Seite auswählen

Kultur-Frühling in Wien

Kultur-Frühling in Wien

Liebe Leute, der Winter ist vorbei, der Frühling zeigt sich in seiner ganzen Fülle und Pracht, also lasst uns rausgehen und einen kleinen Kultur-Spaziergang durch Wien machen. Um niemanden zu überfordern und es überschaubar zu halten, werden wir uns in unserem Kulturblog auf den 1. Bezirk beschränken.

Im 16. Jahrhundert war Wien eine der größten Städte Europas und das Machtzentrum der Habsburger. Die Türken hatten 1453 Konstantinopel, danach auch große Teile der Balkanhalbinsel erobert und dem Osmanischen Reich angegliedert. 1526 wurde Ungarn unterworfen und 3 Jahre später standen sie vor den Toren des „Goldenen Apfels, wie die Osmanen Wien nannten.

Wien konnte von 17.000 Bürgern, Soldaten und Söldnern mit 72 Kanonen gegen 100.000 Osmanen und 300 Kanonen verteidigt werden.

Und auf Grund dieses historischen Ereignisses machen wir bei unserm Spaziergang zum ersten Mal, am Fleischmarkt Ecke Griechengasse, halt. Wir gehen durch das Tor – das Haus kann man problemlos betreten- und an der linken Wand finden wir 3 Belagerungs-Geschosse, sogenannte Türkenkugeln. Da die Kugeln so dicht beieinander sind, kann man sich die Heftigkeit, der damaligen Kampfhandlungen, recht gut vorstellen. Diese Relikte stecken seit 490 Jahren in dieser Mauer und sind recht anschauliche Zeitzeugen der geschichtlichen Vergangenheit unserer Stadt.

 

Nicht weit entfernt, in der Bäckerstrasse 12, erinnerte mich ein Wandfresko an eine Wiener Sage, welche ich in der 70er- Jahren las. Die Erzählung heißt – „Wo die Kuh am Brett spielt“- und es zeigt sich, dass in jeder Sage wirklich ein Körnchen Wahrheit ruht, denn die Abbildung wurde erst 1987 bei Renovierungsarbeiten wieder freigelegt. Entstanden ist das Fresko im 16. Jahrhundert, und soll ungefähr 200 Jahre sichtbar gewesen sein.

 

Wen die Sage interessiert, hier ein Link dazu:

Wo die Kuh am Brett spielt
Quelle: www.sagen.at

Wir gehen weiter über den Stephansplatz und Graben, passieren Am Hof und Freyung und steuern durch die Teinfaltstraße – nicht ohne einen Blick auf das Drei Mäderl-Haus zu werfen, das Wiener Rathaus an. Dort begegnet uns in der Felderstraße 6-8 eine seltsame Figur- ein Ritter, voll von eingeschlagenen, rostigen Nägeln.

 

Ursprünglich stand der „Wehrmann aus Eisen“ von 1915-1919 am Schwarzenbergplatz und jedermann konnte gegen eine Spende einen Nagel einschlagen. Insgesamt sollen 500.000 Nägel verbraucht worden sein, und der Erlös der Aktion kam Witwen und Waisen der im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten zugute. Danach kam der Ritter in ein Depot und später in ein Museum. 1934 errichtete man am Heldenplatz eine Gedenkstätte für die im Weltkrieg getöteten Soldaten und man erinnerte sich wieder des Wehrmanns. Diesmal bekam die Figur, wieder am Schwarzenbergplatz stehend, einen neuen Sockel und dieser wurde mit Nägeln bestückt.

 

Der Erlös kam dem neu geschaffenen Ehrenmal zugute. Nach 5 Monaten war das Ereignis vorbei und der „Wehrmann“ bekam seinen heutigen Aufstellplatz unter den Arkaden neben dem Rathaus.

Der Abschluss unseres Wien-Spazierganges bietet Freunden moderner Malerei ein seltenes Vergnügen, welches sie sobald nicht wieder erleben werden. Dazu gehen wir über den Ring zum Kunsthistorischen Museum und sehen uns die Sonderschau über Mark Rothko an.

Mark Rothko gehört zu den bedeutendsten Vertretern des Abstrakten Expressionismus und ist Wegbereiter der Farbfeldmalerei. Seine Hauptwerke gliedern sich ab 1950 in vertikale oder horizontale Farbflächen, oft auch übereinander gestapelt, die zu Kontemplation und Meditation animieren. Rothko legte auf die Beziehung zwischen Betrachter und Bild immer größten Wert und war auch deshalb sehr anspruchsvoll, bezüglich der Hängung seiner Bilder.

 

In dieser Ausstellung, welche sich über 4 Räume erstreckt, kann man sehr gut die Entwicklung vom Gegenständlichen zur Abstraktion nachvollziehen, weil die Bilder sich über einen Zeitraum von 40 Jahren erstrecken.

 

Rothko hatte sehr genaue Vorstellungen was seine Bilder betraf. So bestellte das Four Seasons – Restaurant in New York einige Bilder bei ihm, die der Ausschmückung des Gourmet – Tempels dienen sollten. Als  der Künstler das Lokal besichtigte, war er entsetzt darüber, dass dort seine Werke hängen sollten, stornierte den Auftrag und gab die hohe, bereits geleistete, Anzahlung zurück.

 

Er soll auch stundenlang vor begonnen Arbeiten gesessen sein, bevor er sich über die nächste, zu verwendende Farbe entschieden hatte.

 

Seine ruhigen, nebeneinander liegenden Farbnebel  vermitteln dem Betrachter das Gefühl von Leichtigkeit und schweigender Schönheit.

 

So, liebe Leute, mit diesem Museumsbesuch beenden wir unseren Spaziergang durch Wien. Ein Tipp noch für Stadtwanderungen: Kopf hoch, sonst versäumt ihr eine Menge beeindruckender Architektur!

Euer Kultur Jack!

Über den Autor

Kultur Jack

Vor längerer Zeit in Wien geboren, und bis heute mit der Ortswahl glücklich! Da man von kultureller Leidenschaft allein schwer leben kann, bin ich, im kaufmännischen Bereich, selbständig tätig. Meiner Meinung nach, sollte man geistige Genüsse, nach deren Entdeckung, teilen und weitergeben, damit so viele Menschen wie möglich davon berührt werden. Es liegt ja auch im Sinne des Künstlers, sonst würde er ja kein Buch drucken lassen, oder Bilder zur Schau stellen. Mehr über mich !