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Die Mariensäule in Wien

Die Mariensäule in Wien

Die Regierungszeit Kaiser Leopold I. (1658-1705) war kein reines Vergnügen und alles andere als einfach. Die französischen Expansionsgelüste unter Ludwig XIV. führten zu andauernden Unstimmigkeiten zwischen den beiden Monarchien, und gipfelten, nach dem Tod des letzten spanischen Königs, im Spanischen Erbfolgekrieg.

 

Das osmanische Vordringen, vom Südosten her, bedrohte das Habsburgerreich und wurde durch den entscheidenden Sieg, bei der 2. Belagerung Wiens, 1683 endgültig abgewendet.

Wien 1683, Foto: © anagoria

Und als ob Kriege an sich nicht fordernd genug wären, bescherte eine zweijährige Pestwelle, alleine in der Residenzstadt Wien, 12.000 Todesopfer .

 

Ein Ziel hatte der Habsburger mit seinen kaiserlichen Vorfahren gemeinsam: Die Verteidigung des katholischen Glaubens und die damit verbundene Zurückdrängung der Reformation. Und das bringt uns zum heutigen Kleinod des Monats in unserm Kulturblog: Die Nachbildung der Mariensäule Am Hof, in Wien.

 

Der Vater Leopolds, Kaiser Ferdinand III., ließ 1647 in Erfüllung eines Gelübdes in der Wiener Innenstadt, am Platz Am Hof, eine Mariensäule, aus Sandstein und Granit, errichten. 17 Jahre später, bereits als gekrönter Kaiser, schenkte Leopold diese Säule Georg Ludwig Graf von Sinzendorf, der sie nach Wernstein am Inn versetzen ließ, wo sie noch heute steht. Als Ersatz ließ der Kaiser die gleiche Säule nochmals errichten, jedoch diesmal aus Bronze gegossen, und 1667 wurde sie eingeweiht.

 

Auf Grund seiner Verehrung für die Mutter Jesus, gab Leopold die Statue nochmals in Auftrag, dieses Mal jedoch in verkleinerter Form und aus erlesensten Materialien, und ihr Platz sollte in seiner Schatzkammer sein.
Das um 1687 gefertigte Schmuckstück hat trotz der Verkleinerung noch immer die imposante Höhe von 129cm, und sein Schöpfer war der Augsburger Goldschmied Philip Küsel (1642-1700). Einige künstlerische Abweichungen bestehen zum Original, und dass das Kleinod von vier Löwen getragen wird, ist die erste davon.

 

Über wenige Stufen erreicht man die Balustrade, deren Ecken von Putti, mit schwingenden Weihrauchfässern in den Händen, besetzt sind und auf den Sockeln dazwischen werden Heilige der Gegenreformation präsentiert.

 

Wie beim Vorbild erhebt sich aus der Mitte des Denkmals ein Sockel, dessen Ecken wiederum mit Putti besetzt sind. Diese sind aber mit Harnisch und Waffen gerüstet und bekämpfen je einen zu ihren Füßen liegenden Gegenspieler. Diese Widersacher haben die Gestalt von Löwe, Drache, Schlange und Basilisk und symbolisieren die Geißeln der Menschheit – Hunger, Ketzerei, Krieg und Pest.

 

Aus der Mitte des zentralen Sockels erhebt sich eine Säule dessen korinthisches Kapitell mit Maria bekrönt ist. Zu ihren Füßen liegt ein, von einem Pfeil, durchbohrter Drache, der den Sieg Maria über Satan, und den der katholischen Kirche über ihre Feinde versinnbildlicht.
Die originale Statue der Gottesmutter Am Hof war bis zum Jahre 1730 komplett vergoldet, heute trifft das nur mehr auf markante Teile zu.

 

Das Andachtsbildnis in der Wiener Schatzkammer besitzt einen eisernen Kern, der mit vergoldetem Silber ummantelt und mit erlesenen Steinen, wie Smaragde, Rubine, Granate, Türkise und Perlen bestückt ist.

 

Da das Modell für des Kaisers Privatgebrauch bestimmt war und in seinem eigenen Umfeld verwendet wurde, ist es verständlicherweise weitaus aufwendiger und erlesener geschmückt.

 

Liebe Leute, da beide kunstvollen Schöpfungen nicht weit voneinander entfernt liegen und, historisch wie handwerklich, interessante Objekte sind, könnte man die Besichtigung an einem einzigen Tag, ins kunstverwöhnte Auge fassen.
Euer, Kultur Jack!

Beitragsbild: Kaiserliche Schatzkammer Wien, KHM Verband

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !