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Iwan Aiwasowski – eine Liebe zur Kunst und zur See!

Iwan Aiwasowski – eine Liebe zur Kunst und zur See!

Liebe Leute, im 19. Jahrhundert, wo wir heute zu Gast sind, versuchten die Maler so ziemlich alle für sie erreichbaren Schönheiten unserer Erdkugel, und jedwede Facette des Arbeits- und Gesellschaftsleben ihrer Zeit auf ihren Leinwänden festzuhalten.
Dabei verfuhren die meisten so, dass sie sich an der ganzen Palette der Vielfalt die unsere Welt bietet hemmungslos bei ihrer Motivsuche bedienten. Andere jedoch waren von einem bestimmten Thema derart fasziniert oder berührt, dass sie alles andere links liegen ließen und sich in diesem bestimmten Genre spezialisierten. So entstanden Fachgebiete für Porträts, Tiere, Blumen, Architektur, Historie und noch einige andere, wie zum Beispiel das Spezialgebiet der „Marinemalerei“.
Der Name „Marinemalerei“ ist ein wenig täuschend, denn man assoziiert damit sogleich Flotten, Soldaten und Seeschlachten. Die wirkliche Bedeutung des Wortes bezieht sich auf ein weitaus größeres Gebiet der Malerei, denn sie beinhaltet alles was das maritime Leben betrifft, angefangen von Fischfang, über Wettkämpfe, Schlachten, Entdeckungsreisen…
Wir haben heute das Vergnügen, den wohl bedeutendsten dieses Mal – Genres, im 19. Jahrhundert, zu Gast zu haben.

 

Iwan Aiwasowski kam im russischen Feodossija, einem kleinen Handelshafen auf der Halbinsel Krim, in einem kleinen Haus mit Panoramablick über den Hafen zur Welt und wuchs dort auch auf. So war er, von Kindheit an, in die geschäftige Welt der Seeleute eingebunden.

 

Als junger Mann erregten seine Zeichnungen das Interesse eines Freundes seines Vaters und dieser, Architekt von Beruf, erteilte ihm den ersten Kunstunterricht. Weiters machte der Freund den Stadtkommandanten von Feodossija auf den jungen Künstler aufmerksam, und dieser war derart beeindruckt, dass er ihn mit der Übernahme der Kosten seiner Ausbildung förderte.
Auf Grund einer Beförderung zog der Stadtkommandant nach Simferopol, der Hauptstadt der Provinz; der junge Iwan schloss sich der Familie an und ging mit ihnen dorthin. Durch die Mutter eines dortigen Schulkameraden, die Verbindungen zum Hochadel hatte, erlangte er eine Lehrstelle bei Salvatore Tonci, dem Hofmaler des Zaren.

 

Der Zar selbst erlaubte Aiwasowski den Besuch der Russischen Akademie der Künste in St. Petersburg, inklusive eines 6-jährigen Stipendiums. Durch die zufällige Bekanntschaft mit Admiral Konstantin Nikolajewitsch, und dessen Interesse an Iwans Schaffen eröffnet sich für den Maler bereits 19-jährig die Chance im Tross des Admirals per Schiff Finnland und die Krim zu bereisen. Das hatte großen Einfluss auf seine Entwicklung zum späteren Marinemaler, denn so lernte er die See vom Schiff aus zu sehen.
1839 erhielt Aiwasowski vom Zaren, der seine Bilder bereits sehr schätzte, ein kulantes Reisestipendium um westeuropäische Künstler studieren zu können. Der mehrjährige Aufenthalt führte ihn über Deutschland und Österreich nach Italien, wo er sich für seine Studien in Rom niederließ.

 

Von dort aus bereiste er in den nächsten Jahren, England, Spanien und Portugal und beteiligte sich in verschiedenen Städten auch an Ausstellungen. In Rom begegnete er 1942 William Turner, welcher über die Bilder des Russen ins Schwärmen geriet. Amsterdam bot ihm die Möglichkeit zu einer ersten umfangreichen Personale, für die er mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Von den Niederlanden kehrte er 1844 nach Russland zurück.

 

Zar Nikolaus I. ernannte den Heimkehrenden zum „Maler des Marinestabes“, mit der Erlaubnis die Uniform der zaristischen Kriegsmarine zu tragen und das bedeutete für ihn das Privileg jedes Kriegsschiff betreten zu dürfen. Noch eine ihm gebührende Ehre wurde Iwan in diesem Jahr zuteil, die Kunstakademie nahm ihn als ordentliches Mitglied auf.

 

Wieder in der Gefolgschaft von Admiral Nikolajewitsch bereiste Iwan erstmals Konstantinopel und von dort aus auch das Landesinnere. Er sollte in seinem Leben noch einige Male die Stadt am Bosporus besuchen und auch der Sultan des Reiches schätzte seine Bilder überaus. Heute befinden sich ungefähr 30 Werke des Künstlers in türkischen Museen.

 

1847, bereits sehr erfolgreich, ließ sich Aiwasowski wieder in seiner Heimatstadt Fedossija nieder, wo er sich eine respektable Villa mit dazugehörigem Atelier erbauen ließ. Im selben Jahr wurde er, erst dreißigjährig, mit dem Professorentitel geehrt.

 

Von da an war Russland sein Lebensmittelpunkt, den er nur für gelegentliche Reisen verließ. 1857, anlässlich einer Ausstellung in Paris, wurde er zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt. Die nächsten Jahrzehnte waren zum großen Teil seiner Arbeit und dem Werk gewidmet. Er soll schnell gearbeitet und in seinem Leben 6000 Bilder geschaffen haben.

 

1869 wohnte er der Eröffnung des Suez-Kanals bei und hielt, im Auftrag des Zaren, das Geschehen in einem großformatigen Bild fest. In einer großen Einzelausstellung wurde seinem Werk, 1873 in St. Petersburg, die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet.

 

Die Ehrenmitgliedschaft der Kunstakademie St. Petersburg, mit eigens dafür geprägter Goldmedaille, wurde ihm zu seinem 70. Geburtstag überreicht.

 

Im vorgerückten Alter lebte und arbeitete er zurückgezogen in seiner Geburtsstadt, und nachdem er nahezu das ganze 19. Jahrhundert durchlebt hatte, wurde er im Frühjahr 1900, 82-jährig, tot in seinem Atelier aufgefunden.

 

Liebe Leute, was macht das Werk von Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski so bedeutsam? Er perfektionierte wie kein anderer die Abbildung der Schönheit, aber auch der Urgewalt des Meeres. Seine überaus stimmungsvollen Seestücke bei Mondschein schaffen es, auf Grund ihrer Erhabenheit und Romantik, keinen Betrachter kalt zu lassen, aber ebenso verströmen seine zerbrechenden Schiffe in stürmischer See Grauen und Entsetzen, und hinterlassen ein Gefühl der Dankbarkeit auf festem Boden zu stehen.

 

Ob riesige, schäumende Wellenberge oder brennende Abendhimmel, der Künstler verstand es meisterlich die atmosphärischen Gegebenheiten einzufangen.

 

Alle Bilder entstanden im Atelier; das Meer hat er von Kindheit an beobachtet und nachdem er die Möglichkeit hatte Kriegsschiffe und deren Ausrüstung aus der Nähe zu studieren verfertigte er Bilder von Seeschlachten. Bei dem Wissen, dass er niemals an Kampfhandlungen teilgenommen hat, und trotzdem so eine Genauigkeit im Detail zeigt,kann man nur staunend den Kopf schütteln kann.

 

Auf die Kunst der Behandlung des Lichtes verstand sich Aiwasowski so meisterlich, dass, der Legende nach, in einer Ausstellung 1842 argwöhnische Besucher künstliche Lichtquellen hinter den Bildern suchten. Die Imposanz seines Werkes erfährt noch eine Steigerung durch oftmals große Formate von einigen Metern.
Im Jahr 2011 zeigte das Kunstforum in Wien, als erstes deutschsprachiges Land, eine beeindruckende Schau seines Werkes. Hier ein kleines Video der Ausstellung:

Der Maler des Meeres

Liebe Leute, sollte jemand die Möglichkeit haben die Heimatstadt Aiwasowskis zu besuchen, sollte ein Besuch seiner Villa, die heute sein Museum ist, ein Muss sein, findet,
Euer Kultur Jack!

Foto Beitragsbild: Eine Mondnacht am Bosporus 1894, The Athenaeum.org

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !