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Auf den Hund gekommen – Carl Reichert

Auf den Hund gekommen – Carl Reichert

Liebe Leute, die Karriere eines Malers ist, so gut wie immer, von der Qualität seiner Arbeiten abhängig. Jedoch für manchen Künstler sind auch andere Faktoren, für die Richtung seines Erfolges, von enormer Bedeutung – das heißt, das passende Bild, zur gegebenen Zeit, für den richtigen Menschen und somit Förderer zu schaffen. So fand auch, das heute in unserem Kulturblog vorgestellte Talent, zu dem Thema, welches ihm Erfolg, Anerkennung und Berühmtheit bescherte: Hunde!

 

Wie bei manch anderen Künstlern, war auch Carl Reichert, das Talent bereits teilweise in die Wiege gelegt, denn sein Vater, Heinrich Reichert, war akademischer Historienmaler, und bei ihm erhielt er auch seine erste Ausbildung.
Sein erster Lehrer, und Freund der Familie, war Josef Kuwasseg, der ihm, nach Beendigung der Volksschule, den Besuch der Ständischen Zeichenakademie in Graz vermittelte. Durch seinen Vater erlangte Carl die Möglichkeit zu Ausbildungsreisen nach Wien und München.

 

1854 erhielten Reichert und Kuwasseg den Auftrag das „Burgalbum für Erzherzogin Sophie“ zu erstellen. Das Album war eine Dokumentation der Grazer Burg, vor und nach ihrer Abtragung.
Von 1855 bis 1860 durchwanderte Carl die Steiermark, malte die Landschaft dieses österreichischen Bundeslandes und erstellte Veduten steirischer Burgen und Schlösser. Das Ergebnis, die sogenannte „Reichert-Suite“, wird heute im Steiermärkischen Landesarchiv aufbewahrt. 1865 stellte er eine, bereits von seinem Vater begonnene, Serie von Ortsansichten, mit dem Titel „Einst und Jetzt“ fertig.

 

Zur Finanzierung seines Lebensunterhalts, übte Reichert den Beruf des Hauslehrers, bei adeligen Familien, aus. Mit Hilfe dieser Einnahmen konnte der Künstler, zusammen mit seiner Halbschwester Filomena und seiner späteren Gattin Camilla, eine dreijährige Italienreise unternehmen. Diese Reise diente auch seiner Weiterbildung, mehrmals, unter anderen, bei dem österreichischen Maler Anton Romako in Rom.

 

Die entscheidende Wendung in der Karriere von Carl Reichert, wurde durch eine Auftragsarbeit ausgelöst. Der Besitzer des Schlosses Reinthal nahe bei Graz, Graf Paul von Hügel, bestellte bei ihm ein Portrait seiner beiden Vorstehhunde, also seiner Jagdhunde. Der Fürstin Klaudine Teck, gefiel die Arbeit so außerordentlich gut, dass sie den Künstler dem Kaiserhaus empfahl. Das begründete den Aufstieg des Künstlers als Tier-, aber vor allem als Hundemaler.

 

Die Gesellschaft war entzückt von den Darstellungen der bellenden Vierbeiner, jedoch auch Pferde, von seiner Hand, fanden, ungefähr ab 1870, großen Anklang. Carl verfeinerte seine technische Brillanz derart, dass die Bilder beinahe haptische Eigenschaften bekamen. Die Landschafts- und Architekturmalerei begann, ab dieser Zeit, in den Hintergrund zu rücken.

 

1869 übersiedelte das Ehepaar Reichert nach Wien, wo der Maler Mitglied im Aquarellisten – Club war. Im Jahr 1873 war er mit vier Bildern bei der Wiener Weltausstellung vertreten und ein Jahr später wurde er Mitglied im Wiener Künstlerhaus. Diese Jahre waren ebenfalls von vielen Ausstellungen geprägt.

 

Hatte sich Carl anfangs nur auf das Porträtieren der Vierbeiner, und ihrer Spezies üblichen Eigenschaften, beschäftigt, setzte er sie auch, in späteren Jahren, mit menschlichen Handlungen in Verbindung, womit er ebenfalls großen Erfolg erzielte.

 

Von den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts bis 1910 pendelte das Ehepaar zwischen Graz und Wien als Lebensmittelpunkt und mit seiner Pensionierung ließen sie sich endgültig in Graz nieder. Eigene Kinder hatten sie keine, jedoch eine Ziehtochter, welche aber sehr jung an Schwindsucht starb.
1918 verstarb Carl Reichert, in seiner steirischen Heimat, an einer Gehirnblutung.

 

Liebe Leute, dieser Künstler, der auch mit dem Pseudonym J. Hartung signiert hat, entzückte die Menschen mit ungefähr 600 Tierbildern und fast ebenso vielen Landschaften. Die Konterfeis, der „besten Freunde des Menschen“ erfreuen sich, bis heute, ungebrochener Beliebtheit, wie man deren Auktionserlösen ablesen kann – diese sind meistens wesentlich höher als der geschätzte Preis. Noch dazu, wird kaum eine Hunderasse existieren, die Carl Reichert nicht auf die Leinwand bannte.

 

Die Bezeichnung, „auf den Hund gekommen“ ist normalerweise wenig schmeichelhaft, jedoch, mit Blick auf Carl Reicherts Werk, erhält sie eine wünschenswerte Bedeutung!

Euer, Kultur Jack!

Foto Beitragsbild: Melancholie und Phlegmatik, Copyright: Dorotheum, Wien

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !