
Die Museen von Saint Ives

Wo immer ich auch Urlaub mache, nie fehlt der Blick in den Reiseführer, ob es an dem zu besichtigenden Ort kulturelle Dauerbrenner, sprich Museen, gibt.
So auch geschehen 2011 als ich eine Rundreise durch Südengland machte. Bevor wir nach Saint Ives in Cornwall kamen schlug mir mein Buch vor, das ehemalige Atelier und heutige Museum der britischen Bildhauerin Barbara Hepworth zu besuchen.
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- Foto: © Kultur Jack
Ich kannte ihren Namen flüchtig und das genügt bei mir um mich darauf einzulassen. Meistens genügt es auch wenn ich den Namen nicht kenne und mein geschriebener Reisebegleiter es mir empfiehlt.
Barbara Hepworth wurde 1903 in Wakefield, England geboren, studierte auf der britischen Insel und in Italien Bildhauerei, wo sie auch Henry Moore kennenlernte, mit dem sie später ausstellte und zusammenarbeitete.
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In zweiter Ehe war sie mit dem Künstler Ben Nicholson verheiratet und sie bezogen ihren Wohnsitz nach St. Ives. Um 1940 bildete sich um das Paar ein Zentrum abstrakter Kunst und 1949 kaufte Hepworth das Atelier in dem sich heute das Museum befindet.
Barbara war recht erfolgreich, denn schon 1936 kaufte das Museum of Modern Art die erste Skulptur von ihr und sie war Teilnehmerin der Biennale in Venedig und zwei Jahre in der Kasseler Documenta vertreten. Sie wurde auch in den Adelsstand erhoben.
1975 starb sie 72-jährig bei einem Brand in ihrem Atelier.
Barbara Hepworth zählt heute zu den bedeutenden Künstlern Großbritanniens. Ihre Skulpturen und Plastiken sind abstrakt, jedoch sehr unterschiedlich in der Gestaltung. Die Palette der Formgebung reicht von archaisch streng bis zu eleganten, sehr ästhetischen Ausführungen. Ein Großteil der Werke ist mit Öffnungen durchbrochen. Auch variieren die Materialien, von Holz über Metalle bis zu vielfältiger Differenzierung an Steinen.
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Das Besondere an diesem Museum in Cornwall ist, dass neben der Vielfalt und Schönheit der Skulpturen auch die Präsentation beeindruckt. Ihr Atelier ist ein verglaster Schauraum, aber das Werk wird in einem Skulpturengarten ausgestellt. Durch verschlungene Wege und pflanzliche Barrieren erscheint der Garten größer als er in Wirklichkeit ist, mit unterschiedlichster Bepflanzung und hinter jeder Wegbiegung überrascht uns ein neues Objekt ihrer künstlerischen Tätigkeit. Das ist natürlich viel einnehmender, als in einer Menschentraube vor einer Vitrine zu stehen. Noch dazu erfreut man sich an den Arbeiten innerhalb der Mauern wo sie entstanden sind, und in einem Garten den man selbst gerne hätte.
- Foto: © Kultur Jack
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Das Atelier an sich ist so gestaltet, dass es den Eindruck vermittelt, die Bildhauerin habe es nur kurz verlassen.
Von außen ist das Museum, nicht einsehbar, von einer Mauer umschlossen wirkt es eher unscheinbar, bietet aber im Inneren eine echte Idylle.

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Betrieben wird es von der Tate Gallery und deren andere Dependance ist keine 10 Minuten, zu Fuß, entfernt – dorthin machen wir uns jetzt auf den Weg.
Mit dem Begriff „Tate Gallery“ assoziiert man sofort große Ausstellungsräume, was jeder versteht, der jemals die „Tate Modern“ gesehen hat, deshalb war ich sehr erstaunt davon zu lesen, dass es im ländlichen Cornwall einen Ableger davon geben soll.
Jedoch die Tate St. Ives, wie sie sich nennt, ist mehr Galerie und Plattform für Ausstellungen als ein Museum und deshalb relativ klein. Sie widmet sich in erster Linie moderner britischer Kunst und auch das eher regional gesehen.
Für Liebhaber moderner Kunst des gegenwärtigen und letzten Jahrhunderts charakterisiert der Begriff „klein aber fein“ sehr gut das dort Dargebotene. An herausragenden Namen 2011, erinnere ich mich an Naum Gabo und Lucio Fontana, die je mit einem Werk vertreten waren.

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Interessant war eine Installation von Martin Creed eines 1968, so wie Hepworth in Wakefield, geborenen Konzeptkünstlers. Man betrat einen nach oben hin offenen Raum ganz mit weißen Luftballons gefüllt. Kurz nach dem Betreten verlor man jegliche Orientierung und wurde, auf der Suche nach dem Ausgang, unsicher in der eigenen Bewegung, weil man nie wusste was man hinter der nächsten Ballonwand zu erwarten hatte. Jemandem in dieser Ballonfülle und doch weißen Leere zu begegnen hatte auch etwas fast Intimes. Jedoch genau auf diese Bewusstseinsveränderung beim Besucher zielte diese Installation ab und hat auch ihr Ziel erreicht.

Foto: © Kultur Jack
Die moderne, attraktive Architektur des Gebäudes ist sehr ansprechend und passt sich gut in die umliegende Nachbarschaft ein. Jedoch das echte Highlight ist die Lage der Galerie; direkt am Atlantik. Man sieht, auch vom Museum aus, die Sonnenanbeter und Badenden am Strand von St. Ives. Diese Kombination war mir bis dahin fremd.
- Foto: Kultur Jack
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Liebe Leute, Cornwall an sich ist landschaftlich ein visuelles Erlebnis ersten Ranges. Saint Ives ein romantisches Schmuckstück, und das nicht nur für Rosamund Pilcher Fans.
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Wenn man das auch noch mit Kunst und Kultur verbinden kann, ist das der perfekte Urlaub für
Euren Kultur Jack!