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Faszination Ferner Osten – Kunst aus Japan

Faszination Ferner Osten – Kunst aus Japan

Mit dem Beginn des Atomzeitalters und der Telekommunikation verbreiteten sich neue Kunstströmungen in relativ kurzer Zeit über den gesamten Globus, und in der heutigen digitalen Welt dauert manches, mit ein wenig Glück, nur ein paar Stunden. Umgekehrt bedeutet es, dass bis in das 19. Jahrhundert hinein, manche Entwicklungen von der Allgemeinheit unentdeckt blieben. So erging es einer der subtilsten Form der künstlerischen Ausdrucksweise:

 Der japanische Farbholzschnitt

 

Der Holzschnitt ist in Japan seit dem 8. Jahrhundert nachgewiesen, war jedoch jahrhundertelang nur auf religiöse Themen für Buchillustrationen beschränkt. Was ein- oder zweifarbig begann entwickelte sich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zur vielfarbigen Abbildung. Da es sich um ein aufwendiges Hochdruckverfahren handelt, musste für jede Farbe ein eigener Druckstock angefertigt werden – der Rekord liegt bei 78 Farben! Es war eine Teamarbeit von Künstler, Holzschneider und Drucker.

 

Die Blütezeit des Farbholzschnitts fiel in die Edo-Periode der japanischen Zeitrechnung, die von 1603-1868 dauerte. Merkmale dieser Kunst sind das Fehlen einer Zentralperspektive, denn die Tiefenwirkung wird durch ein nebeneinander- oder hintereinanderstellen der Objekte geschaffen. Weiters wurden Flächen farbig gefüllt oder leer belassen und es fehlt die Darstellung von Licht und Schatten.

 

Im Gegensatz zu Europa dienten Drucke in Japan nie zur Reproduktion eines bestehenden Kunstwerkes, sondern waren eigenständige Kunstwerke. Die Blätter erfreuten sich größter Beliebtheit und waren die Zierde jedes Heims. Es gibt eine lange Reihe von Meistern dieser Kunstform, jedoch ihre Blütezeit hatte sie im 19. Jahrhundert, da erreichte man den Zenit an Ästhetik und Perfektion. Aus dieser Reihe der schöpferischen Persönlichkeiten, sehen wir uns zwei Lichtgestalten, die später einflussreich auf europäische Künstler wirkten, näher an.

Katsushika Hokusai (1760-1849)

Hokusai erlernte bereits mit 15 Jahren den Beruf des Holzschneiders und arbeitete schon 18 jährig in der Meisterwerkstatt des Malers Katsukawa Shunsho. Das Ukiyo-e- Genre im Holzschnitt bezeichnet „Bilder einer fließenden Welt“ und zeigt unsere Welt in ihrer vergänglichen Schönheit, und dieser Gattung von Abbildung widmete Hokusai seine Aufmerksamkeit.

Er erlernte alle Techniken des Schnittes, der Malerei und jedwedes Motiv war für ihn von Interesse. Ob Portrait, Erotik, Kampf alles war für ihn ein Thema und er zeigte der japanischen Welt ihr eigenes Leben in allen Aspekten. Auch machte er den Begriff Manga, was so viel wie ungezügeltes Bild bedeutet und bis heute in der Comic-Literatur hochaktuell ist, populär.

 

Seine Beliebt- und Berühmtheit in ganz Japan erreichte er aber mit den Darstellungen von Natur und Landschaft, allen voran seine Serie von 36 Ansichten des Berges Fuji. Dabei zeigte er den Berg aus allen möglichen Positionen, und die Ansicht „Die große Welle von Kanagawa“ ist heute wahrscheinlich, das bekannteste Bild eines japanischen Künstlers.

 

Hokusais Leben war, trotz etlicher Schicksalsschläge, eine ununterbrochene künstlerische Weiterentwicklung, und am Totenbett soll er gesagt haben: „Hätte der Himmel mir 5 weiter Jahre geschenkt, wäre ich ein großer Maler geworden“.

 

Utagawa Hiroshige (1797-1858)
Hiroshiges Beruf war Feuerwehroffizier und er bekleidete den untersten Rang eines Samurai. In dieser Position war sein finanzielle Lage sehr angespannt, und so wählte er als zweiten Beruf eine Lehre zum Zeichner von Farbholzschnitten.

 

Nach einigen kleineren Arbeiten bekam er 1831 den Auftrag zu einer 21-teiligen Serie „Berühmte Ansichten der Osthauptstadt“. Diese dürfte Anklang beim Publikum gefunden haben, denn es folgten mehrere Auflagen davon. Dieser Erfolg brachte ihm den ersten bedeutenden Auftrag – „Die 53 Stationen des Tokaido“. Dieses 55 Drucke umfassende Werk wurde als Sammelmappe mit Titelblatt verkauft, und begründeten seinen Ruf als außergewöhnlicher Landschaftsmaler.

 

Die Themen Hiroshiges waren nicht unbedingt neu, jedoch das Ungewöhnliche daran war, dass er den japanischen Alltag mit einer Aura von Poesie und Lyrik umgab. Die japanische Bevölkerung schätzte diese Darstellungsweise so sehr, dass noch bis heute Neuauflagen dieser Holzschnitte verkauft werden.

 

Die Beliebtheit seiner Arbeit stieg sprunghaft an und er malte während seiner Karriere noch viele Landschaften und Plätze Japans, die auch als Serien verkauft wurden. Großen Eindruck machten auch Hiroshiges Entwürfe für Buchillustrationen, Spielbretter und Fächer. Bis zum Ende seines Lebens dürfte Hiroshige wohl um die 5000 Druckentwürfe geschaffen haben.

 

Japonismus in Europa
Mitte des 19. Jahrhunderts beendete Japan auf Grund von notwendigen Reformen und internationalem Druck seine selbsterwählte, 200 Jahre andauernde, Isolation von der restlichen Welt. Bis dahin waren die Niederlande die einzige europäische Nation, die mit dem Land der aufgehenden Sonne Handel treiben durfte, und das machte japanische Waren zu absoluten Luxusgütern.

 

Mit der Öffnung des Inselreichs änderte sich das schlagartig, denn die Europäer, ausgehend von Paris, lernten ein Fülle von nie gesehener Exotik kennen, die ihnen den Atem verschlug. Das betraf, über Möbel, Mode, Schmuck, Alltagsgegenstände und vieles andere, alle Lebensbereiche.

 

Die Menschen waren fasziniert von der subtilen, fremden Welt des Fernen Ostens und es entwickelte sich ein regelrechter Hype, der sich über den westlichen Teil unseres Kontinents ausbreitete. Da es in Japan Farbholzschnitte in Unmengen gab, wurden sie auch als Verpackungsmaterial für Handelsgüter verwendet. So wurde man auf diese Kunstform anfangs aufmerksam, erkannte den hohen künstlerischen Wert der Arbeiten und schon bald entwickelte sich eine rege Sammlertätigkeit.

 

Für die europäischen Künstlerkreise war diese Begegnung, vor allem mit Hokusai und Hiroshige,  zugleich Erlösung und Erleuchtung, denn für vieles was sie am konservativen, strengen Akademismus der westlichen Malerei ablehnten, zeigten ihnen dies Arbeiten neue Ansätze. Während manche nur das dekorative Element dieser Exotik in ihre Arbeit einbrachten, legten andere durch das Fehlen von Zentralperspektive, Schatten, aber auch durch die flache Bildebene Grundsteine zur Erneuerung und Weiterentwicklung der europäischen Kunst.

 

Der Begeisterung für Japan verdanken wir Europäer wunderbare Werke der Impressionisten, des Jugendstils, des Möbeldesigns und auch die Musik blieb davon nicht unberührt – „Madame Butterfly“ ist ein Produkt des Japonismus. Für die Japaner hatte die Berührung mit dem Westen den gegenteiligen Effekt, denn das Interesse an europäischer Kunst, führte zu einem Imageverlust für den Farbholzschnitt im eigenen Land.

 

Liebe Leute, der japanische Farbholzschnitt ist ein sehr komplexes und tiefschürfendes Thema, und somit kratzt dieser Beitrag gerade mal an der Oberfläche dieser Kunstform. Jedoch ein Ziel dieses Blog ist nicht Euch der geistigen Arbeit zu entheben, sondern Euch dazu zu inspirieren.
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !