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Peggy Guggenheim – Sammlerin und Mäzenin

Peggy Guggenheim – Sammlerin und Mäzenin

Das Corona – Virus stellt das Leben aller, in irgendeiner Weise auf den Kopf. Bei mir betrifft es auch unseren Blog, denn um Beiträge für die Rubriken „Kleinod“ oder „Zugabe“ zu schreiben, muss ich meistens meine 4 Wände verlassen. Sei es, um Objekte zu suchen, sie zu fotografieren oder auch Infos zu sammeln die ich im Internet nicht finde. Jedoch da momentan alle Institutionen geschlossen sind, und ich mich, da ich es für sinnvoll erachte, an die Vorgaben der Regierung halte und zuhause bleibe, gilt mein heutiger Beitrag einer außergewöhnlichen Frau und ihrer Leidenschaft.

Peggy Guggenheim
1898-1979

Peggy Guggenheim entstammte einer, aus der Schweiz ausgewanderten, Industriellenfamilie, welche ihr enormes Vermögen mit Kupfer- Silber- und Bleigewinnung machte. Sie war eine der drei Töchter von Benjamin Guggenheim, und ihr Onkel Solomon war der spätere Gründer des gleichnamigen Museums in New York. Peggys Vater wurde 1912 eines der vielen Opfer des Untergangs der Titanic und er besaß die menschliche Größe seine Rettungsweste weiterzugeben. Mit Erreichen ihrer Volljährigkeit erbte das Mädchen 450.000 Dollar. Mit diesem Vermögen war sie zwar die „Ärmste“ aller Guggenheims, es machte sie aber unabhängig.
Ein Volontariat in einer New Yorker Buchhandlung brachte sie erstmals mit Künstlern und Intellektuellen in Kontakt.

 

Ein Umzug, 1921 nach Paris, führte sie in die bedeutendste Kunstszene europaweit und sie lernte Kunst und deren Erzeuger zu lieben. Viele, die später das „Who is Who“ der Boheme bildeten, traf sie dort – Man Ray, Jean Cocteau, Yves Tanguy, Andre Breton, Salvador Dali, Constantin Brancusi, James Joyce, Alberto Giacometti, Piet Mondrian… Es war der Beginn, einer lebenslangen Liebe und Leidenschaft für Kunst und Kultur.

 

Peggy war, von Jugend an, eine Exzentrikerin und nahm für sich selbst, das Recht der Männer auf Promiskuität in Anspruch – mit vielen Künstlern hatte sie Liebesabenteuer. 1922 heiratete sie den Maler Laurence Vail mit dem sie 2 Kinder, Sindbad und Pegeen, hatte und von dem sie 8 Jahre später geschieden wurde. Die Tochter blieb bei Ihr, der Sohn beim Vater.

 

Ihre nächste Liebesbeziehung, war laut ihrer eigenen Aussage, der wichtigste Mann in ihrem Leben, der britische Schriftsteller John Holms. Doch das Glück währte nicht lange, denn er starb auf kuriose Weise. Er hatte am Abend vor einer unbedeutenden Handoperation Alkohol getrunken, und auf Grund dieser Unachtsamkeit, war er nicht mehr aus der Narkose erwacht.
1937 lebte Peggy in London, und hatte eine kurze Affäre mit Samuel Beckett; auf seinen Ratschlag hin, begann sie sich mit moderner Kunst zu befassen – sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Vorkenntnisse. Ihr wichtigster Berater und großer Lehrer wurde Marcel Duchamp, den sie noch aus Pariser Zeiten kannte.

 

Sie begann Kunst der damaligen Avantgarde zu sammeln und eröffnete 1938 ihre eigene Galerie – das „Guggenheim Jeune“ in London. Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre stellt an diesem Ort, die geballte Kraft der modernen Kunstszene aus – Cocteau, Brancusi, Tanguy, Lucian Freud, Giacometti, Mondrian, Ernst, Dali, Chirico, Calder, Kandinsky… Dass die Galerie keinen Gewinn abwarf, zwang sie zur Schließung dieser, jedoch plante sie ein Museum mit Werken der Gegenwartskunst zu eröffnen.

 

Dazu kam es aber nicht, denn der 2.Weltkrieg brach aus und damit kehrte sie nach Paris zurück. Viele Künstler wollten, von Frankreich aus, Europa verlassen und so wurde dort jede Menge Kunst zu sehr niedrigen Preisen angeboten. Nach ihren eigenen Worten kaufte sie jeden Tag ein Bild, ohne über das geforderte Geld zu verhandeln und erwarb dort den Grundstock ihrer Sammlung.

 

Als der Krieg Frankreich erfasste, stand für sie die Sicherheit ihrer Sammlung an erster Stelle. Aus diesem Grund setzte sie sich mit dem Louvre in Verbindung, jedoch hielt diese Institution ihre Sammlung nicht für wert gerettet zu werden. So organisierte sie selbst die Verschiffung der Werke nach Amerika und folgte ihrer Sammlung in ihre Heimat. Nebenbei finanzierte und organisierte sie die Emigration von Max Ernst und Andre Bretons gesamter Familie. Als „entartete Künstler“ hätte sie das Konzentrationslager oder Schlimmeres erwartet.
1941, kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor heiratete Peggy, Max Ernst in New York. Ein Jahr später eröffnete sie in dieser Stadt ihre legendäre Galerie „Art of this Century“. Mit diesem Ausstellungsbereich, der zugleich Museum war, förderte sie emigrierte europäische Künstler.

 

Zugleich bot sie jungen amerikanischen Künstlern eine Möglichkeit ihr Schaffen der Kunstwelt zu präsentieren, und etliche spätere Berühmtheiten nutzten sie – Motherwell, Rothko, Still, Baziotes… Einem jungen Mann, der als Tischler im Museum ihres Onkels arbeitete, zahlte sie monatlich $300.- damit er konzentriert an seinem künstlerischen Werk arbeiten konnte – Jackson Pollock! Peggy hatte ihm den Weg zum Erfolg geebnet, weltberühmt machte ihn später das „Time Magazine“. Danach gefragt, was ihre bedeutendsten Erfolge in ihrem Leben waren, sagte sie: „Jackson Pollock und danach meine Sammlung!“

 

1943 stellte sie, in der damaligen Zeit ein Novum, in einer Ausstellung die Arbeiten von 31 verschiedenen Frauen vor. Bei diesem Anlass lernte Max Ernst die Malerin Dorothea Tanning kennen und verliebte sich in sie, was 1946 zur Scheidung von Peggy Guggenheim führte.
1947 schloss „Art of this Century“ ihre Pforten, denn Peggy hatte ein neues Ziel und neue Pläne – sie wollte nach Europa zurück. Ihr Traum war Venedig, und nach einigen Jahren Suche fand sie ein Domizil – den „Palazzo Venier dei Leoni“, direkt am Canale Grande gelegen.

 

Peggy bereicherte die darauffolgende Kunst-Biennale der Lagunenstadt mit Leihgaben aus ihrer Sammlung. Das wirkte derart richtungsweisend, dass sich die Ausstellung zu einem Event für moderne Kunst entwickelte.
Ihren lang gehegten Traum vom eigenen Museum, ließ sie 1951 Wirklichkeit werden, indem sie es in ihrem Palazzo etablierte. Sie brachte den „Abstrakten Expressionismus“ um Jackson Pollock in die „Alte Welt“, und Europa begriff die Bandbreite und den Wert ihrer Sammlung. In den 60ern zeigte Tate Gallery London, Guggenheim Museum New York, und auch der Louvre, der seinerzeit ihre Bilder für nicht rettungswert befunden hatte, große Teile davon.

 

Mit ihrer Tochter Pegeen, hatte zeitlebens ein schwieriges Verhältnis. Von Jugend an, litt Pegeen an Depressionen, studierte Kunst und wurde Malerin. Sie starb 1967 an einer Überdosis Medikamente. Einige ihrer Bilder sind immer im Museum ihrer Mutter ausgestellt, und sie sind sehr ungewöhnlich, interessant und beeindruckend.

 

Peggy Guggenheim selbst, lebte bis zu ihrem Lebensende, 1979, in Venedig und hat auch im Palazzo, mitsamt ihren 14 Hunden, ihre letzte Ruhestätte gefunden.

 

Liebe Leute, besucht man heute das Museum, begegnet man dort allem, was die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts ausmacht. Die Sammlung umfasst 326 Werke von über 100 verschiedenen Künstlern. Was aber Mrs. Guggenheim weit über andere Sammler stellt, ist die Tatsache, dass sie Mäzenin war und die Menschen auch förderte. Der Mäzen ist für den Künstler wichtiger als der Sammler, denn er gibt ihm die Möglichkeit, sich durch dessen Unterstützung auf seine Arbeit zu konzentrieren, in einer Zeit, in der er  noch mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Und genau auf diese Weise half Peggy etlichen späteren Stars der Kunstszene.

 

Und eben durch diese Unterstützung und generöse Haltung, passt Peggy Guggenheim in die Rubrik, welcher dieser Beitrag in unserem Kulturblog zugeordnet ist. Denn dass ihre brennende Leidenschaft für Kunst und Künstler weit, weit höher angesiedelt war als der finanzielle Wert der Objekte, macht sie zu einem Kleinod unter den Sammlern, findet,
Euer Kultur Jack!

PS. Die Abbildungen des Beitrags dokumentieren nicht Werke ihrer Sammlung, sondern die Vielfältigkeit der Künstler!

Beitragsbild: Peggy Guggenheim mit einem Mobile von Alexander Calder. Copyright: J R

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !