Seite auswählen

Schiff Ahoi

Schiff Ahoi

Elfenbein in seiner zweitschönsten Form

Liebe Leute, unser Kulturblog präsentiert heute ein Kleinod für Detail – Verliebte. Wie vieles Rares und Kostbares in Österreich, steht es in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien und den Genuss an dem dortigen Anblick verdanken wir, wieder einmal mehr, der Sammlerwut der habsburgischen Kaiser.
Das kostbare Stück besteht zum überwiegenden Teil aus Elfenbein und hat die Form einer Galeere mitsamt Besatzung. Mit 84cm Länge und fast 52cm Höhe sind die Ausmaße recht beachtlich.

Dass Kaiser Rudolf II. Freude an der Betrachtung finden konnte verdankt er zwei künstlerischen Handwerkern – Georg Burrer und Georg Ernst. Beide waren in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Stuttgart, Deutschland tätig und sind für die Drechselarbeiten und Schnitzereien am Elfenbein verantwortlich. Das Entstehungsjahr ist laut einem innenseitigen  Pergamentzettel mit 1626 festgelegt.
Kleine Metallteile am Schiff bestehen aus Messing, und Stoffliches, wie etwa Segel, aus Seide und Leinen.
Zweifelsohne ist die Galeere auf den ersten Blick ein wunderschönes Stück künstlerische Arbeit, jedoch das wirkliche Beeindruckende daran findet man erst in der Sicht auf die Details.
So sind die Geschütze in allen Einzelheiten den realen Vorbildern nachempfunden, besitzen Ladestöcke und die Räder Naben und Speichen. Die Kniehosen und Jacken der Schützen sind modisch in Falten gelegt.

Trotz ihrer minimalen Größe haben die Gesichter der Ruderer sehr unterschiedliche Züge.
Der Ausguck beider Masten des Schiffes ist mit einem Mann besetzt.

Auch die Anker wurde nicht vergessen, je einer links und rechts am Heck des Wasserfahrzeugs und einer an der Spitze des Rammsporns.

Die Seiten der Galeere verzieren regelmäßige Musterungen die vorne durch einen Engel und hinten mit einem fabulösen Meerdrachen ihren Abschluss finden.

Ein wenig mickrig wirkt die Takelage, entspricht aber der damaligen Realität, denn Galeeren hatten nur Hilfssegel, da sie zum überwiegenden Teil durch die Ruderer bewegt wurde.
Am Bug des Schiffes steht der Kapitän und blickt über die See, am Heck ist der Steuermann an der Arbeit.

Wunderbar gelungen, wirken der Aufgang zum oberen Teil des Gefährts und die Umrahmung des Türstocks in welchem der Taktgeber für die Ruderschläge seinen Dienst versieht.

Liebe Leute, das professionelle Bemühen der beiden Kunstdrechsler wurde noch durch den Uhrmacher Christoph Schorkfel gesteigert, da er in den Bauch des Schiffes ein mechanisches Triebwerk einbaute. Diese Mechanik bewegt die Ruder und lässt das Gefährt über den Tisch gleiten.
Kaiser Rudolf II. liebte solche Spielereien, und so verdanken wir seiner Lust auf derartige Kuriositäten, dass wir einige davon in der Wiener Kunstkammer bestaunen können.
Sollte sich jemand die Frage stellen, warum wir dieses elfenbeinerne Wunderwerk als zweitschönste Form bezeichnen, muss er sich mit der lapidaren Antwort begnügen, dass wir Stoßzähne am schönsten an seinem Erstbesitzer empfinden.

Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !