Safari mit dem Pinsel – Norbertine Bresslern – Roth
Zu manchen Menschen, die ihr ganzes Leben nicht dahinterkommen wo ihre beruflichen Stärken liegen, gibt es auch ein, nicht minder extremes, Pendant; Personen die, ab Einsetzen des unabhängigen Denkens, von ihrer Berufung überzeugt sind, und sich nirgendwo anders vorstellen können.
Als Personifikation dieser zweiten Gruppe gibt die österreichische Malerin und Graphikerin Norbertine Bresslern-Roth ein wunderbares Beispiel ab.
1891 in Graz geboren, wurde ihr künstlerisches Talent von ihrem Lehrer in der Volksschule früh erkannt, und dieser setzte sich auch dafür ein, dass Norbertine ab 1907 kostenlos am Mal- und Zeichenunterricht der Steirischen Landeskunstschule teilnehmen durfte.
Zwei Sommer lang erhielt sie Unterricht an der Tier-Malschule im deutschen Dachau und erkannte in dieser Zeit auch ihr bevorzugtes Mal-Sujet: die Fauna der Welt.
Jedoch , um gleich mit der möglichen Vorstellung aufzuräumen, dass sie vielleicht nur Tiere malen konnte – hier ein Selbstporträt und eine Darstellung ihrer Mutter.
1911 zog sie nach Wien, wo sie auf Grund ihrer Arbeiten und Begabung Prof. Ferdinand Schmutzer, Lehrender an der Kunstakademie, derart beeindruckte, dass er ihr, kostenlos, einen Lernplatz in seinem Atelier an der Akademie zur Verfügung stellte. Das war ein sehr ungewöhnlicher Schritt, denn Frauen konnten erst ab 1921 offiziell Malunterricht erhalten.
Dort lernte sie auch den jungen Georg Ritter von Bresslern kennen, den sie 1919 heiratete. Er förderte sie lebenslang und unterstützte ihre Arbeit, in einer Zeit, in der nicht es nicht alltäglich war, dass berufliche Ambitionen der Frauen von ihren Männern gebilligt wurden.
Ab 1916 ließ sie sich wieder in Graz nieder, wo sie mit Ende des 1. Weltkrieges, auf Grund einer Sonderausstellung ihrer Arbeiten, einen großen Erfolg für ihre Kunst verbuchen konnte.
Sie war eine der ersten Kunstschaffenden, die, ab den 20er-Jahren, für das Medium des Linolschnittes Interesse zeigte und dieser ließ sie auch bis zur Mitte des Jahrhunderts nicht mehr los.
Norbertine Bresslern-Roth besuchte Zirkusveranstaltungen, Zoos und Tierparks um Leben und Bewegung der Tierwelt besser zu verstehen und sie dadurch realistischer abbilden zu können. Ihr Verständnis vertiefte sich noch mehr, als sie 1928 eine Nordafrika-Reise unternahm.
Ihr frühzeitiger Erfolg blieb ihr das ganze Leben lang treu, ihre Bilder verkauften sich gut und rasch und ihre Ausstellungen waren sehr gut besucht – 1952 zählte eine ihrer Expositionen 10.000 Besucher, eine beeindruckende Anzahl zu dieser Zeit.
Zahlreiche Auszeichnungen wurden ihrem Werk zuteil, erwähnt sei nur der Große Österreichische Staatspreis 1936.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Künstlerin als weltweit bedeutendste Tiermalerin der Gegenwart gehandelt, und das nicht mangels an Konkurrenz. Alleine in Österreich musste sie diese Position gegen so bedeutende Zeitgenossen wie Ludwig Heinrich Jungnickel und Carl Fahringer verteidigen.
Die über 200 Linolschnitte, welche sie verfertigte, lassen Einflüsse des japanischen Farbholzschnitts sowie des Jugendstils erkennen. In ihren Ölbildern, die zu großen Teilen ab der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden, ist die Darstellung der Tierwelt naturalistischer gestaltet. Nebenbei arbeitete sie noch als Illustratorin für Kinderbücher und an Gobelins und Elfenbeinminiaturen.
Nicht nur ihre Bilder wurden ausgezeichnet, ihr selbst wurde die Ehre zuteil ab 1951 Präsidentin des Steirischen Kunstvereins zu sein.
Norbertine Bresslern – Roth starb 1978, im Alter von 87 Jahren, in Graz.
2016/17 veranstaltete die Neue Galerie Graz, ein Teil des Universalmuseums Joanneum, eine Retrospektive ihres Werkes. Diese Institution besitzt, auf Grund einer Schenkung der Malerin, eine beachtliche Sammlung ihrer Bilder. Dankenswerte- und freundlicherweise stellte mir die Galerie die Fotos dieses Beitrags zur Verfügung. Für Interessierte, hier ein Link zur ehemaligen Ausstellung:
Retrospektive Norbertine Bresslern – Roth
Liebe Leute, Norbertine Bresslern – Roth hat nicht bloß alle Tiere dieser Welt abgebildet, sondern sie verstand es meisterlich, mit der Interaktion der Lebewesen in ihren Bildern, auch Dynamik und Spannung auf den Bildträger zu bannen. Dazu Abbildungen aus der Ausstellung.
Denjenigen, welche die Qualität eines Bildes auch am Preis erkennen möchten, sei gesagt, dass im Dezember 2018, ihr Bild „Bisons im Schneesturm“, von einem Wiener Auktionshaus für € 255.000.- einem neuen Besitzer übergeben wurde.
Auf Grund des Könnens dieser Künstlerin und der Faszination und Schönheit ihrer Bilder ist es für unseren Kulturblog eine große Freude, zu unserem 100. Beitrag diesmal Norbertine Bresslern – Roth vor den Vorhang gebeten zu haben, empfindet
Euer Kultur Jack!