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Flower – Power vor 120 Jahren!

Flower – Power vor 120 Jahren!

Olga Wisinger Florian

(1844-1926)

Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

 

Zu Recht verbindet man mit dem Begriff „Impressionismus“ Paris und die französischen Maler nach 1870. Einige Jahre später verbreitete sich diese Kunstrichtung wie ein Lauffeuer über ganz Europa und fand in sehr vielen Ländern malende Mitstreiter. So war es auch in Österreich, und das gipfelte hier in der Gruppe der sogenannten „Stimmungsimpressionisten“. An die künstlerische und atmosphärische Freiheit der französischen Bilder kamen sie sehr selten heran, sondern kennzeichnen eher den Beginn der österreichischen Freilichtmalerei. Eine der Malerinnen dieser Gruppierung, soll heute unser Thema sein.

 

Olga Florian wurde von ihren Eltern in ihren künstlerischen Bestrebungen weitgehend unterstützt, erhielt Klavierunterricht, welcher in eine professionelle Pianisten – Ausbildung bei Julius Epstein am Wiener Konservatorium mündete. 1874 erkrankte sie an einem Handleiden, was das Ende ihrer Konzerttätigkeit bedeutete. Im gleichen Jahr heiratete sie den vermögenden Apotheker Franz Wisinger, wodurch sie finanzielle Unabhängigkeit erreichte.
Ein Jahr später begann sie ein Malstudium bei Melchior Fritsch und August Schäffer.

 

Ausschlaggebend für ihre Karriere war, dass sie im Jahre 1880 zum Schülerkreis von Emil Jakob Schindler gehörte.
Schindler betrieb das, was die Franzosen der Schule von Barbizon umsetzten. Er ging ins Freie hinaus und malte vor Ort – Freilichtmalerei. Natürlicherweise schlug sich die Stimmung des direkten Naturerlebnisses in den Bildern nieder.

 

Schindlers Malerei übte starken Einfluss auf die Entwicklung der bereits 36-jährigen aus und der Erfolg stellte sich ziemlich rasch ein. 1881 bekam sie ihre erste Einzelausstellung im Künstlerhaus.

 

Ihre Bilder wurden sehr beliebt und durch die Teilnahme an den Weltausstellungen in Chicago und Paris wurde sie international bekannt. In Österreich zählte der Hochadel und auch Kaiser Franz Joseph I. zu ihren Käufern.
Zu bedenken ist auch, dass Malen in dieser Zeit eine Männerdomäne war, wo der Zugang für Frauen nicht einfach gemacht wurde. Das geschah nicht aus Bosheit, sondern noch schlimmer, man traute ihnen gleichwertige Qualität nicht zu. Sogar noch in den 1950er-Jahren schrieb der bekannte Kunstkritiker Arthur Roessler über das Werk der Expressionistin Helene Funke: „Von Frauen mit der Spachtel maurermäßig derb hingestrichene Bilder, sind mir und den meisten Männern ein Greuel.“ Wenn das konstruktive Kritik sein soll, kann man sich vorstellen welche Hürden Olga Wisinger Florian, 70 Jahre früher, zu überwinden hatte. Noch zwei weitere Schülerinnen Schindlers konnten sich mit ihren Bildern durchsetzen und bald hieß das Dreigestirn der Malerinnen dieser Zeit: Olga Wisinger Florian, Tina Blau und Marie Egner.

 

Ab 1883 gab Olga, für bis zu 10 Schülerinnen, Malstunden im eigenen Atelier, auch Mitglieder der kaiserlichen Familie waren darunter. In ihrem eigenen Werk dominierten Landschaften und Blumen.
1884 trennten sich ihre Wege und die von Emil Jakob Schindler und sie stellte ihre Bilder im Künstlerhaus, der Secession, dem Hagenbund und vielen Städten Europas aus. Sie war in der Frauenbewegung sehr engagiert, Gründungsmitglied des „Vereins der 8 Künstlerinnen“ und der „Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs“, und auch mit ihrer Freundin Bertha von Suttner in der Friedensbewegung politisch aktiv.
1910 kam die Wende- sie erkrankte an Krebs und einem Augenleiden. Mit dem krankheitsbedingten, gesellschaftlichen Rückzug verlegte sie ihrem Wohnsitz von Wien nach Grafenegg. In der folgenden Zeit erblindete sie vollständig und sie starb 1926 im Alter von 82 Jahren.

 

Olga Wisinger Florians Arbeit vermittelt nicht nur die Schönheit und Vielfältigkeit der Natur und Schöpfung, sondern beim Betrachten ihrer Bilder lässt sich die Wärme des Sommertags in der gezeigten Landschaft oder der Duft der Blumen in ihren Stillleben fast körperlich erfühlen. Die Atmosphäre des dargestellten Ortes erweckt den Wunsch darin zu verweilen und ihre Blumen wirken nie stilisiert sondern zeugen vom Überfluss der schöpferischen Welt.

 

Auch wenn Olga Wisinger Florian viele „Stille Leben“ für uns festgehalten hat – sie selbst hat kein stilles Leben geführt, resümiert,
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !