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Federschild mit Kojote

Federschild mit Kojote

Manche Menschen sind der Ansicht, dass für ein künstlerisches Kleinod immer wertvollste Metalle und Edelsteine unabdingbar sind. So ist es nicht – den Wert eines Objektes begründet, zu einem großen Teil, die kreative, schöpferische Idee und das handwerkliche Können. Genau das trifft auf unser heute vorgestelltes Werk zu: Der Federschild mit Kojote!

Detail, Foto: © Weltmuseum, Kunsthistorisches Museum Wien

Das Objekt:
Der Schild wurde um das Jahr 1500 gefertigt und stammt aus dem Aztekenreich im heutigen Mexiko. Er wurde aus Goldblech, Leder, Rohr und Federn gestaltet und somit ist der materielle Wert überschaubar. Jedoch waren Objekte aus Federn von Tropenvögeln in der Kultur der Azteken Prestigeobjekte, da das Tragen von federgeschmückten Gegenständen nur dem Adel vorbehalten war.

Detail, Foto: © Weltmuseum, Kunsthistorisches Museum Wien

Die Heimat der Azteken lag im zentralen Hochland und dort lebten, klimatisch bedingt, keine tropischen Vögel. So wurde das begehrte, bunte Ausgangsmaterial entweder erworben oder von unterworfenen Völkern als Tributszahlung gefordert. Von der Wiege bis zum Totenbett waren Vogelfedern im Leben der mesoamerikanischen Ureinwohner stark verwurzelt und somit wertvoller als Gold.
Hergestellt wurden die gefiederten Objekte von spezialisierten Handwerkern, den sogenannten „Amanteca“. Auf vorgezeichnetem Untergrund wurden die verschiedenfarbigen Federn in Schichten aufgeklebt. Jedoch nicht nur Schilde, sondern auch Umhänge, Standarten und Fächer wurden geschmückt.

Detail, Foto: © Weltmuseum, Kunsthistorisches Museum Wien

Zur Zeit der Kolonisierung Amerikas wurden unzählige dieser Federschilde nach Europa geschafft und hier bei Umzügen und Aufmärschen verwendet – man spielte Amerika. Verständlicherweise haben diese fragilen Kunstwerke diese Behandlung nicht überlebt. Heute existieren nur mehr 4 solcher Schilde weltweit – zwei davon sind in Stuttgart, einer wurde von Maximilian von Habsburg Mexiko als Geschenk übergeben und dieser ist in Wien.
Die Geschichte:
Der Schild war ursprünglich in Schloss Ambras, dem Wohnsitz Erzherzog Ferdinands II. und wurde, da damals die kulturelle Zugehörigkeit nicht klar war, dort in einer Inventarliste aus dem 18. Jahrhundert als chinesischer Sonnenschirm geführt, . 1882 wurde er aber als altmexikanisch identifiziert.

 

Die Klassifizierung des dargestellten Tieres ist bis heute nicht eindeutig. Anfangs wurde es als blauer Drache oder Monster gesehen, jedoch heute geht man von einem Kojoten oder Wolf aus. Dafür spricht, dass es bei den Azteken Kojotekrieger gab, die sich als Kojote darstellten, sogar als blaue Kojoten. Das Tier könnte aber auch auf andere Hintergründe hinweisen. Die Zeichen für Wasser und Brand vor dem Maul des Tieres, verweisen auf Brand, Krieg und Zerstörung.

Detail, Foto: © Weltmuseum, Kunsthistorisches Museum Wien

Liebe Leute, diese wundervolle Arbeit aus Vogelfedern zeigt uns, welch kulturelle Blüte die Völker Mittelamerikas vor 500 Jahren erreicht hatten. Durch überlegene Waffentechnik und eingeschleppte Krankheiten schaffte es Hernán Cortés und seine Männer innerhalb von drei Jahren das Aztekenreich zu erobern und damit die nahezu vollständige Auslöschung dieser indigenen Kultur in die Wege zu leiten.

 

Damit hat sich Europa, unter der Führung des Habsburgers Karl V., in beschämender Weise in die Geschichtsbücher eingetragen,
Euer, Kultur Jack!

Beitragsbild: Weltmuseum Wien, Kunsthistorisches Museum

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !