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Nichts ist so, wie es scheint – Giuseppe Arcimboldo

Nichts ist so, wie es scheint – Giuseppe Arcimboldo

Liebe Leute, als Kunstinteressierter, Museumsbesucher oder Leser unseres Kulturblogs mag man manchmal innehalten und sich darüber verwundern, welch hohe Anzahl an hervorragenden Künstlern jede Generation hervorgebracht hat. Die Zahl ist viel zu groß, als dass alle von ihnen weltberühmt werden konnten. Um aus der Menge der Mitstreiter herauszustechen gab es drei Möglichkeiten: den Qualitätslevel noch ein wenig anzuheben, einer neuen Stilrichtung anzugehören, oder dem Publikum etwas ganz Neues zu bieten. Die letzte der drei Möglichkeiten gelang dem heutigen Protagonisten unseres Kulturblogs: Giuseppe Arcimboldo.

Dass sein Geburtsdatum nur ungefähr, und aus seinen frühen Jahren so gut wie nichts bekannt ist, liegt an der Zeit, in der er lebte – die Renaissance. Erst in diesem Zeitalter begann der Mensch und seine Persönlichkeit in den Vordergrund zu treten und deshalb lassen sich oft Rückschlüsse auf den Künstler nur durch Datierungen seiner Arbeiten und Selbstportraits ziehen.

Wir wissen jedoch über ihn, dass er aus einer Familie von Geistlichen und Juristen abstammt, aber es waren auch Künstler, namentlich sein Vater, darin. Die erste urkundliche Erwähnung bezieht sich auf Arbeiten im Mailänder Dom in seiner Heimatstadt, bei denen er 1549 mit seinem Vater Glasfenster künstlerisch gestaltete und deren Fertigstellung zehn Jahre dauerte.
Die Qualität der Arbeiten des jungen Arcimboldo war derart beeindruckend, dass der kaiserliche Hof auf den Künstler aufmerksam wurde. Seit 1529 gehörte ganz Norditalien zum Habsburger Reich, und so kam es, dass der Künstler 1562 von Kaiser Ferdinand I. nach Wien berufen wurde. Dort machte er seine Arbeit als Porträtist und Kopist so hervorragend, dass er vom darauffolgenden Kaiser, Maximilian II., in seiner Arbeit übernommen und 1564 zum Hofmaler ernannt wurde. Wenige Jahre danach schuf er die erste der Serien, für die er Berühmtheit erlangte und die seinen Weltruhm in der heutigen Zeit begründeten.

Arcimboldo setzte seine Idee um, Bilder zu einem bestimmten Thema aus den dazu passenden Attributen zusammenzusetzen. Das Originelle daran war, dass die gewählten Objekte nicht etwa nur angehäuft wurden, sondern deren Arrangement eine, leicht zu erkennende, menschliche Form annahmen. In dieser Manier präsentierte er Kaiser Maximilian II. seine erste Serie: Die Jahreszeiten!
Eine Blütenpracht mit jungem Grün, wie sie nur der Frühling hervorbringt kennzeichnete das erste Bild. Der Sommer wurde durch verschiedenste Früchte und Gemüse repräsentiert und das Gewand war eine Kombination aus Kornähren und Stroh, worin er seine Signatur und die Datierung einflocht.

Der Herbst ist mit der Jahreszeit entsprechenden Flora umrankt und das Porträt dem Wein und spätem Gemüse gewidmet. Der Winter ist ein knorriger Mann aus Wurzelgeflecht, Baumschwämmen und immergrünem Blätterwerk.

Im Zeitraum bis 1569 verwirklichte Arcimboldo auch die zweite seiner aufsehenerregenden Serien: Die vier Elemente. Die Luft, die heute nicht mehr im Original erhalten ist, bediente sich bei der fliegenden Tierwelt und die Schönheit der Pfauenfeder schmückt die Kleidung des Porträts. Das Wasser beinhaltete den immensen Reichtum der Unterwasserwelt in beweglicher und unbeweglicher Form.

Feuer zeigte der Künstler nicht nur in seiner immateriellen Form, sondern in Gegenständen, Materialien und auch Waffen, die aus diesem Element hervorgehen. Die Erde wird von der heimischen und exotischen Fauna unseres Planeten repräsentiert, wobei die Abbildungen auf akribischen Naturstudien Arcimboldos beruhen.

Mit dieser Manier der Darstellung erwies sich Giuseppe Arcimboldo als hervorragender Vertreter des Manierismus, einer Stilrichtung am Ende der Renaissance und vor dem Zeitalter des Barock. Die Idee dieser Kunstrichtung war, den ganz eigenen Stil, also die Manier, des Künstlers zu forcieren und zum Ausdruck zu bringen. Durch diese neue Freiheit kam es zu, bis dahin, ungewohnten Sichtweisen auf überdehnte Körper, Kreuzabnahmen ohne Kreuz und überraschend originellen Auffassungen der Kunstschaffenden.

Auf Grund seines originellen Erfindungsreichtums schickte Maximilian II. Arcimboldo im Jahre 1570 nach Prag, um einen Festzug mit mythologischen Themen zu inszenieren. Giuseppe zeigte Talent auch für diese Sache und errang bald die Bewunderung der Prager Bürger für den Ideenreichtum bei der Umsetzung derartiger Feste. Aber auch der Kaiser schätzte sein Talent, denn spektakuläre Veranstaltungen erhöhten Maximilians Macht und Beliebtheit.

Dass auch der nächste habsburgische Kaiser sich der Dienste Arcimboldos versicherte, muss uns nicht unbedingt verwundern, denn das war Rudolf II., der in punkto Kunstbegeisterung und Sammelwut fast alle seiner Vorgänger und Nachfolger in den Schatten stellte. Ab 1575 war der Künstler Hofmaler für diesen Kaiser und befand sich damit in guter Gesellschaft, denn nur die bedeutendsten Kunstschaffenden dieser Zeit, aber auch Alchemisten Wissenschaftler, wie Johannes Kepler und Tycho Brahe, waren am Prager Hof versammelt.

 

Rudolf II. bestellte bei Giuseppe eine zweite Serie der Jahreszeiten, die der Maler auch ablieferte und auch ein Porträt des Kaisers aus Obst und Gemüse entstand in den Jahren im Prager Schloss.
Giuseppe Arcimboldo stand nahezu 25 Jahre in den Diensten der Habsburger und erst 1587 erhielt er die kaiserliche Erlaubnis nach Mailand zurückzukehren. Zuvor jedoch wurde er in den Adelsstand mit eigenem Wappen erhoben. 1592 erhielt er noch den nicht erblichen Titel eines Hofpfalzgrafen und ein Jahr später verstirbt der Künstler, hoch geehrt, in seiner Heimatstadt.

 

Liebe Leute, Arcimboldo beeindruckte nicht nur als Maler seiner ungewöhnlichen Porträts, sondern er entwickelte nebenbei eine hydraulische Maschine, arbeitete an einem Museumsprojekt und versuchte seine Theorie, dass zwischen Farbnuancen und Musiktönen eine Beziehung besteht, wissenschaftlich zu fundieren. Beliebtheit erlangten auch seine Umkehrbilder, die man in normaler Position oder auf den Kopf gestellt, verschieden sehen konnte. Nach dem Tod des Künstlers wurde es ruhiger um seine Kunst, jedoch im 20. Jahrhundert war er durch sein Werk ein Wegbereiter des Surrealismus.

 

Fest steht aber auch, dass die Kunstgeschichte ohne seine verblüffenden Arbeiten um eine bezaubernde Variante ärmer wäre!
Euer, Kultur Jack!

Beitragsbild: FQEqQOMa4_Klgg at Google Cultural Institute

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !