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B(r)uchstücke der Literatur XVII / Power – Ladies

B(r)uchstücke der Literatur XVII  /  Power  – Ladies

Seit Jahrhunderten empfanden große Teile der männlichen Weltbevölkerung massives Unwohlsein und Empörung, wenn in eine Domäne, von der sie glaubten und meinten, dass sie nur vom „starken Geschlecht“ zu bewältigen sei, plötzlich mit Leichtigkeit und Unbekümmertheit Frauen sich zu etablieren versuchten. Der Gipfel der Anmaßung war selbstverständlich überschritten, wenn sie sich in diesen Bereichen gleichwertig oder womöglich auch noch besser empfunden hätten. Darum war die einfachste Lösung dieses Problems, dass die Männer in ihrer Selbstüberschätzung es ganz einfach verboten haben.
So mussten die Bronté – Schwestern, im 19. Jahrhundert, zeitlebens unter männlichen Pseudonymen ihre Bücher veröffentlichen, weil sie sonst nicht verlegt worden wären. An der Akademie der bildenden Künste wurden erst ab 1920 Frauen als Studentinnen zugelassen. Die vorherige Begründung ihrer Ablehnung: „Frauen sind nur selten mit schöpferischem Geist auf dem Gebiet der großen Kunst ausgestattet und ein Überhandnehmen des Dilettantismus sei zu befürchten“.
Liebe Leute, unser Kulturblog ist zu 100% der Meinung, dass die künstlerische Welt, auf allen Gebieten, ohne das geistige und handwerkliche Mitwirken der Frauenwelt um gar Vieles ärmer wäre und manche Schönheit, in Wort und Bild, gar nicht existieren würde.
Deshalb, als Hommage an die geistvolle Frau, haben die heutigen Literaturauszüge ihren Ursprung nur bei Ihnen.

Um gleich zu zeigen, was alles möglich ist – Beryl Markham absolvierte 1936 den ersten Nonstop – Flug über den Atlantik in Ost – West Richtung, war Trainerin für Rennpferde und schreiben konnte sie auch noch.

Foto: © Tekniska Museet

Es kann geschehen, dass man ein ganzes Leben lebt und am Ende mehr über andere Menschen weiß als über sich selbst. Man lernt es, andere Menschen zu beobachten, nur Selbstbeobachtung lernt man nie, weil man sich gegen die Einsamkeit wehrt. Wenn man ein Buch liest, oder Patiencen legt oder für einen Hund sorgt, so versucht man nur, sich selbst aus dem Wege zu gehen. Der Abscheu vor der Einsamkeit ist so natürlich wie der Lebenswille. Wäre das anders, so hätten die Menschen sich niemals die Mühe gemacht ein Alphabet zu erfinden oder ursprünglich tierische Laute in Wörter zu verwandeln oder Kontinente zu durchqueren – immer voller Neugier, wie andere Menschen waren oder aussahen.
Westwärts mit der Nacht (Beryl Markham 1902-1986)

Zoe Heller studierte in Oxford und Columbia University und arbeitete als Feuilletonistin bei verschiedenen Zeitungen. 2002 wurde sie zur „Kolumnistin des Jahres“ gewählt. Ihr Buch „Notes on a Scandal“ wurde 2006 mit Cate Blanchet verfilmt.

Foto: © David Shankbone

Es gibt Leute, bei denen man die Saat des Wahnsinns erkennen kann- eine Saat, die nur deshalb schlummert, weil diese Leute ein behagliches Mittelklasse- Leben geführt haben. Sie funktionieren tadellos in der Welt, aber man kann sich vorstellen, wie ihr potenzieller Wahnsinn- wäre da nur ein bösartiger Vater oder eine lange Arbeitslosigkeit- sich hätte manifestieren können: wie aus der Saat kleine grüne Triebe der Verrücktheit gesprossen oder wie diese gar, mit der richtigen Sorte von giftigem Dünger, zu ausgewachsenem Irrsinn erblüht wären.
Tagebuch eines Skandals ( Zoe Heller)

Meine Sicht auf Frauen in den Künsten, als Einleitung zu diesem Beitrag, wurde von Charlotte Bronté in eigene Worte gefasst und anschließend daran kann man sich von ihrem poetischen Können überzeugen.

Foto: © Someonedbyfells

Frauen werden im Allgemeinen als ruhige Wesen betrachtet; aber Frauen fühlen ebenso stark wie Männer; sie brauchen Anwendungsmöglichkeiten für ihre Begabungen und Betätigungsfelder für ihre Energien im selben Maße wie ihre Brüder. Sie leiden unter zu starker Behinderung und dem Mangel an Entwicklungsmöglichkeit nicht weniger als die Männer, und es ist engherzig, wenn die stärker bevorzugten Mitmenschen meinen, sie sollten sich auf das Puddingkochen, Strümpfestricken, Klavierspiel und Stickereien beschränken. Es ist gedankenlos, sie zu verurteilen oder sich über sie lustig zu machen, wenn sie versuchen mehr zu lernen und mehr zu tun als das, was man aus Gewohnheit ihrem Geschlecht als nötig und gehörig zuschreibt.

 

Ich sah ihn an, und es bereitete mir kostbare und schmerzhafte Freude : wie reines Gold mit einer tödlichen Spitze. Eine Freude, wie sie ein Verdurstender empfinden vermag, der mit letzter Mühe einen Brunnen erreicht, sich über ihn neigt und in vollen Zügen trinkt, obgleich er weiß, dass das Wasser vergiftet ist.
Wie wahr ist das Wort :“Die Schönheit liegt im Auge des Beschauers.“
Jane Eyre ( Charlotte Bronté 1816-1855)

Toni Morrison erhielt den Literatur – Nobelpreis, den Pulitzer – Preis, errang noch etliche andere Ehrungen und wurde als Ritterin in die französische Ehrenlegion aufgenommen. 1989 zur Professorin für Geisteswissenschaften ernannt hatte sie bis 2006 einen Lehrstuhl an der Princeton University inne. Da sie zu den bedeutendsten Vertreterinnen afroamerikanischer Literatur zählt, eröffnet sie uns interessante Einblicke in die Welt der schwarzen Bevölkerung der USA.

Foto: © Christopher Drexel

Daddys Gesicht ist sehenswert. Der Winter zieht darin ein und führt den Vorsitz. Seine Augen werden eine steile Schneewand, die mit Lawinen droht; seine Augenbrauen biegen sich wie die schwarzen Gliedmaßen entlaubter Bäume. Seine Haut nimmt das bleiche, freudlose Gelb der Wintersonne an; als Kinn hat er die Räder eines mit Stoppeln gesprenkelten, verschneiten Feldes; seine hohe Stirn ist der vereiste Schwung des Eriesees, und Ströme in Finsternis wirbelnder eisiger Gedanken verbergen sich darin.
Sehr blaue Augen (Toni Morrison)

 

 

Jedoch ein Beitrag über Frauen die Bücher schreiben wäre unvollkommen ohne die Grande Dame der englischen Literatur. Um wie viel dürftiger wären die Bibliotheken der Welt würden sie nicht die feingesponnenen Gedankengänge einer Virginia Woolf enthalten.

Foto: © Harvard Theater Collection

FESTE GEGENSTÄNDE
Auch dieser Impuls war vielleicht ein solcher, der ein Kind dazu antreibt, auf einem mit Kieseln bestreuten Weg einen von ihnen aufzulesen und ihm ein Dasein in Wärme und Geborgenheit auf dem Kaminsims des Kinderzimmers zu versprechen, entzückt von dem Gefühl der Macht und Güte, welches durch eine solche Handlung erweckt wird, und in dem Glauben, dass das Herz des Steins wohl vor Freude hüpfen mag, wenn er sich aus einer Million seinesgleichen auserwählt sieht, nun diese Seligkeit zu genießen, statt ein Leben voll Kälte und Nässe auf der Landstraße zu führen. „ Es hätte so leicht irgendein anderer dieser Millionen von Kieseln sein können, aber ich bin´s, ich, ich, ich!“
Die Dame im Spiegel ( Virginia Woolf 1882-1941)

 

In einem österreichischen Kulturblog sollte natürlich, zu diesem Thema, auch eine einheimische Schreibende zu Wort kommen.

Foto: © Haeferl

Ich bin still und lasse seinen großen Seufzer über mir zerbrechen und in Splittern auf mich herunterregnen, und erschöpft liegen wir dann auf unserer griechischen Insel, jeder in sich zurückverbannt.
Wie kommt das Salz ins Meer (Brigitte Schwaiger 1949-2010)

 

 

Sollte jetzt noch immer jemand Zweifel über die Wichtigkeit der Frau in der Literatur hegen, dem ist wohl nicht mehr zu helfen, meint,
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !