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City, you have me – Die Stadt als Malmotiv

City, you have me – Die Stadt als Malmotiv

Liebe Leute, heute machen wir alles anders ! Bis jetzt haben wir in der Rubrik Malerei unseres Kulturblogs jeweils einen Maler vorgestellt und die Facetten seines Werks gezeigt – jetzt drehen wir das um! Wir nehmen heute ein Thema – die Stadt – und schauen uns diesen Schwerpunkt mit den Augen verschiedener Künstler an.

Zur Zeit der Gotik galten nur religiöse Themen als abbildungswürdig, und diese Ansicht änderte sich erst im Zeitalter der Renaissance. Durch das humanistische Gedankengut, öffneten sich dem Maler ungewohnte Möglichkeiten. So wurde etwa neben einer simplen Landschaft, auch Auftragsarbeiten für Porträts, von jedermann der es bezahlen konnte, alltäglich.
Die Abbildung der Stadt in der man wohnte oder weilte ließ verständlicherweise nicht sehr lange auf sich warten. Wie dieses Fresko von Ambrogio Lorenzetti zeigt, eines Malers der Schule von Siena, der um 1340 den regen Alltag seiner Stadt darstellt – mit Adel, Kaufleuten, Volk und Arbeiter. Äußerst interessant erscheint uns die „Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten“ des Meisters vom Schottenaltar. Den Hintergrund des Bildes ziert nämlich die womöglich älteste Ansicht Wiens, um 1480.

 

In der Ära des Barocks war die Sicht auf oder in die Städte bereits alltäglich, dadurch aber auch perfekt topografisch aufbereitet. Beim Betrachten der Bilder eines Francesco Guardi oder Antonio Canal, genannt Canaletto, entsteht das vermeintliche Gefühl, mitten im Venedig des 18. Jahrhunderts zu stehen.

 

Natürlicherweise sind alte Stadt – Veduten eine Fundgrube für Historiker, weil sie die heutige Fotografie ersetzen. Für den deutschsprachigen Raum war Antonio Canals Neffe, Bernardo Bellotto, von großer Bedeutung. Auch er nannte sich „Canaletto“, und malte imposante Ansichten, wie etwa von Dresden und Wien. Auf ihn bezieht sich auch der, momentan in Wien viel diskutierte „Canalettoblick“ – also seine Schau auf Wien vom Belvedere aus.

 

Aber auch andere seiner Wien – Bilder sind sehr interessant, da man dadurch sieht, dass sich manche Plätze der Stadt architektonisch nicht sehr verändert haben. Das ist schon bemerkenswert, da er zu Maria Theresias Regierungszeit tätig war.

 

Die deutsche Romantik des 19. Jahrhunderts bescherte uns auch Illusionen von Städten, jedoch solche Architektur – Visionen,sogenannte Capriccios, gab es auch in früheren Epochen. Der bedeutende österreichische Maler Rudolf von Alt hinterließ über 1000 Aquarelle, von denen ein großer Teil die Stadt zum Thema hat.

 

Durch die Erfindung,von Malfarben in Tuben, wurden der Freilichtmalerei plötzlich die Türen weit aufgestoßen. Nur so war es Monet möglich Impressionen von London zu verschiedenen Tageszeiten anzufertigen.

 

Doch auch Impressionisten, wie Gustave Caillebotte oder Camille Pissarro, liebten es, den Atem der Stadt, in ihren Bildern festzuhalten.

 

Mit dem Auftauchen des Expressionismus wechselte die Bildsprache vom Eindruck der Stadt zum Ausdruck dieser, und bescherte damit den Künstlern eine bis dahin unbekannte Freiheit. Das enge Korsett der Farben und Formen wurde explosionsartig gesprengt und damit ebenfalls das Abbild, denn es zeigte jetzt, wie der Kunstschaffende die Welt empfand und das Befinden des Betrachters rückte in den Hintergrund.
Hier dazu Beispiele von Ernst Ludwig Kirchner, Egon Schiele und Lyonel Feininger.

 

Vorstellungen vom Innenleben einer Metropole zeigen beispielhaft die Städtebilder eines August Macke oder Otto Dix´s „Großstadttriptychon“. Dix zeigt in diesem Werk (1927) gegensätzlich das präsente Elend des vergangenen Weltkriegs und die neu erwachte Lust an Unterhaltung und Vergnügen. Er spart auch nicht die Erotik an der wiedergefundenen Lebensfreude aus, man schaue sich nur die Symbolik des pelzverbrämten Mantels der Dame in der rechten Bildtafel an.

 

Zwischen den Kriegen setzt sich die Kunstrichtung der „neuen Sachlichkeit“, durch ihre altmeisterliche Art, sehr wirkungsvoll mit unserem Thema auseinander. Hier die Deutschen Alexander Kanold und Carl Grossberg, jedoch diese Stilrichtung gab es auch in anderen Ländern Europas.

 

Das Erstarken der Fotografie und der 2. Weltkrieg führten zu der Frage, ob die Malerei tot sei. Abstrakter Expressionismus, Informell und Pop Art gaben die Antwort.
Liebe Leute, solange es Menschen gibt, die den Pinsel in der Hand führen, werden auch welche darunter sein, die hinausgehen und die Stadt, in der sie leben und die sie vielleicht auch lieben, abbilden.
Ich persönlich habe, was Künstler die auch Städte malen betrifft, 2 Favoriten: die beiden Österreicher Oskar Kokoschka und Wilhelm Thöny.

 

Eine gute Nachricht habe ich für diejenigen, die den Verdacht hegen, ich könnte beim Titel dieses Beitrags („City, you have me“) bei John Lennon abgekupfert haben: Ihr habt recht!
Euer, Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !