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Glut und Asche

Glut und Asche

Maria Moser

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielten zwei kleine Mädchen die Tätigkeiten nach, die ihnen in  ihrer Vorstellung am Schönsten erschien. Dazu holte eine der beiden einen Werbeständer von der Straße ins Haus und verwendete ihn als Staffelei, denn als höchstes Glück und die größte Freude war für sie die Perspektive Malerin zu sein.
Das geschah im oberösterreichischen Frankenburg und dort hatte der Vater des Kindes eine Schlosserei. Zur Ausübung seines Handwerks benötigt der Schlosser eine Esse um schmieden zu können.

 

Wie auf jeden großen oder kleinen Menschen übte das Feuer dieser Esse eine starke Faszination auf das Mädchen aus und das war auch noch täglich erlebbar. Es gab noch etwas im Schmiedefeuer ihres Vaters, das den meistens anderen Menschen verschlossen bleibt – glühendes Eisen. Es signalisiert durch die gleißende Helligkeit und strahlende Hitze seine Gefährlichkeit, erzeugt dadurch Angst ihm nahe zu kommen, und doch erliegt man seiner Faszination und kann den Blick nicht abwenden. So ergeht es fast jedem Erwachsenen – um wie viel stärker ist der Eindruck auf ein Kind.

 

Das Mädchen ging als junge Frau zum Studium nach Wien und absolvierte dieses 1968-73 an der Akademie der bildenden Künste bei Professor Walter Eckert. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann Heinz Göbel kennen. An das Studium anschließend erlaubte ihnen ein Ägypten-Stipendium einen längeren (1974/75) Studienaufenthalt in diesem Land.
K. J.: Welche Auswirkung hatte der Ägyptenaufenthalt auf ihr Werk?
M. M.: Er hatte große Bedeutung für meine Entwicklung fernab vom heimischen Kunstmarkt. Aber auch thematisch hinterließ er Spuren für viele Jahre.
Heute, viele Ausstellungen, Preise, Ehrungen und Jahrzehnte später, lebt Maria Moser wieder in Frankenburg. Die Schlosserei des Vaters ist schon lange geschlossen, jedoch das Eisen glüht weiter im Feuer der Esse – in ihren Bildern.

 

Im überwiegenden Teil ihrer Gemälde dominiert das Rot – und die Wurzel all ihres Schaffens liegt noch immer im Schmiedefeuer und der Urmaterie des Eisens in allen Zustandsformen.
Das Sujet Eisen ist in ihrem Werk dem Feuer ebenbürtig – denn würde eines der beiden fehlen, wären ihre Bilder nicht existent. Es führt auch ins Innere der Erde, zum heißen Herz der Dinge, wie sie es nennt.
Sozusagen eine Hommage an eine der Urmaterien unseres Planeten in all seinen Zuständen des Seins – von Rost bis Glut und Asche.
Die Farbe Blau blitzt immer wieder in ihren Gemälden auf und es gab auch eine zeitlich begrenzte Phase in der sie mehr Platz einnahm.
K. J.: Ihre blauen Bilder sind nach einem Islandaufenthalt entstanden?
M. M.: Blau kam auch schon früher immer wieder durch, aber Island und Spitzbergen haben sich tatsächlich blau ausgewirkt.
K. J.: Gab es bei Ihnen noch andere längere Farbzyklen?
M. M.: Nein, eigentlich sind es nur diese elementaren Themen.

 

Maria Moser als abstrakte Malerin zu bezeichnen, hält eigentlich nur so lange bis man die Geschichte hinter ihrer Bilder kennt, denn dann werden sie sehr gegenständlich – Eisen, Feuer, Glut, Asche, Rost, Umformung der Materie.
Wie der Schmied zwingt sie das glühende rote Chaos in eine gereinigte, geordnete Form. Konzentriert vor einem ihrer Bild stehend vermeint man die ausstrahlende Hitze des Metalls zu spüren, kann jedoch die aufkeimende Angst bezwingen, da sich an den Rändern schon Asche bildet. Die Gewalt der Elemente führt nicht nur zurück in ihre Kindheit sondern auch in die unserer Erde, zur Entstehung alles Seins.

 

Selbstdisziplin wird vom Betrachter gefordert, denn der grobe, raue Farbauftrag lässt das Verlangen entstehen die haptische Wahrnehmung der Oberfläche zu erkunden.
Maria Moser bearbeitet alle Formate, von der Größe eines Buches bis zur wandfüllenden Dimension.
K. J.: Haben Sie eine bevorzugtes Größenformat?
M. M.: Ich liebe große Formate, das bändigen von Farbe und Form macht mir Spaß!
Erstaunlich erscheint mir auch die Unerschöpflichkeit die dieses Thema für sie besitzt. Die Künstlerin bleibt seit Jahrzehnten ihrem Stoff treu, es sehen keine 2 Bilder gleich aus und die Spannung hält sie in ihrem Werk bis heute mehr als aufrecht.  Diese Kontinuität hat etwas Beruhigendes, Erfreuliches und Tröstendes in einer Zeit, in der die visionären „15 minutes fame“ eines Andy Warhol schon längst Einzug gehalten haben.

 

K. J.: Malen Sie jeden Tag?
M. M.: Nein, ich male in Phasen oder Etappen, dafür dann sehr intensiv.
Liebe Leute, falls ich Euch auf dieses kraftstrotzende Werk neugierig machen konnte – es gibt zur Zeit die Möglichkeit Bilder von Maria Moser und ihrer Tochter Lena Göbel im Original zu sehen. Beide stellen gemeinsam im Museum Angerlehner nahe Wels aus.

Foto: © Maria Moser

 

Ich tauchte erstmals 2003 in diese intensive Bilderwelt ein und sie hat mich nie wieder losgelassen – worüber ich sehr froh bin!

 

K. J.: Können Sie sich vorstellen, dass die Themen Feuer und Eisen für Sie jemals erschöpft sein können?
M. M.: Kann ich mir nicht vorstellen, denn das sind Lebensthemen, ich hoffe, das Feuer brennt noch lange!
Zur noch besseren Vorstellung der Künstlerin – ein kleines Video über sie!

Maria Moser, Malerin

Liebe Leute, wenn die Worte Karl Heinrich Waggerls „Die Heimat ist das Land der Kindheit“ zu jemandem passen, dann ist es Maria Moser, den sie hat dieses Land nie verlassen, vermutet,
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !