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Georg Raphael Donner und sein Brunnen

Georg Raphael Donner und sein Brunnen

Liebe Leute, die meisten Kunstschaffenden verdanken ihren Bekanntheitsgrad, insofern sie Berühmtheit erlangen, rückblickend ihrem Gesamtwerk. Der Protagonist unseres heutigen Beitrags erfuhr das gegenteilige Schicksal, denn jeder Wiener kennt ihn heute auf Grund seines Hauptwerks: Der Donnerbrunnen!

 

Dabei ist die Benennung dieses Kunstwerks eine ganz andere. Ich bin in Wien geboren und habe mein ganzes Leben hier verbracht, jedoch noch nie hat jemand, im Gespräch mit mir, den Brunnen mit seiner richtigen Bezeichnung erwähnt.
Der Künstler:
Georg Raphael Donner wurde 1693 in Essling, das seit 1938 ein Teil von Wien ist, als Sohn eines Zimmermanns geboren und nach einer Lehre als Goldschmied, zusätzlich als Bildhauer von Giovanni Giuliani ausgebildet. Ersten künstlerischen Einfluss auf den jungen Mann hatte die Sammlung des Fürsten von Lichtenstein, zu der ihm sein Lehrer Zugang verschaffte.

Raphael Donner von Maximilian Hannl, Foto: © Ondraness

 

Sein Wunsch an der Karlskirche in Wien mitzuarbeiten erfüllte sich nicht und so begab sich Donner auf Arbeitsreisen nach Dresden, Linz und in Salzburg schuf er Putten für den Stiegenaufgang für das Schloss Mirabell.

 

Zusätzlich entwickelte er eine umfangreiche Tätigkeit als Medailleur und 1729 berief der Fürstprimas von Ungarn, Emmerich Esterhazy, den Künstler nach Preßburg. Mit der teilweisen Ausgestaltung des Doms von Preßburg machte Donner in den nächsten Jahren international auf sich aufmerksam. Parallel schuf er Werke für Wien, wie die „Apotheose Kaiser Karl VI.“ die heute im Belvedere zu besichtigen ist.

 

Als „Kaiserlicher Kammerbildhauer“ wieder zurück in Wien schuf der Künstler Reliefs für die Sakristei des Stephansdoms, um schließlich einen Wettbewerb zu gewinnen der zu seinem Hauptwerk werden sollte: Die Gestaltung eines Brunnens auf dem Mehlmarkt, dem heutigen Neuen Markt.
Zum Spätwerk Donner zählt ein weiterer, jedoch kleinerer, Brunnen im Alten Rathaus von Wien und eine Pieta im Dom zu Gurk. 1741 starb Raphael Donner in Wien und seine Arbeiten blieben bis zum Ende des Jahrhunderts als Formenideal maßgebend.

 

Der Providentia – Brunnen:

Providentiabrunnen, Donnerbrunnen Neuer Markt in Wien
Foto: © Radler 59

 

Das Hauptwerk Donners steht im Herzen Wiens zwischen Stephansdom und Staatsoper. Im Zentrum des Brunnens sitzt auf einem Sockel Providentia, die römische Göttin der Vorsehung. Zu ihren Füßen ist sie von 4 Putten, mit wasserspeienden Fischen in den Händen, umgeben. Diese 4 verschiedenen Fische, Wels, Hecht Karpfen und Lachs, spenden das Wasser für den Brunnen und symbolisieren die Donau.

 

Die Figuren am Rand des Brunnens zeigen die verschiedenen Lebensalter des Menschen, jedoch allegorisch präsentieren sie die wichtigen Nebenflüsse des Donaustroms. Die männlichen Figuren verkörpern Oberösterreich, wobei die Enns ein alter Fährmann, mit einem Ruder auf der Schulter ist.
Die Traun ist ein junger, aktiver Mann der einen Fisch am Grunde des Brunnens mit seinem Dreizack zu harpunieren versucht.

 

Die weiblichen Figuren geben die niederösterreichischen Flüsse wieder, wobei das Mädchen mit einer wasserspendenden Muschel die Ybbs vorstellt. Die Frauenfigur, neben einem Relief mit einer Schlachtszene, zeigt die March und charakterisiert sie damit als Grenzfluss.

 

Erstmals seit dem Mittelalter trat die Stadt Wien als Auftraggeber bei der Bestellung des Brunnens hervor. Donner schuf die Modelle für die Figuren, welche danach im Bleiguss hergestellt und 1739, am Namenstag von Kaiser Karl VI., aufgestellt wurden. Karls Tochter, Maria Theresia, ließ die Statuen wegen zu großer Freizügigkeit entfernen und wollte sie einschmelzen lassen. Dies verhinderte der Bildhauer Johann Martin Fischer, der sie stattdessen restaurierte und 1801 wurden sie wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht.
1871 wurde auf Grund von starken Beschädigungen das Becken neu hergestellt und die Bleiguss-Figuren 1873 durch wetterbeständige Bronzekopien ersetzt. Wer die bleiernen Originale heute sehen möchte, findet sie im Unteren Belvedere ausgestellt.

Figuren Unteres Belvedere von Alois Hänisch, Foto: © Dorotheum

 

Während des 2. Weltkriegs wurde der Brunnen abgebaut und erst 1947 wieder hergestellt. Wegen der Errichtung einer Tiefgarage ist das auch jetzt wieder der Fall und Raphael Donners Meisterwerk ist erst wieder 2022 zu bestaunen.
Das Andenken an Raphael Donner wird in Wien hochgehalten, sei es durch sein Denkmal am Schwarzenbergplatz, oder durch die Gedenktafel an der Stelle seines ehemaligen Geburtshauses im Stadtteil Essling.

 

Jedoch das größte Kompliment machen die Wiener dem Sohn ihrer Heimatstadt, indem sie seine großartige Schöpfung ganz salopp mit seinem Familiennamen bezeichnen.
Euer Kultur Jack!

Beitragsbild: Foto Donnerbrunnen ca. 1898, Foto: © Stadtarchiv Linz am Rhein

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !