Der Garten im Impressionismus
Alle Jahrhunderte hindurch wurden Maler von Blumen, Bäumen und der Natur als Thema magisch angezogen. Auf Grund des Fehlens technischer Möglichkeiten konnte jedoch die Umsetzung nur im Atelier stattfinden. Erst durch die Erfindung der Künstlerfarben in Tuben konnte der Maler ins Freie und vor Ort in der Landschaft arbeiten.
Vorreiter der Freiluftmalerei waren die Mitglieder der „Schule von Barbizon“, eine Gruppe französischer Künstler, die im Wald von Fontainebleau Skizzen erstellten, von denen ausgehend sie danach im Atelier Gemälde schufen. Die Arbeiten dieser Männer hatten starken Einfluss auf die nächste Generation von jungen Malern, die später unter einem eigenen Begriff zusammengefasst wurden – Impressionisten.
Im 19. Jahrhundert wurden viele, bis dahin der Oberschicht vorbehaltene Parks und Gärten für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Zusätzlich schlug der Wunsch nach dem eigenen grünen Geviert hinter dem Haus, Wurzeln in den Köpfen der Mittelschicht, die zu sprießen begannen und letztendlich auch Blüten trugen.
Die Sehnsucht der Menschen nach Grün und Blumen in der unmittelbaren Umgebung und dessen Umsetzung, traf natürlich auch mit dem Wunsch zusammen die Schönheit des Geschaffenen in irgendeiner Weise festzuhalten. Und dafür war keine andere Kunstform beeindruckender als der Impressionismus.
Die Bezeichnung Impressionismus, abgeleitet vom Wort „Impression“ (lateinisch „impressio = Eindruck) ist die perfekte Benennung für diese Kunstform, denn die Bilder zeigen die flüchtige Momentaufnahme eines Augenblicks. Dieser Moment wird so gezeigt, wie ihn das menschliche Auge sieht, denn bei einem Blick in einen Garten sieht man nicht jede Blume scharf. Die Sehschärfe existiert nur dort wo fokussiert wird.
Eine einschneidende Veränderung erfuhr das Thema „Garten“ durch die Französische Revolution von 1789. Adel und Klerus wurden entmachtet und ihr Grund- und Bodenbesitz konfisziert. In den nächsten Jahrzehnten wurden große Parks für die Bevölkerung angelegt und für den einfachen Bürger war es wesentlich einfacher ein kleines Stück Land zu erwerben, auf dem er die Möglichkeit hatte, sich einen Garten anzulegen.
Der großzügig angelegte Park als Erholungsgebiet für die Einwohner setzte sich in allen bedeutenden Städten Europas durch. Mit dem Modetrend des eigenen Gartens gingen Importe exotischer Pflanzen und Gartenschauen Hand in Hand, und die Gestaltung des eigenen grünen Paradieses wurde zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung. Die steigende Beliebtheit dieses Trends schlug sich auch in den Themen der Maler nieder und so wurden Parks und Gärten mit ihren Besuchern und Bewohnern zum beliebtesten Motiv der Impressionisten.
Die wichtigsten Eigenheiten einer erfolgreichen impressionistischen Malweise sind flirrendes Licht, aufwühlende Farbigkeit und die Wiedergabe von atmosphärischen Gegebenheiten. Die Steigerung der Kontraste bei Licht und Schatten wurden durch das Fehlen der Farbe Schwarz in der Palette unterstützt. Für den Künstler war der Garten mit seiner Vielzahl an verschiedenfarbigen Blumen über das Bild verteilt ein willkommenes Versuchsfeld für die Harmonie der Farben untereinander. Die Liebhaber des impressionistischen Malstils gerieten bei diesen Sujets in Verzückung, da in diesen Arbeiten das Leben gefeiert wurde und jeglicher Gedanke an den Tod ausgesperrt war.
Einen Beitrag über Gärten in der Kunst zu schreiben ist, wenn man es in einem Kulturblog versucht, immer von Unvollständigkeit geprägt, da es ein Thema für ein umfangreiches Buch wäre. Jedoch, wenn man wie hier den Begriff Impressionismus mit einbezieht, darf ein Künstler keinesfalls vergessen werden. Claude Monet und sein Garten in Giverny!
Was 1883 mit dem Einzug in ein Haus im Dorf Giverny und dem Anlegen eines Ziergartens begann beschäftigte den Künstler die nächsten 35 Jahre bis zu seinem Tod. In dieser Zeit erweiterte er den Garten beträchtlich, legte Teiche an, ließ eine japanische Brücke erbauen und schlussendlich waren 6 Gärtner mit der Pflege beschäftigt. Die Ausgestaltung der Anlage mit üppiger Blumenpracht wurde zu seiner Hauptbeschäftigung und sein Seerosenteich zu seinem Lieblingsmotiv in seinem Spätwerk.
Er malte die Seerosen zu jeder möglichen Tageszeit, unter allen atmosphärischen Bedingungen und aus allen Blickwinkeln. Am Ende seines Lebens umfasste diese Werksgruppe 250 Ölbilder. Er beschäftigte sich so viele Jahre mit dieser Pflanze, dass in diesen Bildern eine Veränderung seines Malstils sichtbar wurde. In den letzten Arbeiten an diesem Zyklus lösen sich Form und Farbe bereits so weit auf, dass die Bilder am Rande zur Abstraktion stehen.
In den letzten Jahren seines Lebens zog Claude Monet die Schlussfolgerung: „Gärtnern war etwas, das ich in meiner Jugend lernte, als ich unglücklich war. Ich verdanke es vielleicht den Blumen, dass ich Maler geworden bin.“ Und uns führt es vor Augen, wie wichtig der Garten in seiner Pracht und Schönheit für den Impressionismus war.
Euer Kultur Jack!
Beitragsfoto: Im Garten, Leopold Graf von Kalkreuth, Clyfrowe.mnw.art