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Sergei Rachmaninow – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort

Sergei Rachmaninow – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort

Liebe Musik-Checker,
dieser Name und seine Musik gehören definitiv in unseren Blog. Ein brillanter Pianist, Dirigent und Komponist. Sergei Rachmaninow schrieb viele wunderschöne Werke, die zu der Musikgeschichte gehören. Bevor wir mit der Geschichte seines Lebens beginnen, möchte ich euch ein wunderschönes Stück präsentieren. Die Sonate für Violoncello und Klavier in g-Moll, op. 19, gespielt von zwei jungen Damen, die ich bewusst ausgewählt habe, da sie für mich, persönlich, eine große Zukunft vor sich haben. Aber überzeugt euch selbst: Liliana Kehayova (Cello) und Kristina Miller (Piano)

II. Allegro scherzando:

Da wir ein Musik-Blog sind und kein Schulbuch, wird heute viel Musik gehört und wir befassen uns mit den Fakten. In diesem Sinne, auf zu Teil drei der Sonate.

III. Andante

Quelle: Liliana Kehayova

Rachmaninow 12 Jahre

Ein junges, musikalisches Genie

Ja, das war er definitiv, wie ihr euch schon überzeugen konntet. Der russische Musiker wurde in keiner besonders musikalischen Familie geboren – abgesehen von seiner Mutter, die eine Absolventin des Sankt Petersburger Konservatorium war. Sie übte den Beruf der Musikerin aber nie aus. Rachmaninow erhielt seinen ersten „Klavierunterricht“ von ihr im Alter von vier Jahren und er begann sehr früh zu komponieren. Sein Leben verlief nicht sehr leicht, er erlebte die Trennung seiner Eltern und den Tod seiner Schwester. Sergei besuchte dasselbe Konservatorium wie seine Mutter, aber er konnte es nicht beenden. Wahrscheinlich beeinflusste ihn das Schicksal seiner Lebenssituation zu sehr und er scheiterte an den Abschlussprüfungen in den Allgemeinfächern. Somit wurde ihm sein Stipendium entzogen.

Aber das war für ihn kein Grund mit der Musik aufzuhören. Manchmal muss man auch zur richtigen Zeit, am richtigen Ort sein, um sein Talent auch in Erfolg umsetzen zu können. Sein Cousin, Alexander Siloti, war ein aufgehender Stern am Pianisten-Himmel zu dieser Zeit. Alexander hörte den jüngeren Rachmaninow und war davon überzeugt, dass er sein eigenes Talent weiterentwickeln musste. Sein Cousin gab ihm die Möglichkeit, als er ihn mit dem Klavierpädagogen Nikolai Sergejewitsch Swerew bekannt machte und er fing kurz danach an, seine Klasse im Moskauer Konservatorium zu besuchen. Nicht nur das Klavier beherrschte Sergei ausgezeichnet, er komponierte sogar sein erstes Klavierkonzert im Alter von 17 Jahren alt.

Am 14. März 1892 wurde in Moskau der erste Satz des Konzerts zur Uraufführung gebracht und, als vollendete Version, in London im Jahr 1900 uraufgeführt. Bis heute darf dieses Stück auf den großen Bühnen nicht fehlen! Aber hört euch es selbst an, vielleicht kennt ihr es ja – immerhin ist es bis heute bekannt und damit begann der Erfolg von Rachmaninow.

Quelle: Legoman’s Classics

Die erste Sinfonie – ein Fiasko?

In dieses Stück steckte Rachmaninow viel Arbeit. Die Premiere fand am 15. März 1897 in Sankt Petersburg unter der Leitung von Glazunov statt. Die Kritik zu dem Stück war hart, nicht nur bezüglich der Musik sondern über die Leistung des Dirigenten. Die Worte, die in den nächsten Tagen in den Zeitungen zu lesen waren, waren nicht leicht für den Komponisten. Seine Ehefrau Natalja beschuldigte Glazunov sogar, dass er bei der Premiere betrunken gewesen sei, aber brachte Sergei diese Behauptung etwas?!? Der Abend war vorbei und sein Stück nicht mehr zu retten.

„Die schrecklichste Stunde meines Lebens… Die Missakkorde entnervten mich… Ich bin vollkommen überrascht, dass ein so begabter Mensch so schlecht dirigieren kann.“

Nach diesem Horror, schrieb Rachmaninow jahrelang keine Noten mehr auf Papier und litt unter Depressionen. Erst im Jahr 1900 begann er wieder zu komponieren. Aber mit der Ersten Sinfonie beschäftigte er sich nie mehr.

Die Anerkennung

Trotz der vielen Schicksalsschläge in Rachmaninow’s Leben, gab er nicht auf. Er komponierte weiter und spielte vor Publikum. Er nahm im Jahr 1904 eine große Verantwortung und Herausforderung an – nämlich den Posten als Dirigent im Bolschoi-Theater. Eine schwierige Aufgabe, die er aber mit Bravour meisterte. Zu diesem Zeitpunkt gab es kein Dirigentenpult, aber er erschuf diese Idee und seine Innovation gibt es bis heute. In der Presse gab es ausschließlich Lob für die Arbeit des neuen Maestros!

Im Jahr 1906 reiste er mit seiner Familie nach Dresden, Deutschland. Dort komponierte er weiter und schrieb die 2.Sinfonie Op. 67, die 1. Klaviersonate op. 28 und die sinfonische Dichtung „Die Toteninsel“ op. 29. All diese Werke sind ebenfalls wunderschön und unbedingt anzuhören!

Als Goldene Zeit in seiner Karriere kann man die Emigration in die USA bezeichnen. Dort wurde er zu dem begehrtesten und bestbezahlten Pianisten. Das Geld war kein Problem mehr für ihn, aber er litt trotzdem weiter unter Depressionen und sagte selbst einmal über sich:

„Meiner Natur nach, bin ich einen Pessimist“

In der Konzertsaison 1922-23 zwischen November und Ende März gab Rachmaninow 70 Vorstellungen. Ganz schön viel für einen Musiker. Er konnte sich, durch seinen Verdienst in der „Goldenen Zeit“ ein Haus in Los Angeles bauen lassen. Und zwar nicht nur irgendein Haus, sondern eine exakte Nachbildung seines Hauses in Moskau.

Die letzten Stationen und Werke

In den 30er Jahren erwarb Rachmaninow zusätzlich ein Haus in der Schweiz. Dort verbrachte die Sommern mit seiner Familie, doch aufgrund des Zweiten Weltkriegs verlor er dieses Heim wieder. Sergei schrieb im Jahr 1942 sein allerletztes Stück „Die Sinfonischen Tänze“. Im selben Jahr erwarb er ein Grundstück in Beverly Hills, aber leider konnte er dort nicht viel Zeit verbringen.

Nicht nur die vielen Konzerte in den 30ern, sondern auch der enorme Zigaretten-Konsum, führte zu einer Erschöpfung und letztendlich zu Krebs. Er starb drei Tage vor seinem 70. Geburtstag am 28. März 1943. Unglücklicherweise wurde sein Wunsch, in Moskau beerdigt zu werden, nicht erfüllt.

Liebe Musik-Checker, ich habe im heutigen Beitrag sicher nicht alle seine großen Werke präsentiert und dazu ein wenig Wissenswertes erzählt. Aber ich hoffe, dass ich in euch trotzdem das Interesse für ihn und, hoffentlich, die Liebe zu seiner Musik erwecken konnte. Nehmt euch Zeit, wenn die von mir ausgewähltem Stücke gefallen haben und hört noch ein paar Werke von ihm an. Er ist und bleibt für mich ein großartiger Musiker, den ich immer wieder gerne höre! Ich hoffe ab jetzt auch für euch.

Eure Kultur Jacky

 

 

Über den Autor

Kultur Jacky

Kunst und Kultur sind nicht nur meine Leidenschaft, sondern auch mein Beruf. Ich bin sehr interessiert an allem was Menschen bewegt: An der Musik die uns berührt, an schönen Bildern und Büchern, die mich zum Nachdenken bringen.Ich tauche in die Welt der schönen Momente ein und genieße sie jeden Tag. Mehr über mich