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Im Sog der Moderne-Joseph Stella

Im Sog der Moderne-Joseph Stella

Das Kind, Giuseppe Stella, wurde im süditalienischen Muro Lucano , Provinz Potenza, geboren. Neunzehnjährig verließ er seine Heimat in Richtung New York, um Medizin zu studieren. Sehr rasch erkannte er aber, dass sein Herz der Kunst gehörte, und schwenkte zu einem Studium der Malerei um. Sein berühmtester Lehrer an der „New York School of Art“, war William Merritt Chase.

 

Anfangs fühlte sich Stella dem „Amerikanischen Realismus“ verpflichtet, arbeitete von 1905-1909 als Illustrator und veröffentlichte seine Arbeiten in Magazinen. Er durchstreifte, mit dem Zeichenblock in der Hand, die Straßen der Stadt, um Momentaufnahmen des täglichen Lebens festzuhalten.
1909 kehrte er, wenig begeistert von Amerika, nach Italien zurück und das war exakt die richtige Entscheidung. Europa bot ihm umfassenden Kontakt mit der aufkommenden Moderne und er italienische Futurismus hatte starken Einfluss auf seine Entwicklung.

 

1911 übersiedelte der Künstler nach Paris, und spürte in der damaligen künstlerischen Aufbruchstimmung dieser Stadt, die Wichtigkeit und Möglichkeit für sein eigenes Schaffen. Im Salon von Gertrud Stein lernte er viele der kommenden Größen der Moderne kennen.
Der Stadt New York, gab er zwei Jahre später noch eine zweite Chance, und diese bereute er nicht. Er nahm an der legendären „Armory Show“ teil, durch die er in amerikanischen Kunstkreisen bekannt wurde.

 

Freundschaftlich verkehrte er in den Zirkeln um Marcel Duchamp und Alfred Stieglitz. Die Tendenzen des Futurismus fanden immer mehr Raum in seinem persönlichen Stil, da die Prinzipien dieser Kunstrichtung kongenial mit seinen eigenen harmonierten.
Da Stella jetzt zur Avantgarde zählte, wurde er in die „Société Anonyme“ aufgenommen – eine Künstlerorganisation, die in den nächsten 20 Jahren 84 Ausstellungen zum Thema „Gegenwartskunst“ organisierten.

 

Joseph Stella hatte nun Gefallen an New York gefunden, und in den 20er Jahren stieg sein Interesse an der Architektur dieser Stadt. Vor allem faszinierten ihn Fabriken und die Bauweise der „Brooklyn Bridge“. Die dynamischen, geschwungenen Linien seiner Arbeiten kombinierte er jetzt mit der geometrischen Strenge des Kubismus, und genau diese Symbiose harmonierte wunderbar mit der New Yorker Brücke.

 

Der Künstler bildete die Brücke etliche Male ab, aber das Hauptwerk dieser Zeit ist das fünfteilige Bild mit dem Titel „The Voice oft he City of New York Interpreted“. Es ist in der Form einem Altarbild nachempfunden, nur dass, anstatt der Heiligen, Wolkenkratzer und Brücken das Thema sind. Zu dieser Zeit war Stella der Faszination von New York schon längst erlegen, und das spiegelt sich in diesem Werk wider. Heute kann man es im Newark Museum bewundern und ich möchte niemandem dieses erklärende Video dazu vorenthalten.

The Voice of the City of New York Interpreted, by Joseph Stella
Copyright Video: Smarthistory

In den 30er-Jahren arbeitete Stella am „Federal Art Project“ mit, einem Programm, das Künstler mit Aufträgen nach der Weltwirtschaftskrise unterstützte. Er begann auch wieder zu reisen und besuchte Indien, Europa und Nordafrika. Die Einflüsse die ihm dort begegneten, bewegten ihn, sich auch in anderen Stilen zu probieren- wie Realismus und Surrealismus.

 

Es gab kein Sujet, vom Stillleben bis zum religiösen Thema, das nicht sein Interesse erweckte.

 

Stellas handwerklich vielseitiges Können ließ ihn auf allen Gebieten experimentieren. Heute sind auch seine Portraits sehr geschätzt.

 

Der Künstler näherte sich auch dem Dadaismus, und schuf, bezugnehmend auf diese „Anti-Hochkunst“- Bewegung, Collagen im Stil eines Kurt Schwitters.
Das Spätwerk Stellas konnte die Kunstwelt nicht mehr begeistern und seine borstige und widerspenstige Persönlichkeit, kostete ihn einige Freundschaften. Da er, durch die malerische Wanderung durch die verschiedenen Kunststile, einen eigenen Stil aus den Augen verloren hatte, zählte für die Kunstwelt nur sein Werk der 20er-Jahre. Daran konnte auch eine Retrospektive seines Schaffens, 1939 im Newark Museum, nichts ändern – sein Stern war untergegangen.

 

Ein Jahr später gesellten sich zu den künstlerischen Tiefschlägen, auch noch gesundheitliche Probleme. Er laborierte an einer Herzkrankheit, und diese führte zu schweren Angstzuständen. 1946 erlag der Maler in New York seiner Herzschwäche.

 

Liebe Leute, die Bilder Joseph Stellas aus seiner künstlerisch produktivsten Zeit, vornehmlich New York und die „Brooklyn Bridge“, sind Werke von unglaublicher Dynamik und Intensivität. Sie setzen den Betrachter in innere Bewegung und lassen ihn zugleich am Puls dieser Stadt mithorchen. Vor 100 Jahren waren sie an Modernität kaum zu überbieten, meint,
Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !