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B(r)uchstücke VIII

B(r)uchstücke VIII

Liebe Leute, schulischer Misserfolg ist nicht immer eine Katastrophe. Gottfried Keller wurde der Schule verwiesen und heute kennt die ganze Welt seine Bücher! Szenen die auf Friedhöfen spielen sind zu Recht meist traurig, er hat eine heimelige, heitere geschaffen.

Foto: © Johannes Ganz

Dort duftete es gewaltig von tausend Blumen, eine flimmernde, summende Welt von Licht, Käfern und Schmetterlingen, Bienen und namenlosen Glanztierchen webte über den Gräbern hin und her. Es war ein feines Konzert bei beleuchtetem Hause, wogte auf und nieder, erlöschte bis auf das gehaltene Singen eines einzelnen Insektes, belebte sich wieder und schwellte mutwillig und volltönig an; dann zog es sich in die Dunkelheiten zurück, welche die Jasmin- und Holunderbüsche über den Grabzeichen bildeten, bis eine brummende Hummel den Reigen wieder ans Licht führte; die Blumenkelche nickten im Rhythmus vom fortwährenden Absitzen und Auffliegen der Musikanten. Und unter diesem zarten Gewebe lag das Schweigen der Gräber und der Jahrhunderte seit den Tagen, wo dieser Zweig alemannischen Volkes sich hier festgesetzt und die erste Grube gegraben.
                                                                    Der grüne Heinrich (Gottfried Keller  1819-1890)

Was für ein Schmerz!

Foto: © U.S. Embassy in Argentinia

Den ganzen staubigen Sommer über brannte die Sonne auf das unbeschattete Haus herab, und während die Hitze sich in den zerwühlten Bettlaken staute wie heißes Gas, erfüllte der Schmerz das Zimmer wie ein steigender Wasserspiegel, zuerst nur ein feuchter Schimmer am Boden, dann um die Beine des Nachttisches schwappend, langsam, unerbittlich steigend, bis er über ihr glühendes Bett spülte wie Wellen über einen Strand, immer höher und gewaltiger, lange Sturzseen von Schmerz, die Sand und stacheligen Tang mitschwemmten, das Bett überfluteten und immer  noch höher stiegen, die Wände hoch, mit ihrem Druck Mauern und Boden ermüdeten, bis das Zimmer mittags überfloss, die Decke durchtränkt war und der Schmerz zwischen den klapprigen Schindeln hinausspritzte, die Außenwände hinabrieselte, im Staub Pfützen bildete und in der Einfahrt Furchen grub.
                                                                  Das grüne Akkordeon (Annie Proulx  geb. 1935) 

Rosegger meinte mal, wenn er mehr als 40 Kilometer von Krieglach entfernt ist, bekommt er Heimweh.  Das wird in seinen Schriften immer deutlich!

Foto: © Franz Joseph Böhm

Kindesheimat! – Das uralte Lied dem man ewig horcht.
Es ist eine der göttlichen Eigenschaften unserer Seele, daß wir vergangenes Ungemach leichter zu vergessen pflegen, als vergangene Freuden, daß sich in der Erinnerund diese Freuden immer mehr von den Schlacken des Ungemachs reinigen, bis sie dastehen wie ein strahlender Himmelsaltar, auch dem alten Kinde noch. Man nennt sie Träumer, die Menschen, die so gerne ins Vergangene schauen; wir bedenken nicht, daß sie in traumhaftem Glücke einen Schatz bewachen, der unverlierbar und unzerstörbar ist – solange die Seele lebt in der er ruht.
Kindesheimat! Ich habe kein Land gefunden in der weiten Welt, das so schön und glückselig wäre, als meine rauhe Bergeshöh’ zwischen Wäldern und Wiesen.
                                                          Waldheimat (Peter Rosegger  1843-1918)

Da bin ich mit Torberg nicht einer Meinung! Nur die Wahl der Worte dafür schätze ich sehr!

Foto: ©United States Information Agency

Liebesworte altern schon indem man sie spricht. Ehe sie noch recht zu Ende gesagt sind, ehe sie der andere so lebensjung begreifen konnte, wie sie gemeint waren, haben sie ihren Glanz verloren. Und gar Liebesworte auf Papier. Die sind überholt, vergilbt, bedeutungslos vor dem Aug des anderen. Zu lange waren sie unterwegs, nichts ist übriggeblieben vom Geheimnis ihres Ursprungs, nur das Offenbare ihres Zieles steht klobig da, in verstaubter Nacktheit – und sie sind doch voll Scham, und sie staunen, und sie wissen nicht, wohin mit sich. Da werden sie an irgendeinen Platz gestellt, der gerade leer ist; manchmal kann es auch der sein, der ihnen gebührt. Aber das ist purer Zufall… Man geht schlecht um mit geschriebenen Worten. Schon gesprochene gut zu behandeln vermag nur eine ganz zarte willige Seele, die selbst auf die Pausen zwischen ihnen achthat und sich einschmiegt in sie wie in eine laue Wellenmulde auf weiter, weiter See und die Luft über sich hinstreichen lässt und sie beseligt einatmet und nur in den Himmel schaut…
                                                       Der Schüler Gerber (Friedrich Torberg  1908-1979)

Donna Tarrt schreibt an einem Buch durchschnittleich 10 Jahre. Also kein Wunder, dass es erst drei Romane von ihr gibt.

Foto: © Dave Fey

Damals fand ich diese Dinner wohl ermüdend und beschwerlich, aber heute hat die Erinnerung daran etwas Wundervolles: diese düstere Halle von einem Zimmer mit den gewölbten Decken und dem knisternden Feuer im Kamin, unsere Gesichter, irgendwie leuchtend, aber auch geisterhaft weiß. Der Feuerschein vergrößerte unsere Schatten, blinkte auf dem Silber, flackerte hoch an den Wänden; seine Reflexe loderten orangegelb in den Fensterscheiben, als stehe draußen eine Stadt in Flammen, und das Tosen der Flammen klang wie ein gefangener Vogelschwarm, der wie wild unter der Decke flatterte.
                                                     Die geheime Geschichte  (Donna Tarrt  geb. 1963)

Liebe Leute, ich alleine habe eine Menge Bücher zu Hause. Die Gesamtzahl der Bücher die auf unserem Planeten existieren, müssen einen enormen Wald ergeben, sinniert
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !