist, hinter der wir, mit meinem lieben Schwiegervater, stehen-Sachen zeigen und zu erklären, die nicht so bekannt sind.

Wir beginnen heute mit der Frage „War Leonardo da Vinci ein Exzentriker“? Denn dieses Instrument, das er „Viola Organista“ nannte und entwarf, war etwas ganz Besonderes, eine Kombination aus Orgel, Viola und Cembalo. Und nachdem ihr den Beitrag gelesen habt und das Videomaterial, das ich euch vorbereitet habe, gesehen habt, könnt ihr euch die Frage selbst beantworten.

Der Konstrukteur

Bevor wir mit dem Instrument beginnen, muss ich unbedingt einen Namen erwähnen, Saawomir Zubrzycki. Der Name eines Mannes, der den Mut, das Können und das Wissen hatte, nach den Zeichnungen von da Vinci, das Instrument nachzubauen. Den „Mann der Stunde“ würde ich ihn nennen, denn dank ihm, sehen wir was das Genie entworfen hat. Geboren in Polen im Jahr 1963, ist Saawomir nicht nur Pianist und Komponist, sondern sein Beruf ist Konstrukteur. Es begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Instruments, indem er das „Viola Organista“ baute und es an Konzert- und Festivalstätten in Europa präsentierte.

Eine mehr als 500-jährige Geschichte steht hinter diesem Instrument, wo aus damaliger Zeit zahlreiche Versuche bekannt sind, es in allen Einzelheiten nachzubauen. Ich bezeichnete Saawomir Zubrzycki schon oben als mutig, weil er es nicht nur versucht hat, sondern auch geschafft hat! Eine Arbeit von drei Jahren und mehr als 5000 Stunden waren nötig damit wir heute hören und sehen können, was er erschuf. Im Jahr 2012 war der Konstrukteur mit dem Bau dieses Werks fertig, das auch eine spielbare Konzertversion wurde. Das Kunstwerk ist mit Blattgold überzogen und mit einem lateinischen Zitat von Hildegard von Bingen geschmückt, das da lautet:

„Heilige Propheten und Gelehrte, die in das Meer der Künste eingetaucht sind, sowohl menschlich als auch göttlich, erträumten sich eine Vielzahl von Instrumenten, um die Seele zu erfreuen.“

Der Aufbau

Leonardo da Vinci: Zeichnung: Viola_organista

Die Idee zu diesem „Bratschorganist“ hatte Leonardo da Vinci, aber der Schöpfer schaffte es nie zu bauen. Seine Skizzen und Zeichnungen befinden sich im „Codice Atlantico“ (einer gebundenen Sammlung von da Vinci`s Entwürfen). Dieser ist in der Biblioteca Ambrosiana, einer der berühmten Bibliotheken Mailands. Diese Sammlung ist die umfangreichste seiner Notizen und umfasst die Zeit von 1489 bis 1492.
Es wird spekuliert, dass die Skizzen kein einzelnes Instrument darstellen, sondern nach Ansicht des Forschers Emanuel Winternitz, sich aus mehreren verschiedenen zusammensetzt. Und diese beziehen sich auf die Drehleier, bekannt aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

Die „Viola Organista“ sollte wahrscheinlich ein universales Instrument sein. Den Klang einer Orgel erschaffen, aber mit der Fähigkeit, die Dynamik und die Schwingungen wie bei einem Streichinstrument modellieren. Leonardo da Vinci erfand einen Saitenmechanismus, der es erlaubte, den ansonsten kontinuierlichen Klang mit abwechslungsreicher Modulation zu spielen, ohne die Klanghöhe zu ändern. Es ermöglicht auch, mit zwei Händen die Tastatur mit abwechslungsreicher Artikulation zu spielen.

Hatte nur Leonardo da Vinci die Idee für so ein Instrument?

Syntagma musicum, Michael Praetorius

Ein Instrument, dieser Art, wurde bereits von Hans Heiden im Jahr 1575 in Nürnberg zu bauen versucht. Dessen Geigenwerk wurde mit einem Geigenbogen ausgestattet und schaffte es in die Hände des großen italienischen Komponisten Orlando di Lasso zu gelangen. Nicht nur er, sondern auch Vincenzo Galilee (Galileos Vater), hatte die Gelegenheit das Instrument auszuprobieren. Und jetzt stellt sich die Frage: „Hatte Hans Heiden Zugang zu Leonardo da Vinci’s Zeichnungen“ oder hatte er selbst die Vision für so ein ähnliches Werk?!?!?

Die genaue Beschreibung von Heien’s Instrument wurde sogar in dem Buch „Syntagma Musicum“ erhalten. Ein Buch das als eines der bedeutendsten Werke der musikalischen Literatur gilt. Geschrieben im Jahr 1618 von Michael Praetorius, dem deutschen Komponisten, Organisten, Hofkapellmeister und Gelehrten im Übergang von der Renaissance zum Barock. Aber wenn ihr mehr über solch ähnliche Instrumente erfahren möchtet, kann ich euch einige Namen nennen, die versuchten so ein Werk zu erschaffen. Interessanterweise behandelte jeder der Konstrukteure, wie Raymundo Truchado (Spanien), Rutgerus Plenius (England), Johann Hohlfeld (Deutschland), Traugott Wasianski (Preußen), Hermann Lichtenthal (Belgien), Jan Jarmusiewicz (Polen) und andere, die später in der Geschichte dieses Instruments auftauchten, seine Konstruktion wie von ihm selbst erfunden und gab ihr einen anderen Namen: Geigenwerk, Clavier-gamba, Lyrichord, Bogenklavier, Klavier- Viol, Claviolin und viele mehr.
Aber interessant ist, dass jede dieser Ideen mit der Zeit verblasste und die Instrumente verschwanden. Warum? Wahrscheinlich erfahren wir es nie.

Der Klang des da Vinci’s Werk

Und jetzt kommen wir wieder zum „Viola Organista“, dem eigentlichen Thema dieses Beitrags und wir stellen uns die Frage „Wie klingt eigentlich so ein Instrument?“ Ihr habt bestimmt gemerkt, dass es hier nicht nur „Orgel-Viola-Cembalo“ genannt wurde, sondern auch „Viola Organista“ oder „Bratschenorganist“. Und das liegt an dem Klang-eine Mischung aus Elementen eines Cembalos und es hat eine Reihe von Saiten, die wiederum nicht gezupft, sondern gegen rotierende Räder gedrückt werden. Und trotzdem wird der Klang wie bei einem Streichinstrument erzeugt. Ihr habt die Fotos gesehen, aber jetzt hört mal rein, wie das Instrument klingt.

Wir können nur spekulieren was das Genie, Leonardo da Vinci, inspirierte so ein einzigartiges Instrument zu erschaffen. Vielleicht war es doch auch seine Liebe zur Musik und dass er selbst eine „Lira da Braccio“ spielen konnte? Oder der Drang seine erfinderischen Fähigkeiten auszuleben?

Mit liebe zur Musik,
Jacky

 

Beitragsbild: copyright Saawomir Zubrzycki

Über den Autor

Kultur Jacky

Kunst und Kultur sind nicht nur meine Leidenschaft, sondern auch mein Beruf. Ich bin sehr interessiert an allem was Menschen bewegt: An der Musik die uns berührt, an schönen Bildern und Büchern, die mich zum Nachdenken bringen.Ich tauche in die Welt der schönen Momente ein und genieße sie jeden Tag. Mehr über mich