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Das goldene Nachtzeug des Kaiserpaares

Das goldene Nachtzeug des Kaiserpaares

Um das Jahr 1750 stellte der Goldschmied Anton Matthias Joseph Domanek (1713-1779) das Hauptwerk seines künstlerischen Schaffens her. Es bestand aus zwei Ensembles und wurde für das österreichische Herrscherpaar Maria Theresia und ihren Gemahl Franz I. Stephan verfertigt.

 

In der heutigen Bedeutung, mag dem Leser das Wort „Zeug“ abwertend und geringschätzig vorkommen, was aber, zur Zeit des Barocks, nicht der Fall war. Denn ein Nachtrag in der Inventarliste der Wiener Schatzkammer, aus dem Jahr 1773, bestätigt die Übernahme „der goldenen Nachtzeig von weiyland ihre K.K.A. Mayestät der Kaiserin“ vom 16. Jänner 1781 – zwei Monate nach dem Tod der Herrscherin.

 

Der erste Teil der zusammengehörigen prachtvollen Objekte, war für die gemeinsame Verwendung durch das Kaiserpaar vorgesehen, und als Frühstückservice konzipiert.
Außer der künstlerisch qualitativ hochwertigen Handarbeit, sticht dem Betrachter sofort die materielle Beschaffenheit der Objekte ins Auge.

 

Die metallenen Teile bestehen durchgehend aus schwerem Gold und lassen an Exklusivität nichts zu wünschen übrig. Teekannen, Schokoladekannen, ein Rechaud mit Wasserkanne, Tabletts, Zuckerdose, Löffel, Spachtel und Schalen wurden aus dem edelsten aller Metalle angefertigt.

 

Soweit die Gefäße mit Griffen verziert sind, bestehen diese aus Ebenholz und wurden teilweise mit orientalischen Köpfen verschönert. Ebenholz zählt zu den wertvollsten Holzarten und in der Mythologie wird ihm magische Wirkung zugeschrieben. Es ist sehr hartes Holz, und so schwer, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern versinkt.

 

Feinstes chinesisches, geschmackvoll gemustertes Porzellan wurde für die Herstellung der Teeschalen verwendet und die, etwas höheren, Schokoladebecher stammen aus der Meißner Manufaktur.

 

Eigens gefertigte, goldene Einsätze wurden als Halterung für die Schokolade – Trinkgefäße geschaffen.

 

Das zweite Set dieses Ensembles ist eine Toilette – Garnitur, die jedoch, auf Grund des Vorhandenseins von Rasiermessern, dem Gemahl der Kaiserin zugeschrieben wird.
Neben einem eingefassten Spiegel besteht die Zusammenstellung aus einem Becken mit Wasserkanne und verschiedenen Büchsen und Deckelgefäßen.

 

Aber auch so ungewöhnliche Dinge, wie eine Zahnbürste mit Ohrlöffelchen oder ein Haarrupfer sind vorhanden.

 

Die Griffe der Rasiermesser sind aus Perlmutter und die durchsichtigen Teile der Flakons aus Bergkristall.

 

Lichtscheren, die in dieser Palette der Gebrauchsgegenstände ebenfalls enthalten sind, wurden zum Kürzen des Kerzendochts verwendet. Die metallenen Teile der gesamten Garnitur sind ebenfalls aus schwerem Gold.

 

Liebe Leute, dieses kaiserliche Ensemble besteht aus ungefähr 70 Gegenständen und zählt, auf Grund der handwerklichen Qualität, zu den Spitzenwerken der Goldschmiedekunst des 18. Jahrhunderts. Außerdem verbindet es auch zwei Herzen, die einander zugetan waren. So war doch der schwerste, persönliche Schicksalsschlag für Maria Theresia, der Tod des Kaisers und sie hat sich, ab diesem Zeitpunkt, nur mehr schwarz gekleidet – und das waren immerhin 15 Jahre.

Maria Theresia 1770, Foto: © Stayinart.com

 

Euer Kultur Jack!

Foto Beitragsbild: Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !