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Kampfjet, Pasta und Atompilz

Kampfjet, Pasta und Atompilz

James Rosenquist (1933-2017)

Liebe Leute, die Pop Art wurde in den 60er – Jahren zur alles überstrahlenden Kunstrichtung in den USA. Als Abkehr vom Abstrakten Expressionismus verstanden sollte sie die tot-geglaubte gegenständliche Malerei wieder in den Fokus rücken. Damals war sie echte Avantgarde – Kunst, von den Malstilen wie auch von den Sujets.
Zum „Mister Pop Art“, par excellence, avancierte Andy Warhol, und er ist es bis heute geblieben. Jedoch gab es neben ihm etliche andere großartige Künstler dieser Richtung, deren Werk keinesfalls schwächer war – Warhol hat es am besten verstanden sich zu vermarkten.
Einem dieser Pop-Weggefährten gilt unser heutiges Interesse: James Rosenquist!

Foto: ©: Russ Blaise at English Wikipedia

 

1933 in North Dakota geboren studierte er Ende der 40er-Jahre in Minneapolis und danach an der University of Minnesota Malerei.
Er brach 1955 nach New York City auf, wo er ein Stipendium an der „Art Students League“ bekam.
Um sich sein Leben zu finanzieren arbeitete er als Plakatmaler, wo er, unter anderem, Werbebilder für Geschäfte und Kaufhäuser  schuf. Als zwei seiner Kollegen bei einem Unfall auf dem Gerüst den Tod fanden, gab er diesen Beruf auf, und widmete sich ganz seiner künstlerischen Tätigkeit.
Auf Grund seiner erlernten Techniken für Werbeplakate verlegte er sich in seinem gestalterischen Werk auf große Formate. Mit der aufkommenden Beliebtheit an der Pop Art stellte sich rasch Erfolg ein, und er hatte bald seine erste Einzelausstellung (1962) in der „Green Gallery“, welche ihm große mediale Aufmerksamkeit bescherte.

 

 

So wie die meisten Pop Art – Zeitgenossen bezog er die aufkommende Konsumwelt und deren Werbung in seine Bilder mit ein, und 1965 gelang ihm ein großer Wurf – seine Ausstellung in der „Leo Castelli Gallery“ in NY.
Er stellte dort sein Bild „F 111“  aus, und das Besondere daran –  es war das einzige Bild der Ausstellung , hatte jedoch  eine Größe von 3 Meter Höhe und 26 Meter Länge, bestand aus 23 Einzel – Paneelen und füllte alle 4 Wände des Ausstellungsraums. Nur die Eingangstür blieb frei, und James hatte es extra für diesen Event geschaffen. Diese Idee und deren Umsetzung bescherte ihm jetzt internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Foto: ©: Dustin Ground

 

Rosenquist stellt in seiner Sichtweise auf die Pop-Kultur verschiedene Bildthemen einander gegenüber, lässt sie so in gegenseitige Beziehung zueinander treten, neue Geschichten erzählen und den Betrachter Assoziierungen jeglicher Art anstellen. Die Größe der Bilder und ihr kräftiges Kolorit, das einem Farbrausch nahe kommt, ergeben den Rest der Wirkung. Wobei die Wahl und Gegenüberstellung der Themen sehr willkürlich und spontan erscheint.

 

 

In den 26 Metern von „ F 111“ (sie ist ein amerikanischer Kampf – Jet) treffen  so unterschiedliche Bildthemen, wie das Flugzeug, ein Atompilz unter einem Regenschirm, die Profilansicht eines Autoreifens, Spagetti, ein Mädchen unter einem Haartrockner und eine Glühbirne aufeinander. Der Jagdbomber ist nur in Teilen zu sehen, und die Sujets überschneiden sich.
Das mag etwas unübersichtlich und wirr klingen, ist es aber nicht, sondern war für den damaligen Betrachter  sehr ungewöhnlich und überraschend. Das „Museum of Modern Art“ hat 2012 den Castelli – Galerieraum im eigenen Haus, mitsamt dem Werk, nach- und ausgestellt. Hier ein Video dazu:

 

Die erste große Retrospektive des Künstlers wurde 1972 im Wallraf Richartz Museum in Köln, dem Whitney Museum in NY und dem Museum of Contemporary Art in Chicago gezeigt, vier Jahre zuvor war er auf der „Documenta“ vertreten.
Auch sein graphisches Werk, bestehend aus Lithographie, Siebdruck und Radierung ist umfangreich. Er beginnt noch dazu Experimente mit transparenter Plastikfolie als Bildträger und zeigt ab 1969 auch Interesse am Medium Film.

Foto: ©: Istolethetv

 

James Rosenquist hält wahrscheinlich den Rekord für den größten Druck der Welt (2m x 11m).

In einem Interview meinte er, dass er für seine Arbeit wenig verschiedene Materialien braucht, weil er das noch aus seiner Zeit als Plakatmaler so gewohnt ist. Würde man nicht glauben, wenn man sich seine Bilder ansieht.

 

Mit den  meisten Kollegen seiner Kunstrichtung war er persönlich bekannt, aber auch noch mit einem großen Teil der Kunst – Stars vor seiner Zeit, den Abstrakten Expressionisten.

Nach einer jahrzehntelangen, erfolgreichen Karriere starb James Rosenquist 2017, nach langer Krankheit, in New York City.

Die Liste seiner Ausstellungen ist schier endlos, seine letzte Retrospektive gab es 2018 im Ludwig Museum in Köln. Das Video davon zeigt einen sehr guten Einblick in sein Werk:

 

Mit seiner „F 111“ avanciert er noch dazu, aus heutiger Sicht, zum ersten Vertreter einer Kunstrichtung die es damals noch lange nicht gab – der Rauminstallation, meint
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !