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Kara Walker

Kara Walker

Liebe Leute,
etliche von euch Lesern, die ungefähr in meinem Alter sind, werden sich wahrscheinlich noch daran erinnern, wenn sie mit ihren Eltern in einem Gasthaus oder beim Heurigen saßen, dass manchmal Männer hereinkamen, von Tisch zu Tisch gingen und anboten, von jemandem am Tisch, einen „Scherenschnitt“ oder „Schattenriss“ zu machen.
Um Jüngeren eine Vorstellung davon zu machen, sei es kurz erklärt: Man nimmt, meist, schwarzes Papier und schneidet daraus, mit einer Schere, die Umrisse des Profils der betreffenden Person, in Form einer Büste, heraus. Man legt es danach, zwecks  guten Kontrastes, auf weißes Papier, und fertig ist der Scherenschnitt. Er dauerte nur ein paar Minuten, aber einfach ist es nicht, denn er muss ja dem Modell ähnlich sehen.

Foto: © Kultur Jack

Ich hatte vor 20 Jahren das Glück, dass uns in einem Salzburger Lokal, ein alter Mann so etwas anbot, und ich bin heute froh, dass ich so ein Abbild von meinem 8-jährigen Sohn machen ließ, denn heute ist dieses Gewerbe oder Hobby längst ausgestorben. Und, da ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, zeige ich euch die Silhouette meines Kindes, damit gleich jeder eine Vorstellung davon hat, wie so etwas aussieht.
Und diese Vorrede, liebe Leute, führt uns zu unserem heutigen Thema, der amerikanischen Künstlerin:
Kara Walker, Malerin, Installationskünstlerin, Filmemacherin.
Sie erhielt ihre Ausbildung am Atlanta College of  Art und auf Rhode Island School of Design. Laut ihrer eigenen Aussage, wusste Sie schon im Alter von 3 Jahren, als Sie ihrem Vater, der ebenfalls Künstler und Professor war, bei der Arbeit zusah, dass Sie das auch machen möchte.
Als Sie mit 13 Jahren vom sonnigen Kalifornien nach Atlanta umziehen musste, war es für Sie ein kultureller Schock, weil sie dort als Afroamerikanerin, mit  Rassismus konfrontiert wurde.
Im Laufe Ihrer künstlerischen Entwicklung fand Sie zu einer Ausdrucksweise, die auf dem eingangs erwähnten Schattenriss beruht. Erste Aufmerksamkeit erregte Sie 1994 mit Ihrer Wandarbeit „Gone, An Historical Romance of a Civil War as it Occurred Between the Dusky Thighs of One Young Negress and Her Heart“, und diese Arbeit war sofort ein Hit.
Ihre raumhohen Friese thematisieren meistens die Sklaverei, Rassismus und den amerikanischen Bürgerkrieg und Sie verwendet dazu Abbildungen aus historischen Lehrbüchern um authentisch die damalige Situation der Sklaven zu demonstrieren. Auf den ersten Blick, wenn man den Ausstellungsraum betritt, wirken die Scherenschnitte an den Wänden märchenhaft und wie ein Spiel, jedoch beim näheren Hinsehen verfliegt der Traum, durch die Brutalität der Darstellung, recht schnell.

Manche Ihrer Arbeiten sind eine Hommage an 360° Historienmalerei und umfassen somit den ganzen Raum.

Ihre erste Skulptur, Sie nannte sie Marvelous Sugar Baby, präsentierte Sie 2014 in einer aufgelassenen Zuckerfabrik. Eine, in der  typischen Aufmachung der schwarzen Frauen zur Zeit des Sezessionskriegs,  liegende Figur in Form einer Sphinx mit einer Länge von ca. 23m und einer Höhe von 11m. Um sie herum standen 15, sogenannte, Begleiter.  Die aus Kunststoff bestehende Sphinx war mit  Zucker bedeckt und die Begleiter waren aus gekochtem Zucker, ähnlich wie harte Bonbons. Die Installation sollte eine Hommage an die unbezahlt arbeitenden Menschen auf den Zuckerrohrfeldern, der damaligen Zeit, sein.
Die Skulptur war öffentlich zugängig, und nach Ende der Ausstellungsdauer, wurde sie, wie geplant, inklusive der Fabrik, abgerissen.

Weiter interessante Arbeiten sind der „Eiserne Vorhang“ für die  Wiener Staatsoper, den Sie für die Saison 1998/99 entwarf und das Bühnenbild und die Ausstattung für die Oper „Norma“ 2015 im “la Fenice“ in Venedig.

Bleibt eigentlich nur mehr zu sagen: „Mrs. Walker, you make great works of art“!
meint euer Kultur Jack.

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !