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Maurice Brazil Prendergast

Maurice Brazil Prendergast

Als Künstler in einer Zeit der radikalen künstlerischen Umbrüche zu arbeiten kann zur Folge haben, von den aktuellen stilistischen Tendenzen mitgerissen zu werden und Teil einer modernen Strömung zu werden. So erging es vielen Maler zur Entstehungszeit des Impressionismus, und umso beachtenswerter ist es, dass auch Künstler dieser Periode eigene Ausdrucksweisen fanden. Eines dieser Ausnahmetalente war der US- Amerikaner Maurice Prendergast.

 

Maurice Brazil Prendergast, 1858 in Neufundland geboren, zog, nach dem beruflichen Scheitern seines Vaters bezüglich eines Handelspostens, mit seiner Familie nach Boston. Vierzehnjährig begann er eine Lehre bei einem Werbegraphiker und diese Erfahrung konditionierte damals schon seinen späteren künstlerischen Stil. Bald entdeckte er eine Affinität zur Malerei, besuchte Abendkurse und wurde als Kartendesigner in Boston angestellt.

 

Als schüchterner Mensch hatte er wenig soziale Kontakte, blieb lebenslang Junggeselle und seine einzige enge emotionale Bindung war die zu seinem Bruder, mit dem er sich 1886 auf einem Schiff arbeitend nach England durchschlug. Nach ihrer Rückkehr nahmen sie in Boston Routinejobs an, um Geld für einen abermaligen Europabesuch zu erwerben.

 

1891 besuchten Maurice erstmals Paris und erlag augenblicklich dem Charme und Leben dieser Stadt. Er begann Studien an der Académie Colarossi und der Académie Julian. In dieser Zeit begegnete er dem Kanadier James Morrice, der ihn mit Avantgarde-Erscheinungen wie Aubrey Beardsley und Walter Sickert bekannt machte. Sie alle gemeinsam waren begeisterte Anhänger von James McNeill Whistler. Diese Künstler und der Impressionismus hatten große Einflüsse auf das Werk Prendergasts.

 

Die Überwindung der impressionistischen Malweise geschah durch das Studium der Arbeiten von Vincent van Gogh und George Seurat bei Ausstellungen und Retrospektiven 1891/92. Prendergast zählte zu den ersten Amerikanern, die sich für die Arbeiten Paul Cezanne einsetzten, weil dessen expressive Ausdrucksweise Niederschlag im eigenen Werk fand. Sein persönlicher Stil entwickelte eine flache, musterartige Formensprache, die mosaikähnlichen Charakter erzielte. Vereinfachte Formen kombiniert mit kontrastreicher, kräftiger Farbgebung rundeten seinen Stil ab und das Aquarell wurde zu seiner bevorzugten Technik.

 

Als versierter Künstler kehrte Maurice 1895 nach Amerika zurück und machte mit seinem Bruder, der ebenfalls Maler war, eine Bilderrahmenhandlung zu ihrer Haupteinnahmequelle. Der künstlerische Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und die Arbeiten nach einer Venedig – Reise machten ihn schlagartig bekannt und zwei Jahre später hatte er bereits eine große Ausstellung im Art Institute of Chicago.

 

1908 war er Teil einer Gruppenausstellung mit Künstlern der „Ash Can School“, wobei die einzige Gemeinsamkeit mit dieser Gruppe das Bestreben war, die amerikanische Kunst aus ihrer konservativen Lethargie zu reißen. Die Schau wurde zum Erfolg und die Künstler waren danach als „The Eight“ bekannt. Es gab jedoch nie wieder eine gemeinsame Ausstellung.

 

 

In der legendären „Armory Show“ von 1913 war Prendergast mit sieben Arbeiten vertreten. Trotz sich verschlechternder Gesundheit, die sein Arbeit behinderte, und zunehmender Taubheit betrieb der Künstler zeitlebens eine rege Ausstellungstätigkeit. Verschiedene Expositionen mit Künstlern des Spät-Impressionismus und Fauvismus verfestigten seinen Platz in der Kunstgeschichte bei den Post-Impressionisten.

 

Prendergasts Arbeiten sind stimmungsvolle Szenen, voll quirlendem Leben und kontrastreicher Farbgebung, die Sinne und Herz der Betrachtenden in Freude und Schwingungen versetzen. Der Einfluss des Impressionismus ist unverkennbar, jedoch erschöpfen sich seine Arbeiten nicht nur in Licht und Atmosphäre, sondern die Stofflichkeit der Welt ist meistens präsent.

 

Bei seinem Tod 1924, galt das Werk Maurice Brazil Prendergast noch als Kunst der Avantgarde und so fand seine erste Gedächtnisausstellung erst zehn Jahre später im Whitney Museum of American Art statt.

Euer Kultur Jack!

Beitragsbild: Regenschirme im Regen, Maurice Prendergast (1858-1924)

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !